Naturpark del Estrecho
Nach langer Zeit ohne Campingplatz und Stromanschluss verbringen wir nun ein paar Nächte auf dem Campingplatz Valdevaqueros neun Kilometer westlich von Tarifa, um die Batterien wieder richtig aufzuladen. Hier hat es nun endlich auch mit der Campingcard von ACSI geklappt. Endlich haben wir das Thema nun abgehakt.
Bis zum Playa Paloma sind einige freie Stellplätze sowie Campingplätze zu finden. Der Sandstrand zieht sich von Tarifa bis zu einer Wanderdüne am Playa Paloma. Das Baden empfiehlt sich jedoch nicht, da von La Línea bis hierher Abwässer, ungeklärt und ungesiebt, ins Wasser geleitet werden. Die Surfer freuen sich aber über ungetrübtes Vergnügen.
Wir haben nun doch keinen Abstecher nach Marokko gemacht, trotzdem bekamen wir eine Kostprobe davon. Die Wanderdüne bei Playa Paloma suggeriert durch ihre Größe eine Wüste und im Radio laufen mehrere marokkanische Sender. Marokko ist für uns allerdings kein unbekanntes Land mehr, denn eine einwöchige, sehr interessante Reise brachte uns nach Agadir und seine Umgebung.
Eine sehr interessante Ecke im Süden der Costa de la Luz ist Bolonia. In der Nähe des kleinen Ortes liegt eine weitere Wanderdüne, die aus dem Grün der Umgebung herausstrahlt. Zwischen Bolonia und der Düne wurde eine andere römische Stadt ausgegraben. Baelo Claudia existierte vier Jahrhunderte lang. Die Hauptaufgabe der Stadt bestand in der Konservierung von Fisch und der Herstellung der Fischsoße Garum. Solch eine Stadt fanden wir auch schon in Torrox an der Costa del Sol, nur dass die Ausgrabungen Baelo Claudias wesentlich umfangreicher sind. Als die Wirtschaft nicht mehr funktionierte und zudem durch Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen wurde, gab man die Stadt auf. Rund 500 Jahre später war sie das Sprungbrett für die maurischen Eroberer, die Baelo Claudia ihren Stempel aufdrückten, was vor allem am Theater ganz deutlich zu erkennen ist.
Unverhofft kommt, na ja, manchmal. Inzwischen haben wir zwei Gebiete auf spanischem Gebiet herausgesucht, in dem die Wahrscheinlichkeit hoch sein soll, europäische Geier zu beobachten. Ganz zufällig stießen wir in den Felsen gleich hinter der römischen Stadt auf die großen Vögel. Schnell vergaßen wir alles andere und versuchten, den Geiern näher zu kommen. Eine ziemlich kaputte Straße führt zu mehreren Aussichtspunkten über Bolonia und zu den Geierfelsen. Um die zehn Gänsegeier kreisen um die hellen Felsen, in denen sich auch mehrere Höhlen befinden. Im Moment werden Junge aufgezogen, einige stehen kurz vor ihrem ersten Flug. Solange sich unter ihren Nisthöhlen etwas bewegt, verharren die Jungvögel bewegungslos und sind praktisch unsichtbar. Ist es länger ruhig, kommen sie in Bewegung, schauen in die Weite, putzen sich oder trainieren für ihren ersten Flug. Die Altvögel versorgen die Jungvögel mit Beute, während mindestens ein Geier die Lage beobachtet. Immer wieder fliegen mehrere Tiere um die Felsen. Ein starker Luftstrom ist zu vernehmen, wenn die Vögel dicht über den Kopf hinwegfliegen. Man sollte dabei jederzeit halbwegs in Deckung bleiben, um sie richtig beobachten zu können. Es ist unbestritten eines der schönsten Erlebnisse, die man haben kann.
An der Gabelung der Straße zum Geierfelsen führt die Straße nach rechts zu einer Bio-Ziegenkäserei. Die 3 km lange Straße besteht nur noch aus Löchern und verbindet einzelne Gehöfte miteinander, die am Fuße der Berge liegen. Die Küste und die Berge gehören zum Naturpark del Estrecho. Irgendwann kommt man zu einer Art Zunftschild der Käserei El Cabrero de Bolonia. Von hier führt ein Fußweg zum Eingang des Hofes, der sehr versteckt liegt. Von Januar bis August wird hier täglich aus 200 Litern Ziegenmilch leckerer Käse hergestellt. Im Rest des Jahres gibt es wohl nicht genug frisches Grün für die Ziegen, damit sie genug Milch liefern können. Die nette Dame der Käserei lässt gerne von ihrem Käse verkosten, bevor man kauft. Frischkäse, Camembert oder fester gereifer Käse sind im Angebot. Die Preise sind jedoch überdurchschnittlich hoch, was wahrscheinlich der Tatsache des saisonalen Geschäftes zu verdanken ist. Für 10,-€ pro Erwachsenem werden auch geführte Touren durch die Käserei angeboten, die etwa eine Stunde dauern.