La Scala dei Turchi
Westlich von Porto Empodocle, am Punta Grande, locken die spektakulären Cliffs aus weißem Kalkstein. Die Scala dei Turchi passen nicht in das an der Küste übliche Bild. Hier hat die Natur etwas ganz besonderes geschaffen. Vom Aussichtspunkt ein paar hundert Meter westlich des Cliffs hat man einen schönen Blick auf die weiße Felsnase. Sie ist allerdings nur bei Sonnenschein gleißend weiß, sonst erscheint sie in fahlem Grau.
Scala die Turchi heißt übersetzt „türkische Treppe“. Der Name kommt von einer Legende. Die Schiffe marodierender Araber und Türken fanden in der Bucht mit den weißen Felsen einen schützenden Hafen. Über die natürliche treppenförmige Felsformation erreichten sie die oberhalb liegenden Dörfer und die Stadt Realmonte.
Es gibt keinen direkten Weg nach unten, sondern der Zugang muss östlich des angrenzenden Strandes genommen werden. Von dort aus, es sind einige Stufen nach unten zu steigen, ist es ein Fußweg von etwa 300 Metern zur türkischen Treppe. Der Felsen darf betreten werden und so zieht es viele Touristen dort hinauf. Schon der Anblick der weißen treppenförmigen Felsformation ist unglaublich, die ganz oben von gelbbraunem Sandstein gekrönt wird. Dort wo die Treppe nicht betreten werden kann, ist die sehr interessante Struktur des Felsen sichtbar. Ansonsten haben die Tritte der Touristen den Kalkstein glatt geschliffen.
Dieser Ort ist so schön, dass man sich kaum wieder von ihm trennen kann. Wenn man die Stufen, die man zum Strand hinunter kam, wieder hochgestiegen ist, wartet ein kleines Café auf den Besuch. Von dessen Terrasse kann man noch einmal die Aussicht über das Meer genießen, allerdings ohne türkische Treppe.
Nach diesem Erlebnis ist ein kleiner Abstecher nach Porto Empodocle empfohlen. Die Stadt sieht recht neu aus. Sie besteht aus einer Unter- und einer Oberstadt. Porto Empodocle ist heute der Hafen von Agrigento. In der Antike hatte diese Funktion der heutige Ort San Leone inne, wo wir auf dem Campingplatz stehen. Der Hafen von Porto Empodocle ist wenig sehenswert, aber von hier starten Fähren zu den vorgelagerten Inseln Lampedusa und Linosa.
Am Hafen steht auch der Torre Karl V., einer der Verteidigungstürme an der sizilianischen Südküste. Dieser hier wurde rekonstruiert und hat ein besonderes Extra. Im 2. Weltkrieg baute man auf das Dach des Turmes einen MG-Bunker. Ob der im Ernstfall seinen Dienst auf einem Turm aus Mauerwerk tun konnte?
Die Fußgängerzone von Porto Empodocle, Via Roma, ist dagegen recht nett und im Sommer sicher ein Anziehungspunkt. Bronzeplastiken, Treppen mit Fliesen belegt, nach dem Beispiel der Scala di Caltagirone, die Kirche und die Wohnhäuser mit ihren netten Balkonen säumen die Allee zwischen ihnen.
Zwischen der Scala dei Turchi und Porto Empodocle wurden die Überreste einer römischen Villa ausgegraben. Die Villa Romana di Durrueli stammt aus dem 1. Jahrhundert. Das Gelände ist zwar geschlossen, aber von der Straße aus sind die Ruinen zu sehen.
Auf dem Rückweg nach San Leone kauften wir in einem der Fischläden eine Sepia, um ein Rezept aus dem sizilianischen Kochbuch nachzukochen. Der Verkäufer meinte zwar, er wolle die Sepia küchenfertig machen, aber wir konnten ihm nicht beibringen, dass wir die Tintenblase in heilem Zustand brauchten. So nahmen wir sie im Ganzen mit. So eine Sepia kann man nur zurecht machen, wenn man genug fließendes Wasser hat, ist also nix für Camper außerhalb eines Campingplatzes.
Es war unsere erste Sepia, die ein Gewicht von fast 1,2kg hatte, also recht groß. Im Internet sagt man, dass sich die Tintenblase zwischen den Tentakeln befindet. Das Heraustrennen des Kopfes mit den Tentakeln war schon eine schwierige Aufgabe. Um die großen Augen herauszubekommen, musste ich mit dem Messer herangehen. Das Entfernen des Schnabels war dann leichter. Als ich bei der Arbeit war, kam der benachbarte Camper. Als er sah, was ich dort veranstaltete, wünschte er mir ganz höhnisch „viel Spaß“.
Nun mussten die Innereien aus der Tube. Hier dachte ich dann, dass die Tintenblase schon im Laden entfernt worden wäre. Das war ein Irrtum. Bei dem Versuch, die Innereien herauszubekommen, zerstörte ich die Tintenblase und eine unendliche Schweinerei nahm ihren Lauf. Ich konnte noch soviel Tinte retten, dass es für zwei Portionen reichte. Nun hatte ich alles auseinander und spülte die Tintenfischteile unter fließendem Wasser ab, was echt schwer war, denn die Tinte hatte sich überall und in alle Ritzen verteilt. Als letztes musste die Haut abgezogen werden. Bei den Kalmaren, die wir einmal zubereiteten, war dies ganz leicht. Anders bei der Sepia. Nachdem ich den Schulp, das Rückgrat der Sepia entfernt hatte, fiel die Tube zusammen, was das Enthäuten nicht gerade erleichterte. Am Rücken blieb also nur noch eine Haut übrig, die ich herausschnitt. Nach gefühlten drei Stunden war die Sepia dann endlich küchenfertig und konnte für unser Rezept „schwarze Spaghetti mit Tintenfisch“ verwendet werden. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal machen würde. Es war echt eine Schweine-Arbeit.