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Archiv für das Schlagwort “kurisches Haff”

Memeldelta

Brücke über die Minija

Es ist in Litauen nicht so einfach, einen Stellplatz unter 20,-€ zu bekommen, der auch noch groß genug für unser Wohnmobil ist. Eine Nacht standen wir auf einem freien Platz an der Minija, dort wo die Straße 4217 den Fluss kreuzt, südlich von der Brücke. Da es Wochenende war, war der Platz sehr gut von Tagesgästen besucht. Deshalb wollten wir auf den Campingplatz am Hotel Kintai-Ventainé. Es gibt überhaupt nur einen Campingplatz in der Nähe von Venté. Als wir dort ankamen, der Platz ist für Wohnmobile bis 10m ausgewiesen, wollte man den doppelten Stellplatzpreis von uns haben. Der liegt mit 25,-€ sowieso schon hoch. Unser Wohnmobil ist nicht länger als 10m, trotzdem hätten wir den doppelten Preis zahlen sollen. Das ist einfach nur unverschämt. Zu unserem Glück fanden wir auf der anderen Seite der vorher erwähnten Brücke einen schönen kleinen und ruhigen Stellplatz, für 14,-€, am Restaurant Mélynasis Karpis. Zwischen der Minija und einer riesigen Fischteichlandschaft hat der Besitzer ein wahres Imperium aufgebaut: Restaurant mit eigenem Fisch (das teuerste Gericht mit Stör kostet 11,50€), Angelteichen, Wasserwanderrastplatz, Bootsverleih, im Hochsommer Kreuzfahrten auf dem Kurischen Haff, Zimmervermietung, kleiner Campingplatz und Spielplatz. Es ist ein guter Platz, um das Memeldelta zu erkunden. Mit dem Kurischen Haff, eigentlich Frisches Haff, hatten wir schon in Elbląg und Frombork Bekanntschaft gemacht.

Ornithologische Station Venté

Am weitesten in das Kurische Haff hinein ragt die Halbinsel mit dem Ort Venté. Von dem weit ins Wasser ragenden Anleger aus fährt zweimal am Tag eine Fähre nach Nida auf der kurischen Nehrung. Im Juni fährt mittwochs auch vom Hotel Kintai-Ventainé eine Fähre. Die Fahrpreise liegen bei 17,-€ pro Person plus 4.-€ pro Fahrrad. Autos werden nicht mitgenommen. Damit entfällt die Gebühr für den Nationalpark Kurische Nehrung.
An der Halbinselspitze bei Venté steht ein Leuchtturm, den man besteigen kann. Der größte Teil des Geländes ist jedoch von einer ornithologischen Station in Beschlag genommen. Schon seit dem frühen 20. Jahrhundert werden hier Vögel mit großen Netzen gefangen und registriert.

Hinweis auf die Moorkolonie Bismarck

Im Memeldelta wurden ab 1835 vier Moorkolonien gegründet. Die größte und bekannteste Kolonie hieß Bismarck. Auf deren Spuren kann man sich begeben, wenn man ein bisschen sucht. Drei der Kolonien sind auf einer Infotafel in Kintai lokalisiert. Zu der Pakalné-Kolonie gibt es keinen weiteren Hinweis. Von der Bismarck-Kolonie, ich hatte vor kurzer Zeit einen Fernsehbericht über diese Kolonie gesehen und kam deshalb auf das Thema, erinnert nur noch das Straßennamensschild „Oto Bismarck g.“ an die Vergangenheit. Vier der alten Gehöfte, halb verfallen, aber bewohnt, stehen noch im Wald bei der Ortschaft Žalgiriai an der Straße 206. Es wurde einmal ein Lehrpfad über die Geschichte der Kolonie angelegt, aber leider nicht gepflegt. Hinter der ersten, halb verblassten Infotafel ist Schluss, der Weg ist zugewachsen. Dieser Lehrpfad hätte uns wirklich interessiert, aber wer die interessante Geschichte der Moorkolonien nachlesen möchte, dem empfehle ich die Seite: www.wiki.de/genealogy.net.

typische Ostpreußenhäuser

Rusné (das alte Ruß) ist ein nettes kleines Städtchen, welches auf der Windenberger Insel zwischen den Flüssen Atmata und Rusné liegt. Die dritte Seite wird vom Kurischen Haff begrenzt. Auf der südwestlichen Spitze der Insel steht ein Grenzpfahl, denn dort, wo sich die zwei Flüsse treffen, verläuft die Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. Atmata heißt das letztes Stück der Memel, bevor sie in das Haff mündet.

am Leuchtturm Uostadvaris

Gegenüber von Rusné befindet sich der Ort Uostadvaris, im Norden der Insel. Dort kann man den kleinen Hafen ansehen, von dem ein Boot über mehrere Flüsse durch das Memeldelta und über das Haff zur Kurischen Nehrung fährt. Die Fahrzeiten kennen wir nicht. Der kleine Leuchtturm aus den 70ern des 19. Jahrhunderts tut zwar keinen Dienst mehr, aber von seiner Plattform aus kann man weit über das Land blicken.

Torfgewinnung

Šiluté (das alte Heydekrug) ist die größte Stadt der Region, aber wenig interessant. Die alte Gründung war etwas weiter westlich gelegen, ist aber nicht mehr erhalten.
Zwischen Šiluté und der Straße nach Minija findet man rechts im Wald ein riesengroßes Gelände, auf dem man Torf in einer Art Tagebau gewinnt. Wie es aussieht, wird es mit Maschinen einfach nur in dünnen Schichten abgeschabt. Große Haufen Torfmehl liegen zum Abtransport bereit.

rundblättriger Sonnentau

Am westlichen Ende dieses Torfgebietes befand sich die Moorkolonie Augstumal. Von dieser Kolonie ist auch nichts mehr übrig, aber hier hat man einen wunderschönen Lehrpfad eingerichtet, und erhält ihn auch. Es lohnt sich, die 1,2km in das Moor zu laufen. Auf Infotafeln wird von der Kolonie berichtet, sowie von den heimischen Tieren und Pflanzen, wovon viele seltene Arten geschützt sind. Es soll sogar Elche geben. Kein Wunder bei dieser wasserreichen, einsamen Natur. Zuerst läuft man durch Wald, der nach und nach immer lichter wird. Später gibt es nur noch niedrige Pflanzen, zwischen denen sich der seltene Sonnentau wohlfühlt. Es sind zwar nur sehr kleine Formen dieser fleischfressenden Pflanze, dafür kommen hier beide Arten vor: der rundblättrige wie auch der langblättrige Sonnentau.

Hochmoor Augstumal

Von zwei Aussichtsplattformen hat man schöne Blicke über das Hochmoor von Augstumal. Um den letzten Aussichtsturm liegen ein paar Wasserlöcher, im Hintergrund recken abgestorbene Birken ihre weißen Stämme in den Himmel. Die ehemaligen Einwohner der Moorkolonien hatten die Moore mühevoll entwässert, um sich ein Leben auf Grundlage der Landwirtschaft aufzubauen. Seit die Kolonien untergegangen sind, erobert sich das Wasser weite Teile der Moore zurück.

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