Causeway Coastal Route
Larne ist ebenfalls ein Ankunftshafen, wenn man aus Cairnryan in Schottland kommt. Hier geht es noch viel ruhiger als in Cairnryan zu. Der Hafen ist fast winzig.
Ein Stück weiter findet man das Olderfleet Castle, von dem jedoch nur noch die Reste eines Turmes übrig sind.
Die Altstadt besteht aus einer Geschäftsstraße, für alles, was der Mensch braucht, oder auch nicht. Deshalb sollte man lieber auf der A2 ein paar Kilometer nach Norden fahren. Bei schönem Wetter, wie wir es noch einmal erleben durften, kommt man sich wie am Mittelmeer vor: blaues Wasser, blauer Himmel, eine wunderschöne Uferstraße und kleine Ortschaften. Viele der Häuser haben riesige Yucca-Palmen im Garten stehen, die für das Mittelmeer-Feeling sorgen.
An der Hafeneinfahrt steht ein alter Aussichtsturm, heute geschlossen, aus dem 19. Jahrhundert. Er ist auch vom Stadtpark im Norden von Larne aus zu sehen. Der Stadtpark liegt hoch über dem Meer, auch hier wieder mit schönen Aussichten. An der Kimm ist ein Leuchtturm auszumachen. Weiter links zeichnet sich die Insel Kintyre (Schottland) ab.
Zwölf Meilen nördlich von Larne liegt Glenarm, am Ende des gleichnamigen Tals durch die Antrim Mountains, die von neun Tälern durchzogen werden. An der Marina fanden wir einen großen Stellplatz für die Nacht, kostenlos.
Glenarm schmiegt sich um die Glenarm Bay. Der Altstadtkern ist der älteste der Region Ulster, wie der frühere Name Nordirlands lautet. Glenarm wurde schon um die 12. Jahrhundertwende das Stadtrecht zuerkannt, und zwar von King John of England.
Quasi in der zweiten Reihe steht Glenarm Castle. Das frühere, monumentale Tor, das man in der Stadt über eine Brücke erreicht, und das nach beiden Seiten von einer Zinnenmauer umrahmt wird, sieht mit dem wilden Bewuchs ziemlich verwunschen aus. Der Eingang heute liegt Richtung Meer. Das Schloss und der Schlosspark samt Garten können besichtigt werden, wenn nicht gerade eine Hochzeitsfeier stattfindet, wie es bei unserem Besuch der Fall war. Zum Schloss gehören ebenfalls eine Teestube und ein Shop.
Durch den urwaldartigen Glenarm Forest hinter der Stadt führt ein dreieinhalbstündiger Wanderweg, durch eine reiche Fauna und Flora.
Da wir nicht wussten, ob wir in Carnlough einen Stellplatz finden würden, spazierten wir zu Fuß die etwa 2 Meilen dorthin, immer am Ufer der Bucht entlang. Auffallend ist in dieser Gegend die Allgegenwart des Kalksteins. Man sieht mehrere Steinbrüche in den Hängen der Berge. Hafenmauern, Kirchen und weiße Kiesel am Strand, überall findet man den Kalkstein.
In Carnlough fand gerade eine Vintage-Messe statt, direkt an der Kalksteinbrücke, die am Hafen über die Straße spannt. Für die Messe brauchen die Iren keinen großen Platz, sondern es reichen die Straßenränder der Stadt, an denen alte Traktoren, Oldtimerautos und sogar ein kleiner KFOR-Panzer präsentiert wurden. Schafscherer, Drechsler und ein Dachdecker, der mit Flachs arbeitet, zeigten ihre Zunft auf althergebrachte Weise, und noch einiges Interessante mehr wurde den Besuchern geboten. Zusammen mit dem Flair von Carnlough war das ein sehr schönes Erlebnis.
Für den Rückweg nach Glenarm nutzten wir die Buslinie. Wie schon in England bezahlt man für eine Meile 1,- Pfund für das Ticket, zumindest auf den kurzen Strecken, die wir bisher fuhren.
Die schottische Insel Kintyre ist jetzt deutlicher zusehen. Von der Nordostspitze Nordirlands aus sind es nur noch zwanzig Kilometer bis dorthin.
Der A2 oder der Causeway Coastal Route weiter folgend kommt man durch Glenariff. Der kleine Ort liegt am Ende des als schönstes Tal der Antrim Mountains beschriebenen neun Täler. Leider fanden wir keinen Stellplatz in der Nähe, so dass wir nur kurz für ein paar Bilder anhielten. Hier führte einstmals die Kalksteinbahn am Ufer entlang. Alte Brückenreste sind noch zu sehen.
