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Reisen rund um die Welt

Valle dei Templi – Agrigento

Seit Anfang Januar haben wir auf Sizilien wechselhaftes Wetter mit Sonne, Regen und Sturm. Die Temperaturen liegen um die 10 Grad, nur selten auch mal bei 15 Grad. Wir müssen jeden Tag die Heizung laufen lassen. Auf unserer Spanien-Rundreise vor zwei Jahren geschah dies nur zweimal im halben Jahr.

In Agrigento wollten wir auf einem Truck-Parkplatz frei stehen, aber der existiert nicht mehr. Also müssen wir wieder auf einen Campingplatz. Der Camping Valle die Templi in San Leone lockt seine Gäste mit einem Angebot: 100,-€ für 7 Nächte. Zudem stehen wir geschützt vor den oft starken Winden. In Agrigento und Umgebung gibt es einiges zu sehen, außerdem sind einige Regentage im Anmarsch, so dass die 7 Tage Aufenthalt in Agrigento gut angelegt sind.

San Leone unterhalb von Agrigento

Das Highlight in Agrigento ist das Tal der Tempel, das Valle dei Templi, gerade 2,5km vom Campingplatz entfernt. Es ist das größte Ausgrabungsgebiet einer griechischen Stadt, sie hieß Akragas, außerhalb Griechenlands. Seit 1997 wurde es von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Für 10,- Eintritt bekommt viele Tempel zu sehen, die zum Teil noch gut erhalten sind. Aber auch antike Grabanlagen verschiedener Arten sind zu besichtigen.

Der Besuch des Archäologischen Museums kostet noch einmal 5,-€, der Lageplan des Geländes kostet zusätzliche 1,20€. Museen mit griechischen Artefakten haben wir auf unseren Reisen inzwischen genug gesehen. Google Maps ersetzt den Lageplan. Der Besuch des Außengeländes ist jedoch ein Muss für alle, die sich für griechische Kultur begeistern. Wir betraten das Gelände durch das Tor V, aber es gibt mehrere Tore, die den Eingang ermöglichen.

Die Stadt Akragas wurde im 6. Jahrhundert vor Chr. gegründet. Die griechische Zeit dauerte vom 4.-2. Jahrhundert vor Chr. Das Ausgrabungsgelände erstreckt sich ca. 2km entlang eines Sandsteincliffs. Am westlichen Ende steht der Dioskuren- oder Kastor und Pollux-Tempel, der einst aus drei Teilen bestand. Die Rekonstruktion einer Tempelecke aus dem lokalen Sandstein stammt aus dem Jahre 1836.

Dioskuren- oder Kastor und Pollux-Tempel

Auf dem Weg nach oben passiert man das Tor V, die ehemalige Porta Aurea. Die Stadt wurde durch eine Mauer geschützt, die sich teilweise direkt am senkrecht abfallenden Cliff entlang zog. Heute ist nichts mehr davon übrig. Nur noch ein Durchgang zeugt davon, dass es hier einmal ein Stadttor gab.

Als nächstes kommt man zum Zeus-Tempel, der eine Fläche von 56,3×112,7m einnahm und der größte Tempel auf Sizilien war. Es ist kaum mehr zu erkennen, was wo dazugehört. Eigentlich sind es nur noch große Steinhaufen. Einige Wasserbecken sind zu erkennen, sowie zwei stark zerstörte, liegende Figuren (Kopien), den sogenannten Telamonen. Diese 8 Meter hohen Figuren stellten die von Zeus unterjochten Naturgewalten dar. Sie stützten zusammen mit den Säulen des Tempels die Dachkonstruktion. Die originalen Statuen sind im Museum zu besichtigen.

Telamon im Zeus-Tempel

Der Unterbau des Stufenaltars, auf dem Tiere wie Schafe oder Ochsen den Göttern geopfert wurden, ist noch recht gut erhalten. Allerdings soll dieser Altar einmal 180m lang gewesen sein, so dass bis zu 100 Ochsen gleichzeitig geopfert werden konnten.

Unterbau des Oferaltars des Zeus-Tempels

In der näheren Umgebung sind weitere Wasserbecken, Brunnen und Grundmauern zu erkennen. Über eine neue Brücke, unter der die heutige Straße verläuft, erreicht man die höhergelegenen Teile der Ausgrabungsstätte. Als nächstes steht man vor dem Herkules-Tempel. Acht wieder aufgerichtete Säulen vermitteln eine wage Vorstellung von der Größe des Tempels.

