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Riviera dei Cedri

Scalea: Bei San Nicola Arcella kommt man sich fast wie in Cinque Terre vor. Die Steilküste hat mehrere versteckte Buchten ausgebildet, zu denen nur schmale Serpentinenstraßen hinunterführen. Wir waren zwar nicht dort unten, aber von der ss18 aus hat man hier und dort freien Blick zur Küste. Es ist einfach nur traumhaft.

Auf dem Stellplatz „Lido Zio Tom“ verbrachten wir einige ruhige Tage. Klaus versucht immer noch, den kaputten Scheibenwischer in Gang zu kriegen, aber es sieht schlecht aus.
Auf diesem Platz waren wir schon vor sechs Jahren, wegen des günstigen Preises. Inzwischen hat sich dort einiges geändert, aber der Londoner Doppelstockbus steht immer noch an der Einfahrt, der zu einem Pub umfunktioniert wurde, und der Preis ist immer noch akzeptabel.

Wir befinden uns an der Riviera dei Cedri, die sich bis hinunter nach Cetraro zieht. Es ist das italienische Zentrum der Cedri-Produktion. Cedri´s lernten wir in Sizilien kennen und sind von diesen Zitrusfrüchten begeistert. Es sind übergroße Zitronen, die eine sehr dicke Schale besitzen. Daraus wird das Zitronat hergestellt, welches wir z.B. für die Weihnachtsbäckerei kennen.

Von anderen Wohnmobilisten bekamen wir die Empfehlung in das Restaurant „Tokyo Sushi“ zu gehen. Es liegt in der Nähe des Stellplatzes und ist sehr interessant. Es wird ein „All you can eat“-Essen angeboten, welches 18,90€ kostet. Das ist zwar schon viel, aber es lohnt sich, denn es gibt kein Limit. Getränke und Desserts müssen allerdings extra bezahlt werden.

Die Besonderheit: Es gibt kein Buffet, sondern das Essen wird per Tablet bestellt, das an jedem Tisch hängt. Dort sucht man sich die Speisen heraus, Antipasti, Suppen, chinesisches Essen oder Sushi, und bestellt per Klick. Dann wird das Essen serviert, zumindest so lange noch nicht viele andere Gäste da sind. Da es kein Limit gibt kann man sich auch Sushi bestellen, welches in Holzschiffchen zu 30, 60, 90 oder 120 Stück auf den Tisch kommt. Pro Teil 1,-€, das heißt, ein 30 Stück-Schiffchen kostet 30,-€. Da sind die 18,90€ pro Person schnell überschritten. Und es wird alles sehr frisch zubereitet, wobei man auch zusehen kann, wenn man das möchte. Alles schmeckt super lecker. Wir können dieses Restaurant nur empfehlen.

Man sollte allerdings sehr früh kommen, denn das Restaurant ist schnell voll und dann sind die Angestellten ziemlich überfordert und es dauert ewig, bis man etwas bekommt.

Nahe der Altstadt von Scalea steht der Torre Talao, der einst Teil einer größeren Festung war, und auf eintausend Jahre Geschichte zurück blicken kann. Gegen eine Spende bekommt man eine Führung mit Aussicht.

Wir besichtigten die Altstadt, die sich einen Hügel hinaufzieht. Fast ganz oben steht die große Kirche „Madre di Santa Maria d´Episcopio“. Über allem stehen die Ruinen einer normannischen Festung. Viel ist davon nicht mehr übrig, aber man hat einen grandiosen Blick über Scalea.

Die Altstadt an sich ist eher zum fürchten, denn es ist vieles verfallen und vermodert. Nur ganz wenige Gebäude werden restauriert und wieder schön gemacht.

Da die Hänge des Hügels sehr steil sind, führen keine Gassen, sondern lange Treppen zu den Gebäuden. Hier gilt: alle Wege führen nach oben und alle Wege wieder hinunter, von den kurzen Sackgassen abgesehen.

Endlich haben wir gesehen, wie die Baubetriebe ihr Baumaterial über die Treppen bewegen. Dafür bauen sie kleine Rampen, die sie jeweils vor den Stufen positionieren. Es sieht jedenfalls alles sehr mühsam aus.

Hier und da werden Gästewohnungen angeboten. Keine Ahnung, wie die Gäste die Unterkünfte in dem Durcheinander finden sollen. Schön ist auf jeden Fall anders.

Diamante: Als zweiten Ort an der Riviera dei Cedri besuchten wir Diamante. Auf dem Weg dorthin führt die Straße fast immer etwas erhöht zur Küste durch die Landschaft, über unendlich viele Brücken und unzählige Tunnel, was sich bis nach Paola fortsetzt. Berge und tiefe Täler reichen hier vielerorts bis an die Küste heran, was die Tour spannend macht. Immer gibt es etwas Neues zu sehen. Links der ss18 ziehen sich einige Bergdörfer die Hänge größerer und kleinerer Hügel hinauf, andere Dörfer drängen sich in die Täler. Das sieht zwar sehr schön aus, aber wohnen möchten wir dort nicht. Es ist einfach zu schwierig, sich in den steilen Gassen zu bewegen.

