Castellammare
Auf dem Weg zum Parkplatz am Strand, wo wir zwei Nächte lang übernachten wollten, ist es nun passiert: Wir hatten uns festgefahren, nichts ging mehr! An der Straße, die das Navi angegeben hatte, fuhren wir vorbei, so dass wir die Alternativroute über die Via Urano nehmen mussten. Mitten in dieser steil nach unten führenden Straße stoppte uns die Spitzkehre. Mit einem Zug kamen wir nicht herum, also wollte Klaus ein Stück zurück setzen. Nun saß das Wohnmobil hinten auf, erst mit dem Auspuff, dann mit dem Gehäuse des Notstromaggregats, welches größeren Schaden an der ebenfalls aufsitzenden Stoßstange verhinderte. Nach jedem Versuch, rückwärts zu fahren, rutschte der Bus weiter nach vorne, so dass die vordere Stoßstange nun ihrerseits am Bordstein aufsaß. Das Getriebe brachte einfach bei dem Gefälle die Kraft nicht auf, uns da rauszubringen. Die Straße war nun für beide Richtungen blockiert. Den Anhänger mit dem Smart hatten wir vorher schon abgekoppelt und beiseite gestellt.
Von den vielen PKW-Fahrern, die kamen, fragten nur zwei, ob wir per Telefon um Hilfe gerufen haben. Laut einem Telefonat sollten wir warten, man würde einen LKW schicken, der uns frei zieht. Es war gerade wieder Mittagspause und es kam niemand. Nachdem wir eineinhalb Stunden gewartet und die Straße blockiert hatten, versuchten wir selbst einen Abschleppdienst zu finden. Inzwischen hatte Klaus auch schon in der Nachbarschaft gefragt, ob jemand einen LKW oder Traktor besorgen könnte. Überall sah er nur Kopfschütteln.
Klaus blieb beim Bus und ich fuhr in die Stadt, zu der von Google gezeigten Werkstatt. Die schickte mich um die Ecke zu einer anderen Werkstatt, beide für PKWs. Ich versuchte mit dem Google-Übersetzer dem Werkstattchef zu erklären, welche Art von Hilfe ich brauche. Nach italienischer Art schlossen sich noch drei Leute an und ein Palaver begann, allerdings ohne Ergebnis. Sie hätten keine Möglichkeit, und einen Abschleppwagen, LKW oder Traktor, der uns helfen könnte, gäbe es in Castellammare nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit rang sich dann der Werkstattchef dazu durch, mir einen Mitarbeiter zur Seite zu stellen, um sich unser Problem anzusehen. Mit einem klapprigen, alten, kleinen Geländewagen fuhr ich mit ihm zum Womo, wo Klaus immer noch ergebnislos wartete.
Etwas ratlos sah sich der Mann unsere Situation an, brachte dann sein Stahl-Abschleppseil an der Anhängerkupplung an. Der erste Versuch scheiterte kläglich. In dem Moment kam endlich der erste Klein-LKW an. Selbst auf unsere Bitte auf Hilfe hin, und nachdem er gesehen hatte, dass unser Versuch scheiterte, setzte er zurück, drehte um und war weg. Vielen Dank, sehr freundlich.
So startete der Werkstattmann zum zweiten Versuch in einem anderen Winkel. Mit aller Kraft seines klapprigen Geländewagens und unseres Motors schafften es dann beide endlich, den Bus freizubekommen und zurück zuziehen, damit Klaus den Bus weiter durch die Kurve bringen konnte. Nach dreieinhalb Stunden endlich konnte es weitergehen. Wir drückten dem Mann 20,-€ in die Hand und bedankten uns viele Male.
Nach diesem Erlebnis erinnerten wir uns an verschiedene Vorfälle, die sich auf unserer USA/Kanada-Rundreise zugetragen haben. Mit Sicherheit hätte fast jeder geholfen, auf welche Art auch immer. Da hätte es so etwas nicht gegeben.
