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Reisen rund um die Welt

Commissario Montalbano

Wir haben diese Krimiserie sehr gerne gesehen, weil das Wetter immer so toll ist, die Farben strahlen, die Schauplätze sehr einladend sind und vor allem, weil der Commissario mit seiner gelassenen, sizilianischen Art ziemlich fesselnd ist.
Durch die Reiseplanung erfuhren wir, dass die meisten Drehorte zwischen Ragusa und Marina di Ragusa im Südosten der Insel zu finden sind. Da wir einige Wochen in diesem Gebiet verbringen, Punta Braccetto, blieb uns genug Zeit, einige der Schauplätze anzusehen.

Über das Castello di Donnafugata haben wir schon berichtet. Das Schloss ist in der Serie der Sitz des Mafiabosses Sinagra, ein Widersacher des Commissario Montalbano.

Einige Szenen entstanden in Ragusa, wo seitdem einige Straßen und Einrichtungen in Montalbano umbenannt wurden. Sehenswert ist vor allem Ragusa Ibla, die Altstadt, die auf einer Bergspitze thront. An vielen Stellen fallen die Felsen fast senkrecht ab. Den besten Blick auf Ragusa Ibla hat man vom Vorplatz der Kirche Maria delle Scale, die am Rande des neuen Ragusa steht.

Ansicht von Ragusa Ibla

In Ragusa Ibla beginnt man am besten den Bummel an der Piazza Duomo. Er ist abschüssig und an seinem oberen Ende steht der barocke Dom. Durch die erhöhte Lage sieht er noch beeindruckender aus. Eine große Treppe führt zum Hauptportal, doch das Tor davor ist geschlossen. Der Zugang zum Dom befindet sich seitlich, links die Treppe hinauf. Das Innere ist schön hell gestaltet und nicht zu protzig.

Domplatz von Ragusa Ibla

Wie viele Städte im Osten Siziliens wurde auch Ragusa durch das schwere Erdbeben 1693 stark zerstört. Im 18. Jahrhundert baute man die Altstadt im Barockstil wieder auf, wenn auch nicht so imposant wie Noto. Seit 2002 gehört die Stadt zum UNESCO-Welterbe. Trotzdem macht es Spaß, durch die Gassen zu schlendern. Bei unserem Besuch, es ist sehr kalt für sizilianische Verhältnisse und Ragusa liegt auf 520 Meter über dem Meer, blies eine eiskalte Brise durch die Stadt.

Brunnen waren im Barock ein wichtiges Stilelement


Vom Domplatz führt der Corso XXV. Aprile hinunter bis zum Garten „Giardino Iblea“. Dabei kommt man an neueren und alten Gebäuden vorbei. Teilweise wurden alte Stücke, die aus den Trümmern des Erdbebens geborgen wurden, in die neuen Fassaden integriert. Das fanden wir eine sehr gute Idee. Viele Souvenirläden, Spezialitätengeschäfte, Kneipen und jede Menge Kirchen säumen die Hauptachse Ragusa Iblas.
Ziemlich am unteren Ende des Corso XXV. Aprile, rechts in einer Gasse versteckt, ist die Trattoria „La Rusticana“ zu finden. Der Eingang ist sehr alt, dahinter sieht alles neu und modern aus. In diese Trattoria kehrt Commissario Montalbano manchmal ein.

Trattoria „La Rusticana“

Der Garten „Giardino Iblea“ bildet den unteren Abschluss Ragusa Iblas und besetzt eine Felsnase hoch über dem Fluss Irminio. Vom Balkon des Gartens blickt man weit in das Tal hinein. Man spaziert durch eine Palmenallee oder durch kleine Wege, an Brunnen und einer Kirche vorbei.

Giardino Iblea

Am besten stellt man das Auto unterhalb der Altstadt ab und erklimmt dann den Felsen über Treppen und Aufgänge. Durch einige unscheinbare Tore betritt und verlässt man Ragusa Ibla.

