Kaunas
Manche Quellen meinen, dass es nicht schlimm wäre, wenn man Kaunas nicht besucht. Wir finden, es wäre extrem schade, Kaunas nicht gesehen zu haben. Die Altstadt liegt direkt an der Stelle, wo die Neris in die Memel fließt. Hier treffen wir also die Memel wieder, deren Delta wir im Frühjahr besucht haben. Während das Wasser der Neris viele Sedimente enthält, ist das Wasser der Memel hier noch glasklar und dunkel. Die Spitze zwischen den zwei Flüssen wird vom Santakos Park eingehüllt. Erst dann beginnt die Altstadt von Kaunas. Von der alten Burg ist außer einem rekonstruierten Turm und einem Stück Mauer nichts mehr übrig.
Am Kloster vorbei erreicht man dann den Rathausplatz, der von vielen großen Bäumen beschattet wird. Das weiße kirchenähnliche Gebäude, mit dem hohen Turm, ist das Rathaus. Die doppeltürmige Kirche, die man leicht für das Rathaus halten könnte, ist die Jesuitenkirche. Die Kathedrale Peter und Paul ist der unauffälligste Bau der drei dominierenden Gebäude. Der Innenraum der Kathedrale ist dafür sehr prächtig. Aus der kleinen Orgel dringen gewaltige Töne, wenn man eine Hörprobe davon bekommt.
Die Altstadt besteht aus der autofreien Hauptstraße Vilniaus gatve. Leider stehen so viele Sonnenschirme vor den vielen Kneipen, dass von den prächtigen Häuserfassaden kaum etwas zu sehen ist. Man sollte aber auch durch die kleinen Gassen schlendern. Die meisten sind sehr ruhig, die Häuserfassaden fast alle sehr schlicht, mit ein paar Ausnahmen.
Ein Hingucker ist das „House of Thunder“, ein Backsteinbau vom Ende des 15. Jahrhunderts. Über die Jahrhunderte hatte es viele Besitzer und Nutzungen.
Da wir gerne Mikrobrauereien besuchen, ließen wir die von Kaunas nicht aus. Im alten Gewölbekeller der „Kaunas Bar“ ist die sehr kleine Brauerei zu finden. Sie existiert erst seit dem Jahre 2000 und wurde schon mehrfach für ihr Bier ausgezeichnet. Die Marke heißt Avilys. Uns hat es geschmeckt.
Die Promenade am Ufer der Memel wird gerade erneuert. Am anderen Ende der Brücke, aus dem Jahre 1948, ist eine Standseilbahn zu finden, die zum Aussichtspunkt führt. Diese Bahn wurde am 5. Dezember 1935 eröffnet und zählt somit zu den ältesten Standseilbahnen in Europa. Es ist die einzige ihrer Art, die im Baltikum übriggeblieben ist. Die beiden hölzernen Wagen fassen je 25 Personen, die über eine Strecke von 132,9m und eine Steigung von 18° transportiert werden. Die Fahrt hoch und runter kostet 1,40€. Der Aussichtspunkt wird zwar ebenfalls gerade erneuert, aber links neben dem Zaun hat man trotzdem die Möglichkeit, über Kaunas zu blicken.
Es war gerade Markttag (Samstag) und wir erstanden einen schönen geräucherten Wels, für nur 7,50€ pro Kilo. Schon in Zarasai kauften wir einen geräucherten Wels (10,-€/Kilo) und waren vollauf begeistert. Der Fisch schmeckt uns wesentlich besser als geräucherter Aal, genauso fettig ist er auch.
Das Womo hatten wir auf dem Kaunas Camping an der Neris stehen. Der Platz ist ganz gut, aber der Autobahnlärm unter der Woche nicht auf die Dauer zu ertragen. Am Wochenende geht es halbwegs. Der Bus brachte uns zum Zentrum. Aussteigen muss man am großen Kreisel am iki-Markt. Der andere Camingplatz Kaunas Camp Inn war rappelvoll. Das ist kein Wunder, da direkt nebenan ein Badestrand zu finden ist. Die Stellplätze dort ähneln eher einem Zeltplatz, ganz und gar willkürlich, zwischen Bäumen und kaum gerader Boden.
Es ist heiß und wir haben es endlich geschafft, nach zwei Monaten Rundreise durch die Baltischen Staaten, die lettische Rote-Beete-Suppe zu machen. Sie wird richtig kalt gegessen und schmeckt echt frisch. Dafür raspelt man gekochte Rote Beete und Salatgurke, schneidet hart gekochte Eier hinein (sehr fein), gibt reichlich Dill hinein, würzt mit Salz und Pfeffer und füllt das ganze mit Kefir auf. Es muss eine schöne geschmeidige Suppe entstehen. Das Rezept ist überall im Internet zu finden und es ist eine schöne kalte Wohltat in der Hitze.