Den Rest des Tages ruhten wir uns am Strand aus. Wir hatten keine Lust mehr, irgend etwas zu unternehmen, nicht einmal zum Einkaufen.
Castellammare hatten wir uns als Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Segesta ausgesucht. Bekannt ist die Ausgrabungsstätte von Segesta. Viel zu sehen gibt es auf dem riesigen Gelände nicht, nur einen gut erhaltenen dorischen Tempel und ein großes Amphitheater aus dem 3. Jahrhundert v.Chr. Wir wollten uns die Anlage nicht ansehen, denn wir hatten Agrigento gesehen, sondern nur einen Blick riskieren. Am Eingangstor zur Anlage stehen Wegweiser, auf denen die Entfernungen zum Tempel mit 250m und zum Theater mit 1250m angegeben sind. Eine Ecke des Tempels kann man von außen noch sehen, sonst aber nichts. Die Umgebung ist jedoch sehr schön, mit dem umgebenden Bergen. Die Preise sollen sich wie folgt zusammensetzen: 5,-€ Parkplatz, der ca. 1 km entfernt ist, 1,50€ für das Shuttle zur Ausgrabungsstätte, 6,-€ Besuch der Ausgrabungsstätte.
Auf dem Weg von San Vito Lo Capo nach Castellammare fährt man an einem Bergmassiv vorbei, in dem an mehreren Stellen weiße Marmorsteinbrüche in den blauen Himmel leuchten. Marmor wird im Nordwesten Siziliens im großen Stil abgebaut.
Segesta hat aber noch eine Sehenswürdigkeit zu bieten: das Thermalbad Segestane. Die Luft um das Thermalbad ist leicht vom Schwefelgeruch erfüllt, welcher aus dem Flusstal herauf steigt. Heiße Schwefelquellen speisen das Bad. Um es, mit seinen drei Badebecken, zu nutzen, muss man 9,-€ Eintritt bezahlen, für max. 3 Stunden Aufenthalt. Die obligatorische Mittagspause unterbricht den Betrieb zusätzlich.
Unterhalb der Therme lädt ein natürliches Badebecken abseits des Flusses zu einem kostenlosen Bad ein. Die Zufahrt ist jedoch nur von der nördlich verlaufenden Straße möglich. Die letzten ca. 100m müssen dann zu Fuß bewerkstelligt werden. Leider lag das Badebecken kurz nach dem Mittag voll im Schatten und der Wind wehte echt kühl um die Ecken. Einige Leute bevölkerten trotzdem den Rand des Pools, dessen Wasser sehr warm und auch schwefelhaltig sein soll. Im Winter sollte man den Pool eher am Vormittag ansteuern, wenn es in der Sonne liegt.
Castellammare selbst ist ein Ferienort, der an einem ca. 2km langen Sandstrand liegt. Hinter der Stadt ragt eine Bergkette auf, die die Sonne im Winter frühzeitig verschwinden lässt.
Das ist nicht die ganze Wahrheit. Der Ursprung von Castellammare liegt im 14. Jahrhundert, als eine Burg zum Schutz des Hafens gebaut wurde, der zu Segesta gehörte. Um das Kastell und die kleine Bucht herum wuchs die Altstadt Castellammares, die durch eine Felsnase vom neueren Ferienort Castellammare getrennt ist. Die Lage und Übersichtlichkeit der kleinen, aber feinen Altstadt macht sie sehr sehenswert, ein richtig kleines Juwel.
Bei einem Fleischer unterwegs fanden wir ein schon vorbereitetes Pansen (Kutteln)-Gericht, dass nur noch erwärmt werden musste. Ich wollte unbedingt auf Sizilien Pansen probieren, nachdem ich schon oft gehört habe, dass das gar nicht so schlecht schmecken soll. Nun ja, ich muss es nicht jeden Tag haben, aber zur Abwechslung auf dem Speiseplan könnte es schon das ein oder andere Mal stehen. Das Rezept habe ich für Euch in unserem Beitrag „Essen und Trinken auf sizilianisch“ zusammengestellt.