Eine schöne Fahrradtour hat man entlang der Küste zwischen Punta Secca und Marina di Ragusa. Man kann sie aber auch bis nach Sampieri erweitern. Da wäre zuerst der Torre Scalambri in Punta Secca, der seit 1593 an dieser Stelle steht. Er diente als Verteidigungsturm gegen die Türken, Sarazenen und andere potenzielle Angreifer, die über das Meer kamen. Der Turm gehört zu einer Kette mehrerer Verteidigungstürme. Nach mehrmaligen Renovierungen beherbergt der Torre Scalambri heute ein kleines Café.

Torre Scalambri

Gleich gegenüber steht das Montalbano-Haus, in dem der Commissario in der Serie wohnt. Eine herrliche Terrasse direkt über dem Strand lädt zum Träumen in ruhigen Stunden ein. Allerdings muss der Commissario irgendwo anders schwimmen gehen, denn direkt vor dem Haus ragen viele Felsen aus dem Wasser heraus. Ungetrübtes Schwimmvergnügen geht da nicht.
Das Montalbano-Haus ist in der Realität ein 3-Sterne-Ferienhaus. Im Winter ist es wohl verlassen, denn die Fensterläden sind alle geschlossen.

Casa di Montalbano

Das kleine Örtchen Punta Secca ist sehr hübsch. Es besitzt einen kleinen Hafen, einen Leuchtturm und eine kleine Promenade.

Nun muss man auf die Durchgangsstraße zurück, um bald darauf erneut auf eine kleine Küstenstraße, Lungomare Delle Anticaglie, zurückzukehren. Hier befinden sich mehrere kleine Ausgrabungen, die zur Anlage Camarina gehören. Es waren wohl Wohngebäude. Die meisten von ihnen wären spätestens jetzt im Meer versunken. Einige der Grundmauern wurden freigelegt und säumen die Küstenstraße rechts und links.

Ausgrabungen alter Grundmauern

Weiter geht es durch die Ortsteile Caucana und Santa Barbara nach Marina di Ragusa. In Santa Barbara wurde ein toller Fahrradweg angelegt. Der angrenzende Fußweg ist mit kleinen Buchten versehen, von denen aus man das Ambiente genießen kann. Strand gibt es hier allerdings keinen, sondern nur Sandsteinfelsen, welche den Zugang zum Wasser nicht eben erleichtern.

Santa Barbara

Marina di Ragusa war der Hafen für die im Landesinneren liegende Stadt Ragusa. Heute tummeln sich hier Boote und Yachten im Hafenbecken, welches 2004 neu gestaltet wurde. Alles ist hell und freundlich angelegt und lädt zum Bummeln ein. Über die Promenade, am langen Sandstrand entlang, erreicht man das Zentrum von Marina di Ragusa. Sonntags ist es sehr voll, denn dann sind die Einheimischen in der Stadt unterwegs. Wochentags ist man fast alleine in den Gassen. Da kann man ganz gemütlich auf dem Platz am Torre Cabrera zu Kaffee und Eis einkehren und in der Sonne sitzen.

Torre Cabrera in Marina di Ragusa

In Donnalucata, einem größeren Urlaubsort, ist jetzt im Winter nichts los. Es ist auch nicht wirklich viel zu sehen. Zwischen der Altstadt und dem Meer hat man eine neue breite Promenade angelegt. Der kleine Hafen mit den zwei begrenzenden Molen ist wohl eine Fehlkonstruktion, denn es wird jede Menge abgestorbenes Seegras hinein gespült, welches sich am Ende des Hafenbeckens sammelt. Boote sind da keine zu finden. Der benachbarte lange Sandstrand liegt verlassen da.

