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Archiv für das Schlagwort “Tinerhir”

Erfoud – Tinerhir – Quarzazate

Saadier-Zisternen

Auf dem Weg zwischen Erfoud und Quarzazate sind manchmal merkwürdige Erhebungen in der Landschaft zu finden, mal mehr, mal weniger viele. Bei näherer Betrachtung befinden sich in der Mitte der Erhebungen schmale, tiefe Löcher. Dies sind ehemalige Zisternen aus der Saadierzeit. Sie stammen also aus dem 16.-17. Jahrhundert und wurden noch lange instandgehalten. In Zeiten, als es mehr Wasser in der Wüste gab, wurde das Regenwasser mit Hilfe solcher Zisternen aufgefangen. Heute sind sie ausgetrocknet und verfallen.

Berberzelt

Es scheint jedoch immer noch im Untergrund Wasser zu geben, denn gerade an solchen Stellen wurden mehr Brunnen als anderswo gebohrt. Deshalb halten sich nomadisierende Berberfamilien in ihren Zelten in der Nähe der Zisternen auf. Man findet diese Familien aber auch überall sonst in Südmarokko, solange sie dort Wasser finden. Sie leben zumeist von ihren Ziegen oder Kamelen, die sie bei Bedarf verkaufen. Viel brauchen die Nomaden nicht zum Leben.

Tinerhir

In Tinerhir legten wir eine Pause ein, um uns auf dem Markt mit Proviant zu versorgen, welcher später für ein Picknick dienen soll. Der Markt gruppiert sich um einen kleinen Häuserblock im Zentrum der Stadt und bietet alles, was man zum Leben braucht. Die Stadt selbst scheint recht schön zu sein. Mehrgeschossige Häuser im Berberstil, die Fassaden besitzen den typischen roten oder braunen Ton der marokkanischen Erde, dominieren das Stadtbild.

In Tinerhir bog der Bus für einen Abstecher nach Norden ab, immer am Qued Todra entlang. Zuerst ist das Tal eine weite Flussoase, aber mit jedem Kilometer weiter nach Norden verengt sich das Tal. Oberhalb des Ortes Ait Snan hat man einen tollen Blick über die südlichen Ausläufer des Hohen Atlas, die Flussoase und den Ort.

Flussoase Qued Todra

Qued Todra

Immer weiter schlängelt sich die Straße durch das Qued Todra, stetig an Höhe gewinnend. Einige Kilometer weiter setzte uns der Bus vor dem Eingang zur Todra-Schlucht ab. Die Felswände steigen senkrecht 300m in die Höhe, die Talsohle liegt auf ca. 1400m über dem Meer. Vor dem Eingang in die Schlucht laden Cafés und kleine Restaurants zur Einkehr ein. Wir packten unseren Proviant vom Markt in Tinerhir aus und suchten uns ein Plätzchen am klaren Wasser des Flüsschens. Ein wenig Brot, Käse, gebratene Würstchen und eine Orange, nichts aufregendes, aber in dieser supertollen Landschaft schmeckte es wie das Mahl eines Kaisers.

Todra-Schlucht

Nach der Stärkung starteten wir unseren Spaziergang ein Stück weit in die enge Schlucht hinein. Die Felswände stehen so eng, dass kaum ein Sonnenstrahl den Boden erreicht. Die allgegenwärtigen Straßenverkäufer stürzen sich auf jeden, der in die Schlucht kommt, aber ein paar hundert Meter weiter kann man sich ganz auf die Schönheit der Todra-Schlucht konzentrieren. Es ist ein unglaublich schönes Stück Land in Marokko. In einer Biegung schmiegt sich ein Hotel an die Felswand, im Winter ist es geschlossen. Ganz weit oben sind hier und dort Kletterer zu beobachten, für die das hier ein Paradies ist. Uns blieb genügend Zeit, das alles zu genießen und den Aufenthalt mit einem Minztee zu beschließen.

