Haapsalu (Haapsal)
Wir hatten überlegt, über die Insel Hiiumaa nach Haapsalu zu fahren. Bevor wir Ende April zu unserer Baltikumtour aufbrachen, fragten wir uns, was wir wohl die ganze Zeit machen sollen, denn bis Tallinn sind es nur rund 1200km. Jetzt sind schon zweieinhalb Monate vergangen und wir sind immer noch nicht in Tallinn. Deshalb ließen wir die ursprünglichste estnische Insel aus und fuhren wieder mit der Fähre über die Väikestraße zurück auf´s Festland. Es war mit Abstand die längste Etappe bisher, 171km.
Haapsalu wurde uns unterwegs wegen seines alten Bahnhofs ans Herz gelegt. Dieser war dann auch gleich die erste Station unseres Stadtbummels durch das baltische Seebad. Eigentlich ist es ein Eisenbahnmuseum, denn vor dem sehr hübschen und langen Bahnhofsgebäude, 1893 ganz aus Holz gebaut, stehen verschiedene Lokomotiven und Waggons, um die sich leider niemand mehr kümmert. Viele Loks und Waggons befinden sich schon in einem erbärmlichen Zustand. Wegen der Länge des Bahnhofsgebäudes wurde es Kegelbahn genannt. Es ist inzwischen ein Museum und tadellos rekonstruiert.
Als nächste Station steuerten wir die alte Bischofsburg Piiskopilinnus an. Seit dem 13. Jahrhundert Sitz des Bischofs von Ösel-Wiek, ist sie heute nur noch eine Ruine. Man ist allerdings dabei, einen Teil der Burg wieder herzustellen. Nur die zur gleichen Zeit (1270) gebaute Domkirche strahlt noch in altem Glanz.
Man sollte ein wenig durch die Altstadt schlendern und die alten, schönen Holzhäuser bewundern, die uns inzwischen schon fast die ganze Reise durch das Baltikum begleiten. Sehr schön ist auch die Promenade mit dem alten Kurhaus und dem Konzertsaal aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Haapsalu hat in den letzten Jahrhunderten berühmte Gäste begrüßen dürfen. 1715 war der russische Zar Peter der Große zu Gast. Damals bewohnte er das Haus in der Rüütli 4. Man findet es, wenn man vom im Wasser stehenden Pavillon aus die Straße bergauf geht, gleich an der nächsten Kreuzung. Die Zarenfamilie Romanow war wegen der Schlammbäder hier zur Kur, und der Komponist Peter Tschaikowsky verbrachte den Sommer 1867 in der Stadt, um an seinem ersten großen Musical zu arbeiten.
Das Wohnmobil steht auf dem Parkplatz am Strand, in der Nähe der Marina.