Wenn man Diamante von Norden her anfährt, baut sich ein weiterer Hügel mitsamt der Altstadt auf. Davor kommt ein Fluss aus den Bergen. Mehrere Brücken ermöglichen es, auf die andere Seite zu kommen.

Diamante ist die Stadt der Murales (Wandgemälde) und des Chilli. Leider sind die meisten alten Wandgemälde inzwischen zerstört, da der Putz oft von den Wänden fällt. Inzwischen sind viele neue, meist moderne Bilder dazu gekommen.

Hier lohnt es schon, durch die Gassen zu schlendern. Es sind auch hier viele Ruinen zu sehen, aber es wurde auch viel erneuert und schön gestaltet. Selbst in vielen „Ruinen“ haben wir bewohnte Räume gesehen. Gerade ein paar Meter gegenüber der im Inneren wunderschönen Kathedrale steht solch eine Ruine. Wie ein Schachbrett ist die eine Wohnung erneuert und bewohnt, die nächste verfallen. Schwer vorzustellen, wie es sich dort drinnen wohnen lässt.

Eine Gasse unterhalb der Kathedrale weist ein kleines Schild zu einem Mosaik. Dem folgten wir und fanden mehrere, sehr schöne Mosaiken, die eine große Wand schmücken.

Südlich der Altstadt lädt eine schöne Promenade zu bummeln ein, die auch einen Blick die Küste entlang weiter nach Süden erlaubt. Felsige Kap´s und Strände wechseln sich ab. Es ist eigentlich alles Urlauberland.

Kurz nachdem der Fluss Lao ins Meer fließt bietet das Obst- und Gemüsegeschäft „Agricola Valle Lao“ sehr gute, selbstgemachte Spezialitäten zu sehr vernünftigen Preisen an. Vor allem die Spezialitäten aus den Cedri-Zitronen sind hier hervor zu heben.

Bei Marina di Santa Maria del Cedro gibt es ein „Cedri-Museum“. Leider ist es im Winter geschlossen. Es hätte uns sehr interessiert.

Scalea

Zuerst dieses: Wir hatten vom Ausbruch des Ätna an Weihnachten 2018 berichtet. Inzwischen haben wir erfahren, dass dieser Ausbruch mehr oder weniger intensiv immer noch andauert. Leichte Ascheregen, Erdbeben rund um den Vulkan und die zeitweilige Schließung des Flughafens in Catania sind die Folge. Schade, dass wir den Ätna von Norden aus nicht noch einmal sehen konnten. Ich hatte es gehofft, aber die Gebirge nördlich des Ätna lassen keine Blicke auf den Vulkan zu.

Nun sind wir aber schon wieder auf dem Weg nach Norden, an der Westküste Italiens entlang. Auf Sizilien ist die Natur definitv grüner und bunter, nur mal nebenbei bemerkt.
Immer wieder sind Ruinen alter Städte oder Kastells auf den Bergspitzen nahe der ss18, die wir an der Küste entlang fahren, zu sehen.

Ruinen irgendwo zwischen Falerna und Scalea

Die nächsten paar Nächte verbringen wir auf dem Womo-Stellplatz Zio Tom in Scalea. Wir sind zusammen mit einem schwedischen Paar allein auf dem großen Platz direkt am Strand. Die Gegend ist flach, aber die Berge sind in greifbarer Nähe. Auf den Bergspitzen ab 1500m liegt Schnee. Endlich hatten wir einen richtig schönen Frühlingstag mit einer warmen leichten Brise und blauem Himmel.

Womo-Stellplatz Zio Tom in Scalea

Wie wir erfuhren, war hier am 24. Februar, als wir gerade am Strand von Milazzo standen, wettermäßig die Hölle los. Zu diesem Zeitpunkt hatte es in Griechenland und sogar auf den Ägäischen Inseln zwei Meter Schnee gegeben. In Milazzo lag morgens bis auf 200m herunter Schnee und es hatte ein starker Wind mit Stärke 7 geweht. In Scalea gab es Sturm mit Böen über 100km/h und das Meer trat über den Strand und überschwemmte die angrenzenden Gebiete. Ein deutscher Dauercamper auf dem Zio Tom Platz berichtete, dass sein Wohnwagen einen halben Meter unter Wasser stand und später vom Sturm auch noch umgekippt wurde. Auf dem Nachbarplatz liegen zwei weitere umgewehte Wohnwagen, die Openair-Waschbecken wurden mitsamt der Holzwand aus der Verankerung gerissen. Einen Kilometer die Straße nach Süden liegt die Überdachungskonstruktion eines Schwimmbeckens zusammengefallen da. Das sind so die offensichtlichsten Schäden in Scalea. Im Internet las ich, dass es in Malta bei diesem Mittelmeertief sogar lebende Fische vom Himmel regnete. Da hat es wohl irgendwo eine Wasserhose gegeben. Als wir das hörten, mussten wir an den letzten Herbst denken, als in Norditalien das große Unwetter tobte und z.B. den Hafen von Genua verwüstete sowie vielerorts für Überschwemmungen sorgte. Damals waren wir an der Ostküste nach Süden unterwegs und bekamen nur die Ausläufer wie starken Wind und Regen zu spüren, so wie dieses Mal. Drei Kreuze, da sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen.

