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Reisen rund um die Welt

Tarquinia

Seit wir Salerno verlassen haben, legten wir unzählige Kilometer zurück, ohne einen Stellplatz zu finden. Einzige Ausnahme war der völlig überteuerte Campingplatz in Pompei, auf dem wir nur eine Nacht verbrachten. Die Westküste Mittelitaliens ist sehr Wintercamper-unfreundlich. Alle offiziellen Plätze sind noch bis mindestens Ende März geschlossen. Inoffizielle Plätze, die nur annähernd groß genug wären, gibt es nicht. Eine ganze Gemeinde, Marina di Cerveteri, nördlich von Ladispoli, verbietet sogar jegliche Art von Camping. Man darf nicht einmal mit dem Wohnmobil auf dem riesigen Strandparkplatz stehen. Große, breite Straßen, ein riesengroßer Parkplatz, aber kein Camper darf dort hinein. Das ist schon diskriminierend. So etwas haben wir noch nie erlebt. Im Hochsommer können wir das verstehen, aber jetzt im Winter ist uns das ein Rätsel.

Das hieß für uns, weitere mehr als 70km fahren, um endlich in Montalto Marina Ruhe zu finden. Ein herrlicher großer Platz, geschützt durch Kiefern und, außer in der Hochsaison, kostenfrei, bot uns Zuflucht. Ver- und Entsorgung sind ebenfalls möglich, nur Strom gibt es jetzt nicht. Man sieht also, dass es auch anders geht. Wie man weiß, bringen die Wohnmobilfahrer mit das meiste Geld, aber wer nicht will, der hat schon.

Montalto Marina

Nach einem Ruhetag, um unsere Batterien wieder aufzuladen, fuhren wir nach Tarquinia. Wir sind im Etrusker-Land. Als die eingewanderten Gründer von Rom in diesem Gebiet im 5. Jahrhundert v.Chr. ankamen (südliche Toskana und nördliches Latium), verschwand das Volk der Etrusker langsam aus der Geschichte. Sie lösten sich quasi im römischen Reich auf, hinterließen jedoch reichlich Spuren, wie z.B. die zahlreichen Nekropolen. Eine davon ist die Nekropole Monterozzi in Tarquinia.

Nekropole Monterozzi

Erste Grabfunde der Etrusker stammen aus dem 9. Jahrhundert v.Chr. Damals verbrannte man die Toten und bestattete sie in großen steinernen Urnen, die in die Erde eingelassen wurden. Als Grabbeigaben fand man bronzene Schmuckstücke und Figuren sowie Keramikgefäße.

steinerne Urnen der frühen Etrusker

Im 8. Jahrhundert v.Chr. bestattete man die Toten in Erdmulden, die dann mit großen Steinplatten versiegelt wurden. Im 6. Jahrhundert v.Chr. befanden sich die Etrusker auf der Höhe ihrer Macht, sie beherrschten das westliche Mittelmeer, und die Reichen dieser Gesellschaft konnten sich große Grabanlagen leisten. So entstanden die unterirdischen Grabkammern, wie man sie heute besichtigen kann. Sie erinnern stark an die ägyptischen Grabkammern, nur dass die etruskischen viel kleiner sind. Die in Tarquinia stammen aus der Zeit vom 7.-3. Jahrhundert v.Chr.

originaler Zugang zu einer der Grabkammern

Die Grabkammern der Nekropole Monterozzi sind von den Wandmalereien her am besten erhalten, so dass die Anlage 2004 ins UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde. Bis zum heutigen Tag sind über 6000 Grabanlagen bekannt. Zirka 20 von ihnen können im Rahmen eines Museumsbesuches (6,-€ ohne Ausstellung) besichtigt werden. Die Eingänge wurden in der Neuzeit mit kleinen Häuschen überbaut. Der Aushub aus den Tagen, als die Grabkammern freigelegt wurden, liegen heute noch an Ort und Stelle. Es wird immer von Tumuli, also aus Steinen aufgeschütteten Hügeln über den Grabanlagen berichtet, aber davon konnten wir nichts sehen. Die meisten der ausgegrabenen Kammern wurden aus Gründen der Konservierung wieder zugeschüttet.

Zugang zu einer der Grabkammern

Über angelegte Treppen sind die Grabkammern zu erreichen, die jedoch mit Glaswänden abgeschirmt sind, um die Wandmalereien zu schützen. Klimaanlagen sorgen in den Kammern für optimale Temperatur und Feuchtigkeit. Die Gänge zu den Kammern hinunter haben verschiedene Längen. Die meisten Grabanlagen bestehen nur aus einer Kammer. Es gibt aber auch welche mit 2, 3 oder 4 Kammern. Die Wandmalereien zeigen sehr realistisch Szenen des täglichen Lebens, aber auch des Todes. Es sind z.B. Bankette, Tänze, Jagdszenen, athletische Spiele oder Bestattungsriten dargestellt.

Tomba dei Leopardi

Die Grabkammern tragen alle Namen der Personen, die sich der etruskischen Geschichte verdient gemacht haben. Auf Tafeln stehen die Grabnummer, aus welcher Zeit das Grab stammt und wann es entdeckt wurde, dazu wie es aufgebaut ist und was die Wandmalereien darstellen. So wird der Rundgang durch die Nekropole zum echten Zeiterlebnis.

fröhliche Alltagsszene

Wenn man landeinwärts blickt, sieht man den Hügel, auf dem die antike Stadt Tarquinia lag. Sie wurde im 8. Jahrhundert durch die Sarazenen zerstört und nie wieder aufgebaut. Das heutige Tarquinia stammt aus dem Mittelalter. Die Altstadt zeigt ein völlig anderes Bild, als wir es bis jetzt gesehen haben. Es herrscht ungewöhnlich viel Platz und irgendwie passt nichts zum anderen. Gebäude aus vielen Epochen und daher in vielen unterschiedlichen Stilen lassen eine gewisse Unruhe aufkommen, wenn man dort unterwegs ist. Kirchen gibt es aber auch in Tarquinia an jeder Ecke.

Altstadt Tarquinia

Auffallend sind die vielen hohen rechteckigen Türme, die wir so auch noch nicht gesehen haben. Es sind Geschlechtertürme, die für die Toskana typisch sein sollen. Sie dienten reichen Familien im Mittelalter zu Wohn- und Verteidigungszwecken.

Ansicht mit Geschlechterturm

Eine Stadtmauer und mehrere Stadttore umgeben die Altstadt von Tarquinia, aber auch mitten in der Altstadt sind überbaute Tore zu finden.

überbautes Tor

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