Herkules-Tempel

Zwischen dem Herkules-Tempel und dem Cliff ist der Verlauf der antiken Straße zu sehen, mit tiefen Rillen durch die Wagenräder. Hier ist auch zu erkennen, dass im Laufe der Jahrtausende Erdbeben und Erosion stark an dem Felsen genagt haben, denn die Straße hört am Abhang auf. Es fehlt ein ganzes Stück der Felskante.

antike Straße entlang der Tempel

Nun folgt die Villa Aurelia aus dem 19. Jahrhundert, die im Stil des alten Griechenland erbaut wurde. Hinter dem dazugehörigen Grundstück wurde eine Nekropole aus den 5./6. Jahrhundert ausgegraben. Wahrscheinlich siedelten die nachrömischen Einwohner aus dem Tal im 9. Jahrhundert auf den Felsen um und überbauten die Nekropole. So fand man Gräber und die Grundmauern einer nachrömischen Siedlung an einer Stelle. Auch hier ist wieder zu sehen, dass ein ganzes Stück des Felsens abgebrochen ist.

hier befand sich eine Nekropole und eine Siedlung, im Hintergrund der Concordia-Tempel

Jetzt folgt der nächste große Tempel, der Concordia-Tempel. Er ist einer der besterhaltenen Tempel der gesamten griechischen Welt. Dies ist der Tatsache zu verdanken, dass die Christen den Tempel im 6. Jahrhundert in eine Kirche umfunktionierten. Normalerweise zerstörten sie alles heidnische, nicht so den Concordia-Tempel. 1748 restaurierte man den Tempel dann und er bekam sein heutiges Aussehen. Das er einmal eine Kirche war, ist an der Innenwand mit den Bogenfenstern zu erkennen.

Concordia-Tempel

Auf dem Weg zum obersten Punkt des Ausgrabungsfeldes, auf dem der Tempel der Hera Lacina oder Juno-Tempel steht, sind antike Grabhöhlen, zu finden. Es ist eine römische Nekropole, die aus der byzantinischen Zeit stammt. Leider stehen auch hier nur noch die Vorderfronten, alles andere ist ins Tal gestürzt. Die römisch-griechischen Einwohner von Akragas beerdigten in den ausgehöhlten Felsnischen, arcosolia genannt, ihre Toten.

Grabnischen – arcosolia – römische Nekropole

Als letztes auf dem fast zwei Kilometer langen Weg steht der Juno-Tempel. An dessen Fuß befand sich das Stadttor III, durch welches die antike Straße in Richtung Concordia-Tempel und Herkules-Tempel verlief. Die tiefen Wagenrad-Spuren verraten das.

antike Straße durch das Stadttor III

Der Juno-Tempel stammt ebenso aus dem 5. Jahrhundert v.Chr. und sah wohl einmal wie der Concordia-Tempel aus. Fünf Stufen führen zum Tempel hinauf, der in drei Räume unterteilt war. Nach mehreren Rekonstruktionsetappen, seit dem 18. Jahrhundert, ragen heute wieder ein paar Säulen in den Himmel. An der östlichen Seite des Juno-Tempels sind die Reste des Opferalters zu sehen, die typisch waren.

der Juno-Tempel

Von hier oben aus überblickt man das gesamte Ausgrabungsgelände auf dem Felsrücken, im Hintergrund die heutige Stadt Agrigento im Blick. Das heutige Agrigento breitet sich auch auf einem Bergrücken aus, nur eine Etage höher als in der Antike.

Blick über das Grabungsfeld Valle dei Templi vom Tor III bis zum Concordia-Tempel

Zum Gelände gehören aber nicht nur Ruinen, sondern auch ein paar endemische Ziegen. Man weiß nicht, ob die Griechen oder die Araber diese aus Nordafghanistan stammenden Ziegen eingeführt haben. Sie leben inzwischen schon so lange hier, dass sie eine eigene Art ausgebildet haben. Sie haben ein weißes Fell mit braunen Flecken und lange flache, spiralförmig gedrehte Hörner.

die Ziegen gehören schon ewig zum Gelände

Nach soviel Steinen und Geschichte kann man sich im kleinen Restaurant stärken, bevor man noch einmal eine vorchristliche Nekropole passiert. Sie dehnt das Tal der Tempel im einige Meter aus und war vom 3.-6. Jahrhundert nach Christus in Betrieb. Die mehr als 130 in den Fels gehauenen Grabkammern haben verschiedene Formen in verschiedenen Sektoren. Zu dieser Nekropole gehört die sogenannte Grotta Fragapane. Es ist eine Art Familiengruft, für die eine alte griechische Zisterne umfunktioniert wurde. Leider ist diese nicht zugänglich.

