Scalea
Zuerst dieses: Wir hatten vom Ausbruch des Ätna an Weihnachten 2018 berichtet. Inzwischen haben wir erfahren, dass dieser Ausbruch mehr oder weniger intensiv immer noch andauert. Leichte Ascheregen, Erdbeben rund um den Vulkan und die zeitweilige Schließung des Flughafens in Catania sind die Folge. Schade, dass wir den Ätna von Norden aus nicht noch einmal sehen konnten. Ich hatte es gehofft, aber die Gebirge nördlich des Ätna lassen keine Blicke auf den Vulkan zu.
Nun sind wir aber schon wieder auf dem Weg nach Norden, an der Westküste Italiens entlang. Auf Sizilien ist die Natur definitv grüner und bunter, nur mal nebenbei bemerkt.
Immer wieder sind Ruinen alter Städte oder Kastells auf den Bergspitzen nahe der ss18, die wir an der Küste entlang fahren, zu sehen.
Die nächsten paar Nächte verbringen wir auf dem Womo-Stellplatz Zio Tom in Scalea. Wir sind zusammen mit einem schwedischen Paar allein auf dem großen Platz direkt am Strand. Die Gegend ist flach, aber die Berge sind in greifbarer Nähe. Auf den Bergspitzen ab 1500m liegt Schnee. Endlich hatten wir einen richtig schönen Frühlingstag mit einer warmen leichten Brise und blauem Himmel.
Wie wir erfuhren, war hier am 24. Februar, als wir gerade am Strand von Milazzo standen, wettermäßig die Hölle los. Zu diesem Zeitpunkt hatte es in Griechenland und sogar auf den Ägäischen Inseln zwei Meter Schnee gegeben. In Milazzo lag morgens bis auf 200m herunter Schnee und es hatte ein starker Wind mit Stärke 7 geweht. In Scalea gab es Sturm mit Böen über 100km/h und das Meer trat über den Strand und überschwemmte die angrenzenden Gebiete. Ein deutscher Dauercamper auf dem Zio Tom Platz berichtete, dass sein Wohnwagen einen halben Meter unter Wasser stand und später vom Sturm auch noch umgekippt wurde. Auf dem Nachbarplatz liegen zwei weitere umgewehte Wohnwagen, die Openair-Waschbecken wurden mitsamt der Holzwand aus der Verankerung gerissen. Einen Kilometer die Straße nach Süden liegt die Überdachungskonstruktion eines Schwimmbeckens zusammengefallen da. Das sind so die offensichtlichsten Schäden in Scalea. Im Internet las ich, dass es in Malta bei diesem Mittelmeertief sogar lebende Fische vom Himmel regnete. Da hat es wohl irgendwo eine Wasserhose gegeben. Als wir das hörten, mussten wir an den letzten Herbst denken, als in Norditalien das große Unwetter tobte und z.B. den Hafen von Genua verwüstete sowie vielerorts für Überschwemmungen sorgte. Damals waren wir an der Ostküste nach Süden unterwegs und bekamen nur die Ausläufer wie starken Wind und Regen zu spüren, so wie dieses Mal. Drei Kreuze, da sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen.
Ein Besuch der kleinen Stadt Diamante, auf einem Felsvorsprung gelegen, ist lohnenswert. Schon auf der Herfahrt aus Süden sahen wir das schöne Bild mit der Bogenbrücke und der hoch aufragenden Stadtkulisse. Auffällig sind die vielen gemalten Bilder an den Häuserfassaden der Stadt. Sie entstanden im Jahre 1981. Viele lokale Künstler beteiligten sich an der Aktion. Später kamen die Texte auf den Bildern dazu. Die meisten der Bilder werden in Schuss gehalten, manche verblassen langsam.
Die zweite Auffälligkeit sind die Chilischoten, die überall als Werbung aufgestellt sind. Es wird sogar seit 1992 jedes Jahr Anfang September ein Chili-Festival veranstaltet, welches an die Einführung der scharfen Schote in Europa und Kalabrien erinnert. Am Straßenrand stand ein Kleinbauer, der getrocknete Chilis im Zopf verkaufte. Es war das erste Mal, das wir auf solch ein Angebot auf dieser Reise stießen. Für 3,-€ kauften wir ihm einen großen Chili-Zopf ab, dazu schenkte er uns einen kleineren zweiten.
Man sollte also ganz in Ruhe einmal durch die engen Gassen der Altstadt, die sich einen kleinen Berg hinaufzieht, schlendern. Wie überall, in solchen alten Städten, thront eine Kirche auf dem höchsten Punkt.
Anschließend geht man die schöne Promenade an der Küste entlang, die genügend Plätze zum Verweilen anbietet. Am südlichen Ende schweift der Blick dann über die angrenzenden Strände und Berge. Es ist wirklich hübsch in Diamante.
Wer sich für Geschichte interessiert, der ist bei Cirella richtig. Schon die Neandertaler lebten in dieser Gegend und jagten Mammuts, was Funde beweisen. Einige Infotafeln berichten von den Funden und dem Leben über Jahrtausende, aber leider nur auf italienisch.
Zu griechischen Zeiten kreuzten die großen römischen Galeeren an dieser Küste entlang, um das Gebiet zurück zu erobern.
Die Reste der mittelalterlichen Stadt Cirella Vecchia auf der Bergkuppe, die im 10. Jahrhundert aufgebaut wurde, ist nicht zu übersehen. Der Zugang ist zwar offiziell verboten, aber es hindert auch niemand am Zugang. Man muss nur aufpassen, wo man seine Schritte hinsetzt. Viele Mauern stehen noch, es ist ein Kamin zu entdecken, die Reste einer Kirche oder des Kastells. Bis vor 200 Jahren sollen hier noch Menschen gelebt haben.
Zum Komplex gehören auch ein Amphitheater, welches heute noch genutzt wird, und eine Klosterruine mit herrlichem Blick über die Bucht nach Scalea und die angrenzende Berglandschaft. Beides ist jedoch im Winter geschlossen.
Scalea liegt an der Riviera del Cedri, der Küste der Zitronatzitronen. Zweimal im Jahr soll diese Zitronenart geerntet werden können. Jetzt ist die Zeit gerade vorbei. Ein kleines Cedri-Museum in einem ehemaligen Palazzo, und ein Chili-Museum geben Auskunft über die beiden Spezialitäten der Gegend. Sie befinden sich zwischen Scalea und Diamante etwas landeinwärts.
Eine andere Sehenswürdigkeit ist der Torre Talao. Er sticht unter all den bisher gesehenen Verteidigungstürmen hervor. Die Aragonesen errichteten diesen massiven Turm im 16. Jahrhundert. Am Fuße des Turmes steht ein kleines Infohäuschen. Dort kann man sich zum Turm informieren und sich einer Führung anschließen, gegen eine Spende. Von der Terrasse des Turmes aus soll man einen tollen Blick über die Strände der Küste und das Hinterland haben.
Inzwischen habe ich zwei weitere sizilianische Spezialitäten probiert: knuspriger Pansen und sizilianische Cassata, eine Süßspeise.