Sturmschaden vom 24.02.2019

Ein Besuch der kleinen Stadt Diamante, auf einem Felsvorsprung gelegen, ist lohnenswert. Schon auf der Herfahrt aus Süden sahen wir das schöne Bild mit der Bogenbrücke und der hoch aufragenden Stadtkulisse. Auffällig sind die vielen gemalten Bilder an den Häuserfassaden der Stadt. Sie entstanden im Jahre 1981. Viele lokale Künstler beteiligten sich an der Aktion. Später kamen die Texte auf den Bildern dazu. Die meisten der Bilder werden in Schuss gehalten, manche verblassen langsam.

eines der Hauswand-Bilder in Diamante

Die zweite Auffälligkeit sind die Chilischoten, die überall als Werbung aufgestellt sind. Es wird sogar seit 1992 jedes Jahr Anfang September ein Chili-Festival veranstaltet, welches an die Einführung der scharfen Schote in Europa und Kalabrien erinnert. Am Straßenrand stand ein Kleinbauer, der getrocknete Chilis im Zopf verkaufte. Es war das erste Mal, das wir auf solch ein Angebot auf dieser Reise stießen. Für 3,-€ kauften wir ihm einen großen Chili-Zopf ab, dazu schenkte er uns einen kleineren zweiten.

Mitbringsel aus Diamante – Chilizopf

Man sollte also ganz in Ruhe einmal durch die engen Gassen der Altstadt, die sich einen kleinen Berg hinaufzieht, schlendern. Wie überall, in solchen alten Städten, thront eine Kirche auf dem höchsten Punkt.

Ansicht von Diamantes Altstadt

Anschließend geht man die schöne Promenade an der Küste entlang, die genügend Plätze zum Verweilen anbietet. Am südlichen Ende schweift der Blick dann über die angrenzenden Strände und Berge. Es ist wirklich hübsch in Diamante.

Promenade von Diamante

Wer sich für Geschichte interessiert, der ist bei Cirella richtig. Schon die Neandertaler lebten in dieser Gegend und jagten Mammuts, was Funde beweisen. Einige Infotafeln berichten von den Funden und dem Leben über Jahrtausende, aber leider nur auf italienisch.

Ureinwohner von Cirella

Zu griechischen Zeiten kreuzten die großen römischen Galeeren an dieser Küste entlang, um das Gebiet zurück zu erobern.
Die Reste der mittelalterlichen Stadt Cirella Vecchia auf der Bergkuppe, die im 10. Jahrhundert aufgebaut wurde, ist nicht zu übersehen. Der Zugang ist zwar offiziell verboten, aber es hindert auch niemand am Zugang. Man muss nur aufpassen, wo man seine Schritte hinsetzt. Viele Mauern stehen noch, es ist ein Kamin zu entdecken, die Reste einer Kirche oder des Kastells. Bis vor 200 Jahren sollen hier noch Menschen gelebt haben.

das alte Cirella

Zum Komplex gehören auch ein Amphitheater, welches heute noch genutzt wird, und eine Klosterruine mit herrlichem Blick über die Bucht nach Scalea und die angrenzende Berglandschaft. Beides ist jedoch im Winter geschlossen.

Scalea liegt an der Riviera del Cedri, der Küste der Zitronatzitronen. Zweimal im Jahr soll diese Zitronenart geerntet werden können. Jetzt ist die Zeit gerade vorbei. Ein kleines Cedri-Museum in einem ehemaligen Palazzo, und ein Chili-Museum geben Auskunft über die beiden Spezialitäten der Gegend. Sie befinden sich zwischen Scalea und Diamante etwas landeinwärts.

Im 16. Jahrhundert Palazzo, im 19. Jahrhundert Zuckerfabrik, heute Cedri-Museum.

Eine andere Sehenswürdigkeit ist der Torre Talao. Er sticht unter all den bisher gesehenen Verteidigungstürmen hervor. Die Aragonesen errichteten diesen massiven Turm im 16. Jahrhundert. Am Fuße des Turmes steht ein kleines Infohäuschen. Dort kann man sich zum Turm informieren und sich einer Führung anschließen, gegen eine Spende. Von der Terrasse des Turmes aus soll man einen tollen Blick über die Strände der Küste und das Hinterland haben.

Torre Talao

Inzwischen habe ich zwei weitere sizilianische Spezialitäten probiert: knuspriger Pansen und sizilianische Cassata, eine Süßspeise.

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