Promenade von Donnalucata

Sehr zu empfehlen ist dagegen das kleine ehemalige Fischerdorf Sampieri. Der Ortskern ist wirklich winzig, aber alles strahlt in hellem Sandstein. Die neue Promenade ist sehr hübsch und es stehen sogar Bänke zum Ausruhen und Auf-das-Meer-schauen bereit. In der Ferne ist die alte Ziegelei zu sehen. Dazwischen liegt der Strand von Sampieri, an den eine kleine Wanderdüne grenzt.

ehemaliges Fischerdorf Sampieri

Teile von Sampieri dienen in der Serie Commissario Montalbano als Drehorte. Ein sehr bekannter Schauplatz ist die alte Ziegelei Fornace Penna (im Film alte Thunfischfabrik „Mannara“), deren Besuch vor allem für Baubegeisterte interessant ist. Das Hauptgebäude besteht gänzlich aus weißem Kalkstein. Hohe, schlanke und mehrstöckige Bogenwände lassen staunen. Die Decken existieren nicht mehr und der Verfall der schönen hohen Wände ist auch nur noch eine Frage der Zeit. Von 1909 bis 1912 erbaut, musste die Ziegelherstellung schon im Januar 1924 eingestellt werden. Die Folgen einer Brandstiftung waren so schwerwiegend, dass die Fabrik nie wieder aufgebaut wurde. Heute ist sie ein Objekt der Industriearchäologie.

alte Ziegelfabrik bei Sampieri

Zum Komplex gehört ein kleines Nebengebäude, welches ebenfalls eine Ruine ist. Dies war der Maschinenraum u.a. mit zwei Hammermühlen. Beeindruckend ist der doppelwandige, gemauerte Schornstein mit einer Höhe von 41 Metern. Auf jeden Fall ist es eine schöne Anlage, die nahe der felsigen Kalksteinküste steht.

Ein anderes Ziel, eigentlich das Herz in der Montalbano-Serie, ist die wunderschön gelegene Stadt Scicli, einige Kilometer von der Küste entfernt. Wenn man auf der Straße aus Westen nach Scicli kommt, gibt es eine Stelle, an der man einen herrlichen Blick auf die zwischen mehreren Berghängen eingeklemmte Stadt hat. Es scheint, als würden die Gebäude rund um das Zentrum hilfe- und lichtsuchend an den Hängen hochklettern. Daher werden auch in Scicli viele Höhenunterschiede mit Treppen überwunden.
Das Rathaus im Zentrum von Scicli dient in der Montalbano-Serie als Polizeiwache, also die Arbeitsstätte des Commissario Montalbano.

Rathausplatz von Scicli

Gleich nebenan steht die Kirche San Giovanni Evangelista. Hinter der barocken Fassade verbirgt sich ein sehr attraktives Inneres. Während die meisten Kirchen auf Sizilien eher schlicht ausgestattet sind, besticht diese Kirche durch reiche, filigrane Malereien und Stuckarbeiten in Weiß, Blau und Gold. In der Mitte des Deckengewölbes prangt ein ovales Gemälde.

Innenraum der Kirche San Giovanni Evangelista

In der gleichen Straße, gleiche Seite, nur ein paar Häuser weiter, findet man die Antica Farmacia. Die Apotheke ist an die andere Seite des Rathausplatzes umgezogen, aber die alten Räumlichkeiten existieren noch, seit 2014 als Museum. Auch diese alte Apotheke spielt eine Rolle in der Montalbano-Serie.

Antica Farmacia

Schon in der Antike ein wichtiges Zentrum, erfuhr Scicli 1693 das gleiche Schicksal wie alle anderen Städte im Osten Siziliens. Heute gehört die Stadt wie Ragusa, Modica und Noto zum UNESCO-Welterbe. Der Anteil der Barockbauten ist zwar etwas geringer, aber ein Besuch ist unbedingt empfehlenswert. Ein schönes Detail, welches das Stadtzentrum auflockert, ist der noch nicht so sehr alte, ausgemauerte Kanal, der teilweise überbaut ist. Bevor es diesen Kanal gab, haben nach starken Regenfällen ungebändigte Wassermassen große Zerstörungen in der Stadt angerichtet.

Kanal als architektonisches Detail

 

 

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