Sines
Sines stand gar nicht auf unserer Liste der Sehenswürdigkeitenl. Uns lagen keine Gründe vor, in diese Stadt zu fahren. Von Porto Covo aus sind Raffinerien, Werften und ein Heizkraftwerk zu sehen, keine Einladung. Nur der Umstand, dass wir tanken mussten, führte uns nach Sines. Bei der Einfahrt ins Zentrum standen ein paar Wohnmobile in der Nähe des Fischerhafens. So stellten wir uns dazu und beschlossen, eine Nacht zu bleiben. Sines überraschte uns dafür seinerseits.
Die Stadt liegt am Rande eines Berghanges, oberhalb des Vasco da Gama-Strandes und des Fischerhafens. Dort führt auch eine Straße entlang. Von der Mole des Fischerhafens wirkt Sines sogar gemütlich. Die hässlichen Fabriken sind kaum zu sehen.
Es gibt nun drei Wege, in die Altstadt hochzukommen: entweder man nimmt die enge Straße und hofft, einen Parkplatz zu finden, oder man steigt eine Treppe hinauf, oder man nimmt den Aufzug. Ja, vom Strand aus bringt ein Aufzug die Besucher in wenigen Sekunden nach oben. Von dort hat man einen tollen Blick über die gesamte Bucht, an der Sines liegt. Die Treppe und der Aufzug stammen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, als Sines noch ein Thermalkurort war, bis man in den 70er-Jahren die Raffinerien baute.
Nur ein paar Schritte weiter kommt man zur Kirche, der Bronzestatue von Vasco da Gama und zum Castell. Im Turm des Castells ist die Touristinfo untergebracht, die ebenso überrascht. Ein kleines Museum, kostenfrei, berichtet über die reiche und lange Geschichte von Sines. Der Ort ist schon seit der Steinzeit besiedelt. Im Museum sind Artefakte aus allen Epochen zu finden. Hier erfuhren wir auch, dass Vasco da Gama in Sines geboren wurde. Ihm gelang als erstem Europäer die Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung, was den Seeweg nach Indien freimachte. Die portugiesischen Seefahrer waren keine Eroberer, sondern Entdecker. Der entstehende Gewürzhandel machte Portugal zu einer Weltmacht. Vasco da Gama starb in Kochi, im indischen Bundesland Kerala. Man überführte ihn zurück nach Portugal und bestattete ihn in Lissabon.
In der Rua Vasco da Gama steht ein Haus, an welchem eine Tafel darauf hinweist, dass dies das Geburtshaus des Seefahrers ist. Dies ist unwahrscheinlich, da das Haus keine 500 Jahre alt ist, keines der Häuser von Sines. In dem Prospekt der Stadt steht, dass es wahrscheinlicher ist, dass da Gama nach seiner Rückkehr aus Indien einen Palast für sich bauen wollte. Dieser wurde jedoch nie fertig und verfiel irgendwann. Die Ruine wurde abgerissen und im Zuge der Stadterneuerung an dieser Stelle ein neues Haus gebaut.
Beim Bummel durch die Gassen von Sines entdeckten wir die Adega de Sines. Die Weinstube war gerade geschlossen, aber der in Gang gesetzte Grill direkt hinter dem Fenster machte uns neugierig. Durchweg begeisterte Bewertungen der Küche der Adega im Internet führten uns abends noch einmal dort hin. Der Vater der Familie fragte uns, ob wir zum Essen da wären. Wir bejahten die Frage und wurden umgehend direkt in die Küche komplimentiert, wo uns die Tochter empfing. Sie bot uns ganze drei Gerichte zur Wahl an: Bacalão, der berühmte portugiesische Stockfisch, die Spezialität des Hauses Huhn vom Grill, oder frischer Fisch. Das Essen kam sehr schnell und die Mutter kümmerte sich um die Getränke. Ein halber Liter Wein für zwei Personen ist im Preis des Essens enthalten, der zwischen 6,- und 9,-€ liegt. Authentischer als in dieser Adega kann man kaum bewirtet werden. Das Ambiente ist einfach, aber spannend. Nach dem reichlichen Essen fragten wir nach einem Verdauungsschnäpschen und wurden mit Schnaps und Likör aus eigener Herstellung bewirtet. Der Schnaps war so gut, dass wir uns gleich einen Liter abfüllen ließen. Alles in allem war es ein sehr gelungener Abend und alle hatten ihren Spaß. Man sollte wirklich einmal dort essen, wo die Einheimischen einkehren.