Udaipur
Heute morgen mussten wir erst einmal das Hotel wechseln, denn im Natural Lake View Hotel hat gar nichts gestimmt. Es ist dreckig, durch die Fenster kann man kaum durchsehen, der Service stimmt nicht, auf das Essen warteten wir ewig und Internet war auch nicht verfügbar. Heute zum Frühstück hat man nach einer geschlagenen halben Stunde festgestellt, dass man uns keine Omeletts machen kann, weil keine Eier da sind. Nach über einer halben Stunde hatten wir unser Frühstück immer noch nicht. Trotzdem wir mehrmals darauf aufmerksam gemacht hatten, dass wir um 9 Uhr zur Stadtbesichtigung abgeholt werden, hielt man es nicht für nötig, sich ein bisschen zu beeilen, so dass wir ohne Frühstück das Hotel verließen. Gestern Abend bestellten wir Gerichte mit Ziege und Lamm, als es hieß, dass diese Bestellungen bis zu einer Stunde dauern würden. Gut, dann bestellten wir auf ein ganz normales Gericht um, worauf wir dann ebenfalls fast eine Stunde warteten. Unglaublich.
Unser Fahrer kümmerte sich dann um ein neues Hotel, was nicht so einfach war, weil wir dieses eben für zwei Nächte gebucht hatten. Der Guide, der inzwischen eingetroffen war, sprach nicht deutsch, obwohl wir einen deutschen Guide gebucht hatten. Der fuhr dann wieder weg, aber ein deutschsprechender Guide war in Udaipur nicht verfügbar. Von denen gibt es nur zwei oder drei und die waren ausgebucht. Also mussten wir uns doch mit einem englischsprechenden Guide begnügen, der dann auch erst wieder zu uns stoßen musste. So vergingen fast eineinhalb Stunden.
Das neue Hotel bezogen wir auch noch, bevor die Stadtbesichtigung begann. Es ist das „Sarovar“. Hier stimmte dann alles wieder. Endlich konnte es losgehen.
Udaipur wurde im 16. Jahrhundert gegründet und ist umringt und berühmt für seine Seen, deren es sieben Stück geben soll, die allesamt von Menschen gemacht wurden. Der erste See, an dem wir auch wohnten, heißt Swaroop Sagar-See. Am Ufer des zweiten Sees, dem Pichola See, an dem wir jetzt wohnen, befindet sich der Stadtpalast, der Winterwohnsitz des Maharana von Udaipur. Maharana ist eine Variation des Hindu-Herrschertitels Maharaja.
Im Pichola-See steht das Sommerschloss „Taj Lake Palace“ der Herrscherfamilie. Es ist durch den James Bond-Film „Octopussi“ berühmt geworden. Das war ein Grund, uns bis nach Udaipur fahren zu lassen, obwohl die Stadt ganz schön weit ab vom Schuss liegt.
Neben diesen beiden Schlössern gibt es auch noch das Monsunschloss, hoch oben auf einem Berg. Es ist das Schloss, welches die Herrscherfamilie in der Monsunzeit bewohnt. Ebenfalls im See liegt die Partyinsel Jagmandir mit kleinem Garten, einem kleinen Schloss und einem Tempel.
Unsere Besichtigung begann mit einer einstündigen Bootsfahrt auf dem See, bei der wir an der königlichen „Yacht“ vorbeikamen und dann am Sommerschloss. In seinem Restaurant bezahlt man für ein Diner um die 2000,- Dollar.
Auf der Partyinsel hatten wir Gelegenheit, uns ein wenig umzusehen. Unter dem strahlend blauen Himmel leuchten die weißen Häuser rundherum. Udaipur wird die „weiße Stadt“ genannt. Hier wird in großem Stil Marmor abgebaut. Zudem hat Udaipur die größte Silber- und Zinkmine in ganz Asien. Die Stadt hat nur eine halbe Million Einwohner, dafür sieben Universitäten, z.B. für Management, Architektur, Mode usw.
Im Anschluss an die Bootsfahrt besichtigten wir den Stadtpalast, also den Winterpalast des Maharana. Er ist im Aussehen einfach gehalten. Die unteren Etagen haben nur wenige Fenster und zeigen gar keinen Schmuck. Das hat mit den Angreifern zu tun, die das Schloss manchmal heimsuchten. Aus Gründen der Verteidigung sind die Türen im Inneren der Anlage alle sehr klein gehalten. So mussten sich die Angreifer beim Durchgehen bücken. Neben den Türen haben dann die Verteidiger mit Schwertern gestanden und konnten so leicht die Köpfe der Angreifer abschlagen. So erzählte es uns unser neuer Guide Wino. Im oberen Teil, der Anlage findet man dann wieder kleine Erker mit vielen Fenstern.
Ein Teil des Schlosses ist als Museum zu besichtigen. Die einzelnen Räume und Etagen sind durch sehr schmale Gänge miteinander verbunden. In der Silbergalerie sind viele Gegenstände aus Silber ausgestellt, von Flakons über Trinkbecher bis hin zu Pferdegeschirr. Der Rundgang war ganz interessant, ist aber kaum mit den bisher gesehenen Forts zu vergleichen.
Nach der Besichtigung des Stadtpalastes nahmen wir eine kleine Stärkung in einem kleinen Restaurant vor den Toren des Palastes zu uns, bevor wir uns noch den Jagdish-Tempel ansahen. Darin fand gerade eine Betstunde statt, bei der fast nur Frauen zugegen waren. Sie saßen eng beisammen und sangen wahrscheinlich Gebete, von Musik und dem Duft der Räucherstäbchen begleitet. Überall lagen Maiskörner auf dem Boden, offensichtlich Opfergaben. Außerhalb des Tempels stehen kleine Schreine auf dem Gelände.
Gegen 16 Uhr war der Tag für uns zu Ende und wir gingen zum Hotel zurück. Nach einem Kaffee spazierten wir noch einmal durch unsere Umgebung und zum See, bevor wir zum Abendessen auf das Dach unseres Hotels „Sarovar“ stiegen. Von dort oben haben wir einen schönen Blick auf die Altstadt gegenüber und die Dächer unseres Stadtteils.
Noch eine Anmerkung: unser Guide klärte uns über den Ursprung der Stadtnamen mit den Endungen pur und bad auf. Die Städte, die mit pur enden, wie Udaipur sind hinduistischen Ursprungs, die auf bad enden, wie Islamabad sind moslemischen Ursprungs, wieder etwas gelernt.