Nordküste Siziliens
Wir hatten uns einige Plätze im Vorfeld ausgesucht, auf denen wir noch einige Nächte verbringen wollten, denn unsere Rundfahrt um Sizilien neigt sich ihrem Ende entgegen. Das Dumme ist nur, dass die Küste auf der gesamten Länge von Palermo bis nach Milazzo auf nur wenigen hundert Metern steil, aus den Bergen kommend, abfällt. Das heißt, will man irgendwo an den Strand, muss man steile enge Straßen und Serpentinen bewältigen. Für größere Wohnmobile ist das kaum bis gar nicht zu machen.
Der erste Platz sollte am Hafen von Cefalú sein. Wir fuhren ab Palermo auf der Autobahn, bis zur Abfahrt Cefalú, um dort wieder auf die ss113 zu kommen. Die führt mitten durch die Stadt und ist eigentlich für Fahrzeuge über 3,5t gesperrt. Dann kamen wir zur Abfahrt zum Hafen hinunter und merkten, dass es wieder so eine verfluchte, steile enge Straße mit Ecken und Kanten war. Also fuhren wir weiter und versuchten, doch noch irgendwo einen Stellplatz an der ss113 zu bekommen. Es ist aussichtslos, zudem ist die Strecke sehr kurvenreich und bis nach Santo Stefano sind es 44km. Das braucht seine Zeit und wir hatten keine Lust mehr. Gegen 16.30 Uhr endlich fanden wir einen kleinen Parkplatz am Straßenrand. Der musste für die Nacht genügen.
Am nächsten Morgen starteten wir voller Optimismus nach Capo Orlando, wo wir uns einen schönen großen Parkplatz am Hafen ausgeguckt haben. Wir fuhren wieder auf die Autobahn, die ab Santo Stefano mautpflichtig ist. Um nicht durch Capo Orlando zu müssen, fuhren wir erst in Brolo ab und dann auf der ss113 ca. 5km nach Capo Orlando zurück. Als wir an die Abfahrt zum Hafen kamen, sahen wir eine unheimlich steil abfallende Straße. Das Zeichen davor spricht von 16% Gefälle. Nie im Leben fahren wir dort runter, denn ein Zurück würde es garantiert nicht mehr geben. Wir mussten sofort an die 11%-Steigung in Südengland denken, die unser Womo nur noch mit Mühe und letzter Kraft schaffte. 16%? No way!
Also wieder weiter, bis wir an einer Tankstelle eine Wendemöglichkeit fanden. Ein nächster Platz wäre erst kurz vor Milazzo, in Barcellona, wieder. Vorher parkten wir aber auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums zwischen Capo Orlando und Brolo. Dort kauften wir etwas ein und tranken einen Kaffee. Wir suchten auch dringend einen Geldautomaten, den wir ca. 800m weiter in Brolo fanden. Wir spazierten dorthin und sahen, dass die kleine Altstadt von Brolo auf einem kleinen Hügel liegt, zusammen mit einer mittelalterlichen Burg. Der Ausflug war echt eine Überraschung, denn wir fanden uns in einem kleinen Juwel wieder. Kleine verwinkelte Gassen, hübsche Häuschen und Plätze, schöne Aussichten, ein kleiner Geheimtipp.
Gestärkt brachen wir zur nächsten Etappe auf, irgendwas um die 70km. Am Strand von Barcellona hatten wir endlich Glück. Da können wir frei stehen und sind direkt am Strand, einen Teil der Liparischen Inseln im Blick. Die Berge haben sich zurück gezogen und um Milazzo herum ist alles flach.
Es ist schade, dass wir an so vielen schönen Orten vorbei fahren mussten, weil es einfach keine Stellmöglichkeiten gibt. Was es dagegen zur Genüge gibt, sind Brücken und Tunnel. Ich habe mir ab Palermo einmal die Mühe gemacht und mitgezählt. Ich konnte den Stift kaum zur Seite legen, denn es gibt mehr Brücken und Tunnel als normale Straße. Ich habe nur die gezählt, die länger als 100 Meter sind, manche Tunnel sind über 3 Kilometer lang. Die unzähligen kurzen Brücken, die als Straßen- oder Bachüberführungen dienen, sind unberücksichtigt.
– Palermo nach Cefalú – ca. 70 km – 17 Brücken, 4 Tunnel.
– Santo Stefano nach Brolo – ca. 56 km – 37 Brücken, 24 Tunnel. Alleine die Auffahrt bei Brolo führt durch 4 weitere Tunnel.
-Brolo nach Barcellona – ca. 43 km – 14 Brücken, 9 Tunnel
In den meisten Tunneln funktioniert die Beleuchtung nur zu 5% oder noch weniger, manchmal gar nicht. Wir haben nur zwei Tunnel erlebt, in denen die Beleuchtung erneuert wurde und fast alle Lampen funktionierten.