Hoher Atlas

Nun ging die Fahrt nach Quarzazate weiter, fast immer mit dem Blick zu den verschneiten Gipfeln des Hohen Atlas. Der Himmel war endlich wolkenlos und blau. Bei Boumalne Dadès trafen wir auf das Qued Dades, dem wir mehr oder weniger nah bis nach Quarzazate folgten. Kurz vor der Stadt breitet sich linker Hand eine große Talsperre aus, die vor allem das Wasser des Dades speichert.

kunstvolle Schilfdecke

Quarzazate ist das Hollywood Marokkos. Vieles ist nur Schein statt Sein, aus Pappmaschee statt Stein. Zuerst besichtigten wir die Kasbah de Taourirt, am östlichen Stadtrand. Sie ist kein Schein, sondern eine der eindrucksvollsten Kasbahs, die zu besichtigen sind. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und ist bis heute bewohnt. Ein Teil der Wohnburg kann besichtigt werden. Endlich durften wir uns solch eine Kasbah von innen ansehen. Von den allermeisten Lehm-Kasbahs sind heute nur noch Ruinen übrig und wir haben uns schon gefragt, wie es dort drinnen ausgesehen haben mag. Nun hatten wir die Gelegenheit, einen Blick in das Innere einer Kasbah zu werfen.

Blick aus dem Fenster

Die Räume sind klein, die Fenster auch, schmale Treppen und noch schmalere Gänge führen durch das Haus, gezielt gesetzte Löcher im Mauerwerk übernehmen die Funktion der Klimaanlage. Die Wände sind aus Lehm, die tragenden Deckenbalken bestehen aus Zedernstämmen, verstärkt mit Olivenholz, kunstvoll verlegtes Schilfrohr bildet den Unterbau für die Fußböden. Eigentlich ist solch eine Kasbah eher ein mehrstöckiges Labyrinth aus Räumen. Repräsentative Räume wie Wohn- oder Empfangsräume sind prächtig mit bunten Fliesen, Stuck und buntbemalten Zedernholzdecken ausgeschmückt. Der Besuch der Kasbah de Taourirt war sehr interessant.

Hotel „Farah al Janoub“

Am Abend bezogen wir unsere Zimmer im Hotel „Farah al Janoub“. Von außen ist dieses Hotel ziemlich hübsch, aber innen ist die Zeit wohl seit dreißig Jahren stehen geblieben, dazu funktionierte fast nichts. Sowohl das Hotel als auch der Service lassen sehr zu wünschen übrig, was sich auch in den vernichtenden Kritiken unserer Bewertungen der Rundreise niederschlug.
Nach dem Abendessen schlenderten wir noch eine Weile durch die nähere Umgebung. Es war die letzte Nacht unserer Rundreise, bevor es morgen zurück nach Marrakesch geht.

Atlas Corporation Studios

Quarzazate war eine alte Karawanenstadt. Viele Karawanen machten hier Zwischenstation auf dem Weg nach Tombouctou, bei uns besser bekannt als Timbuktu, im heutigen Staat Mali. 52 Tage brauchten die Kamele, um den Weg dorthin zu bewältigen. Heute ist Quarzazate eine Filmstadt. Mehrere Filmsets sind rund um die Stadt verteilt. Filme wie „Gladiator“, „Das Jesus-Video“ oder „Der Medicus“ wurden hier gedreht. Die Atlas Corporation Studios, kurz Atlas Studios, sind am nordwestlichen Rand von Quarzazate zu finden. Zwei große Filmklappen kennzeichnen die Einfahrt, den etwas entfernt liegenden Eingang in der umschließenden Mauer zieren mehrere Pharaonen-Statuen aus Pappmaschee.

Kasbah Ben-Haddou

30 Kilometer in Richtung Marrakesch befindet sich die Kasbah Ben-Haddou. Niemand weiß, seit wann es diese Kasbah gibt. Sie ist zwar immer noch teilweise bewohnt, aber eigentlich dient sie nur noch als berühmte Filmkulisse. Nur deshalb werden die Lehmbauten immer wieder instandgehalten. Seit 1962 wurden Filme wie „Lawrence von Arabien“, „Jesus von Nazareth“ oder „Die Jagd nach dem Juwel vom Nil“ in den Mauern gedreht. Nachdem Touristenströme den Verfall der Lehmstadt immer mehr beschleunigten, ist eine Besichtigung heute nicht mehr möglich. Man kann die Kasbah Ben-Haddou nur noch aus der Entfernung betrachten.

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