Bei Cushendall biegt die A2 in die Berge ab, wo man sich wieder wie im Hochgebirge vorkommt, keine Bäume, Moorlandschaft und viel Grün. Allerdings ist man wohl kaum zweihundert Meter hoch.
Die Straße führt über den Loughareema, einen See, der manchmal keiner ist. Von Zeit zu Zeit verschwindet der See, dann taucht er wieder auf. Hier gibt es auch einen kleinen Wald, den Ballypatrick Forest.
In Ballycastle erreicht die A2 wieder das Meer. Von dort aus fahren Fußgängerfähren zur vorgelagerten Insel Rathlin.
In Dunseverick parkten wir unser Motorhome für 2 Nächte auf der Feigh Farm, für 14,- Pfund die Nacht, inklusive einer schönen Aussicht über die hügelige Landschaft und das Meer. Von hier aus besuchten wir den sehr kleinen Hafen Ballintoy, der gerade von mehr Autos überschwemmt wurde, als das Gelände Platz dafür bieten kann. Die Straße hinunter in die Bucht ist sehr eng, entsprechend groß das Chaos.
Der Hafen wird von Steilwänden aus Kalkstein überragt, die einmal Teil eines Steinbruches waren. Zwei große Höhlen zeugen von der Arbeit. Praktischerweise baute man hier auch gleich einen Brennofen dazu.
Hier, wie an der gesamten Ostküste siedelten schon zur Steinzeit Menschen, wie Funde belegen.
Von zwei Fischern kauften wir frisch gefangene Makrelen gleich vom Boot weg, 4 Stück für 2,- Pfund. Die lassen wir uns heute Abend schmecken. Gestern versuchte ein Angler in Glenarm große Fische zu fangen. Es gingen ihm jedoch nur kleinere Dorsche an die Angel. Nachdem er die ersten Dorsche wieder zurückwarf, meinten wir, dass wir uns darüber freuen würden. Etwas später hatten wir einen normalen und einen roten Dorsch im Kühlschrank.
Zum unbedingten Besuch empfohlen wird die Seilbrücke Carrick-a-Rede. Sie überspannt eine 20m breite Schlucht in einer Höhe von 30m. Am anderen Ende liegt eine Felseninsel. Schon die Anfahrt, nur eine einspurige Straße, war mit Autos verstopft. Vor dem Ticketschalter drängte sich eine Menschentraube. 5,90 Pfund werden fällig, um über die Brücke laufen zu dürfen. Uns gefiel weder das eine noch das andere und so verließen wir den Ort, ohne die Seilbrücke wenigstens gesehen zu haben.
Die White Bay ist ein herrlicher Ort, eine weite Bucht mit feinstem Sandstrand. Sanft erhebt sich das grüne Land rund um den hinteren Teil der Bucht. Eine neue Art von „Seekühen“ entdeckten wir an diesem Strand.
Der Causeway Coastal Trail führt immer an der Küste entlang und auch an den kargen Resten des Dunseverick Castle vorbei, die auf einer Felsspitze stehen. Herrliche Aussichten auf das Meer, die Landschaft, die Steilküsten und die Inseln bieten sich auf dem Weg.
In dem ruhigen Hafenort Portballintrae, mit seinen vielen schneeweißen Häusern, wird die Nähe zum Kalkstein deutlich. Dies setzt sich in den weiteren Orten fort. Es wird hier weniger mit Kalksteinblöcken gemauert, sondern viele Mauern und Wände sind einfach weiß getüncht. So weiß strahlen die vereinzelt stehenden Gehöfte weithin über das Land. Es wird zudem mehr mit Pastellfarben gearbeitet, was den Orten doch ein wesentlich angenehmeres Äußeres verschafft, als die bisher gewohnten grauen Bauten.
Die Castleruine Dunluce steht direkt an der Steilküste. Es war eigentlich mehr eine Stadt mit Wohngebäuden, Ställen, Brauerei, Marktplatz und einem Garten. Die nahe Steilküste kostete dem Castle eines Tages die Küche, die abbrach und mit Mann und Maus den Hang hinunter stürzte. Im 13. Jahrhundert begann man mit dem Bau der Anlage, später wurde sie ständig erweitert. 1641 wurde Dunluce Castle bei einem Aufstand weitgehend zerstört, 1680 endgültig verlassen.
