Kołobrzeg (Kolberg)
Zweieinhalb Wochen schönes Wetter, ohne Regen, das ist kaum zu glauben aber toll. Drei Tage besuchten wir Kolberg (deutsch). Die Stadt ist eine reine Kurstadt und das schon seit 200 Jahren. Es gibt keine Industrie, die für eine Luftverschmutzung verantwortlich gemacht werden könnte. Im Gegenteil: die Meeresluft ist sehr mineralhaltig, weshalb hier Kuren in vielen verschiedenen Richtungen angeboten werden. Zu der sehr gesunden Meeresluft gesellt sich die Tatsache, dass es im Stadtgebiet mehrere Mineral- und Solequellen gibt. Der 11 Kilometer lange Sandstrand, dies ist die West-Ost-Ausdehnung von Kolberg, sorgt für weitere entspannende Stunden.
Die Geschichte Kolbergs beginnt jedoch schon im 9. Jahrhundert, was sie zu einer der ältesten Städte Polens macht. Handel und Fischerei sowie Salzgewinnung ließen die Stadt aufblühen. Heute ist sie eine lebenswerte Stadt mit sehr viel Grün und zahlreichen Parks.
Am besten lernt man Kolberg zuerst im Rahmen einer Stadtrundfahrt kennen. Die Wege sind weit und kaum zu erlaufen. Angeboten werden zumeist Fahrten in kleinen Elektrobussen für bis zu 9 Fahrgästen.
Unsere Fahrt begann am Campingplatz „Baltic“, wo wir das Wohnmobil stehen haben. Die erste Station war dann der Leuchtturm an der Hafeneinfahrt. Mit 26 Metern Höhe ist er nicht eben ein Riese, und er kann bestiegen werden.
Am Kai liegen verschiedene Ausflugsschiffe, wie ein Wikingerschiff, ein Nachbau der Karavelle Santa Maria, ein Piratenschiff und ein ausgemustertes Torpedoboot. Von hier starten auch ganz früh morgens die Fähren zur Insel Bornholm.
Nach 10 Minuten Pause geht die Rundfahrt weiter zur Marina, wo 5-10 Minuten Zeit ist, sich umzusehen, bevor es zum Fischereihafen geht, wo ein weiterer kurzer Aufenthalt geplant ist. Direkt neben dem Fischereihafen befindet sich das Freilichtmuseum „Skansen Morski“. Dort können Schiffe verschiedenster Art besichtigt werden.
Dann fährt der Elektrobus ins Stadtzentrum. Bei unserer Tour war ein Freigetränk im Restaurantcafé „Domek Kata“ in der Ul. Ratuszowa inkludiert. Während das Gebäude schon seit dem Mittelalter existiert, ist das Restaurant erst seit dem Jahr 2000 oder etwas später in Betrieb, aber es sieht innen aus, als wäre es schon 200 Jahre alt. Ein unglaubliches Ambiente, da schmeckt der Kaffee, oder was man sonst zu sich nimmt, noch einmal so gut.
Da der Aufenthalt im Zentrum Kolbergs nur auf 40 Minuten begrenzt ist, bleibt dann kaum noch Zeit, sich den Mariendom anzusehen. Der Backsteinbau aus dem 14. Jahrhundert ist im Stil der Pommern-Gotik erbaut und als 5-schiffiges Gebäude eine Besonderheit. Noch eine Besonderheit wartet im Inneren des Doms. Die rechte Säulenreihe steht ziemlich stark geneigt, auch eine Säule der linken Reihe. Da keine Bauschäden auszumachen sind, gehe ich mal davon aus, dass dies eine andere Ursache hat.
Nicht zu übersehen ist das Rathaus gleich nebenan. Der Baumeister Karl Friedrich Schinkel, der gleiche, der die Dresdner Semperoper entwarf, erstellte auch die Pläne für das Kolberger Rathaus.
Die letzte Etappe der Stadtrundfahrt führte ins neue Kurviertel im Osten der Stadt. Wie gesagt, die Stadtrundfahrt dient nur zur Orientierung. Ein informativer Stadtplan gehört zum Programm, so dass man auch auf eigene Faust die Kolberger Sehenswürdigkeiten noch einmal ganz in Ruhe besuchen kann. Am besten ist dies aber mit einem Fahrrad zu bewerkstelligen, denn die Entfernungen sind nicht zu unterschätzen. Die Rundfahrt kostete 10,-€ pro Person und dauerte ca. 2,5 Stunden.
Eine schöne Aussicht über die Stadt und die Küste hat man von der Dachterrasse des Hotels „Perła Bałtyku“ in Strandnähe. Ein sehr schönes, modernes Café sorgt für das leibliche Wohl.
Kurz vor der Mole ragt eine neue Seebrücke ins Wasser, die ebenfalls mit einem Restaurant lockt. Auf der Promenade reihen sich weitere Restaurants, viele auch mit Dachterrassen.
Bei einem Spaziergang die Mole entlang bekommt man einen besseren Blick auf die Hafengegend Kolbergs mit dem Leuchtturm.
Die Altstadt an sich ist nicht groß. Den Dom und das Rathaus habe ich schon erwähnt. Ein alter Backsteinbau am unteren Ende der Ul. Emilia Gierczak, fast am Ufer des Flusses Parzeta, steht ein Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert. Der alte Backsteinbau gehört heute dem „Museum der polnischen Armee“, welches gleich nebenan mit Ausstellungsräumen und einem Außengelände zu einem Besuch einlädt.
Zwei große Backstein-Türme wie der Luntenturm gehören ebenfalls zum Stadtbild.
Empfehlenswert ist auch ein Ausflug nach Osten an der Küste entlang. Dort, gut 20 km entfernt, steht der zweithöchste Leuchtturm der Küste nach Swinemünde. Der Leuchtturm von Gaski ist 51,2 Meter hoch. Mit Hilfe von 217 Stufen gelangt man auf die Aussichtsplattform.
Wer Ruhe im Urlaub liebt, der ist eher in dieser Gegend gut aufgehoben. Von hier aus bis nach Mielno am Jamno-See läuft die Zeit langsamer. Ein sehr schöner Ort ist auch Sarbinowo. Allerdings sollte man sich beeilen, will man noch die Ruhe genießen, denn es wird gebaut wie bei Weltmeisters. Jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben. Hunderte neue Bungalows entstehen gerade.
Sandstrände laden überall ein. Sie reichen soweit das Auge sehen kann.
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