frühchristliche Gräber

Zum Gelände gehört auch das griechisch-römische Viertel. Das Ausgrabungsfeld befindet sich etwas abseits des Hauptwegs, an der nordwestlichsten Ecke. Wir haben leider das Hinweisschild zu diesem Weg nicht gesehen, aber man kann auch von außerhalb durch den Zaun sehen und eine Vorstellung von der Ausgrabung bekommen. Auf der anderen Straßenseite befindet sich das regionale archäologische Museum.

griechisch-römisches Viertel

Das war genug für einen Tag, aber ich wollte die restlichen Tempel auch noch sehen und machte mich auf eine Wanderung. Diese startete am Tomba di Terone, dem Grab des Theron. Es war einmal eine Art Turm, dem heutzutage die Spitze fehlt. Zu besichtigen ist das Grabmonument nicht, wie auch die anderen Tempel und Anlagen, die ich auf dieser Tour besuchten wollte.

Grab des Theron

So setzte ich meinen Weg fort. Der Straße nach Agrigent folgend, hinter dem regionalen archäologischen Museum auf einen inoffiziellen Fahrweg abbiegend. Das Hinweisschild zur Villa San Marco weist den weiteren Weg. Auf dieser Ecke liegt ein Parkplatz und gleich nebenan sind wieder alte Grundmauern zu finden, leider ohne Kommentar.
Der Weg zur Villa San Marco führt durch Mandel- und Olivenbäume. Zu dem Moment war ich noch der Meinung, die Villa San Marco sei eine römische Villa, aber es ist ein Ferienhaus inmitten von Plantagen, mit Blick auf das alte griechische Fort auf dem benachbarten Hügel.

auf diesem Hügel breitete sich einst ein griechisches Fort aus

Immer weiter ging ich den Weg und kam etwas später an der Eisenbahnlinie heraus. Dort stehen zwei geschlossene Tore. Sie führen auf das Museumsgelände oder zum Garten Kolymbethra. Kolymbretha ist griechisch und bedeutet Swimmingpool. Die Anlage liegt in einem Tal zwischen dem Kastor- und Pollux-Tempel sowie dem Hepheistos- oder Vulkan-Tempel. Das Tal haben wir von oben schon gesehen, nur leider ist der Zugang ausgerechnet im Januar geschlossen, warum auch immer. In der Antike beschrieb man das Tal als das irdische Paradies, in dem Orangen, Zitronen und Mandeln gediehen. Wasser gab es im Überfluss, denn es wurde bei Regenfällen von den umliegenden Bergen über 18 Kanäle in das Wasserbecken geleitet und dort gesammelt. Vielleicht gab es noch weitere Zisternen. Heute bildet das abgeschlossene Tal einen eigenen Mikrokosmos mit seltenen Pflanzen. Zitronen-, Mandarinen- und Orangenbäume gibt es heute immer noch und verströmen ihren Duft, der zwischen den Steilwänden eingeschlossen ist.

Garten Kolymbethra

Mit den geschlossenen Toren zum Garten Kolymbethra hatte ich mein Hauptziel verfehlt. Na ja, da bleibt ja noch der Hepheistos- oder Vulkan-Tempel. Kurz nachdem ich die Bahnlinie unterquert hatte, stand ich vor einem weiteren geschlossenen Tor. Oh nein, bis hierher hatte ich schon 2km Weg hinter mir. Ich wollte auf keinen Fall wieder zurück, da sah ich, dass der Zaun niedergetreten war. So nahm auch ich diesen Weg an der Bahnlinie entlang, die, wie sich herausstellte, wohl stillgelegt ist. Direkt an der Bahnstation steht der besagte Tempel. Er ist nicht groß und stammt, wie die meisten Tempel in Valle dei Templi, aus dem 5. Jahrhundert v.Chr. Der Name Vulkan-Tempel entstammt wohl einer Legende, nach der der Gott Vulkan hier gewesen sein soll. Wahrscheinlich gab es an dieser Stelle einmal eine Schwefelquelle.

Hepheistos- oder Vulkan-Tempel

Auf dem Weg zurück zum Campingplatz blieb noch der Besuch des Esceplios-Tempels übrig. Um dorthin zu kommen, nahm ich den Weg entlang der Straße unterhalb des Felsencliffs mit den großen Tempeln des Valle dei Templi.

der Concordia-Tempel von der Straße unterhalb gesehen

Irgendwann biegt ein Fahrweg zum Tempel ab und schon stand ich wieder vor einem geschlossenen Tor. Von dort aus konnte ich nicht einmal ein Foto machen, denn die sichtbaren Tempelreste stehen zu weit weg.

Im gesamten Tal der Tempel wurden 20 Tempel ausgegraben, dazu Wohngebäude und Nekropolen. Es ist ein einzigartiges Gelände, unter dem wahrscheinlich noch viel mehr Grundmauerreste begraben sind.

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