Will man durch die Ruinen schlendern, muss man 5,90 Pfund hinlegen.
Immer, wenn man denkt, es geht nicht mehr schöner, setzt die Natur noch einen drauf. Weiße Kalkfelsen und schwarze Lavazungen, Strände und Steilküsten, weiße Häuser und grüne Wiesen, Hügel und Dünen sowie Felsspitzen und Inseln im Meer, es ist eine unglaublich schöne Landschaft. Man muss einfach an jeden Parkplatz anhalten und sich umsehen.
Portrush hat zwei Seiten. Auf der einen Seite setzt die helle Stadt auf Amüsement, auf der anderen auf Ruhe und Entspannung. Der Hafengrund ist sandig, ohne Schlick, das Wasser ist glasklar. Das Meer ist schon seit Larne sehr sauber und lädt eigentlich zum Baden ein, aber leider ist es doch sehr frisch. Die Luft ist mit 16-18 Grad auch nicht wirklich warm. Seit wir in Nordirland ankamen, vor vier Tagen, haben wir schönes Wetter. Wenn die Sonne scheint, ist es richtig angenehm. Wird jetzt endlich Sommer?
Der Bushmills-Destillerie statteten wir nur einen kurzen Besuch ab, da wir schon zwei Whisky-Destillerien im Rahmen von Führungen kennengelernt haben. Zudem ist im Moment (Anfang Juli bis Anfang August) Sommerpause und es wird nicht produziert. Verschiedene Abteilungen sind wegen Reinigungsarbeiten geschlossen.
Im Ort Bushmills stehen viele Gebäude leer. Um den Eindruck von Leben zu vermitteln, sind die Fenster der leerstehenden Gebäude mit Kunststofftafeln verkleidet, auf denen Leute herausschauen, Deko im Fenster steht oder es aussieht, als würde man die Auslage im Schaufenster sehen. Solche Fensterverkleidungen sahen wir bisher schon öfters, aber Bushmills hat dies zur Perfektion gebracht.
Wenn man in Irland nichts gesehen haben sollte, den (Damm der Riesen) muss man erleben. Im Sommer ist dort allerdings anscheinend immer die Hölle los. Die Parkplätze waren voll, tausende von Menschen unterwegs. Deshalb entscheiden wir, etwa gegen 17 Uhr noch einmal zum Damm der Riesen zu fahren. Wir bekamen jedoch den Tipp, erst nach Schließung des Visitor Centers dort hinzufahren. Dann braucht man keine 9,- Pfund Eintritt pro Person bezahlen und die Anzahl der Besucher ist übersichtlich.
Vom Besucherzentrum ist es ein Fußweg von etwa einem Kilometer bis zum Damm der Riesen. Das ist eine Formation aus Basaltsäulen, die sich vom Hang der Steilküste bis ins Wasser erstreckt. Irgendwie passt die Formation nicht in die Landschaft. Die Iren sind von ganzem Herzen überzeugt, dass nicht die Natur dieses Wunder vollbracht hat, sondern der Riese Finn McCool. Finn hatte eine Freundin auf der schottischen Insel Staffa. Er konnte nicht schwimmen und baute deshalb einen Damm von hier nach Staffa, wo ebenfalls heute noch die Reste solcher Säulen zu finden sein sollen. Über diesen Damm konnte er seine Freundin nach Ulster herüber holen.
Das ist doch eine nette Geschichte.
Die Zunge aus Basaltsäulen, von was auch immer so abgeschnittenen, ist schon beeindruckend. Vor allem die wie mit einer Säge eingeschnittenen sechseckigen Formen der Säulen erscheint unnatürlich. Es müssen bestimmte Umstände herrschen, damit aus einem Lavafluss solche Säulen entstehen. Wie gesagt, diese Säulenzunge passt so gar nicht in das Bild der übrigen Küste.
Wer dem Ganzen die Krone aufsetzen will und Glück hat, sollte die Szenerie im Licht der untergehenden Sonne erleben. Der schönste Teil der Küste liegt allerdings östlich des Dammes der Riesen. Der Trail führt hinter dem Damm weiter, den Berg hinauf und an der Kante der Steilküste entlang zurück. Einmalige Aussichten, während die Sonne immer weiter untergeht und alles in ein goldenes Licht taucht, hat man von dort oben. Um diese Tageszeit ist man fast allein auf dem Weg und es herrscht eine wohltuende Ruhe. Das ist einfach gigantomanisch, die Krönung unserer Tour auf dem Causeway Coastal Route von Larne nach Portrush.