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Archiv für die Kategorie “USA – Südwesten”

Sonora Wüste – Arizona

Auf unserer Autokarte ist das Sonoran Desert National Monument westlich von Gila Bend eingetragen. Das war der Grund für uns, von Phoenix aus nach Gila Bend zu fahren, um wenigstens eine minimale Vorstellung von der Sonora Wüste zu bekommen. Es führt nur eine Straße hindurch, an deren Rand hier und dort Infotafeln aufgestellt sind, aber das ganze zugängliche Gebiet ist zur Zeit (saisonabhängig) gesperrt. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Da wir noch fast 6 Wochen Zeit haben und nicht mehr so viele Kilometer zu fahren sind, entschieden wir uns, zum Organ Pipe Cactus National Monument zu fahren und uns dort umzusehen. Eigentlich stand dieser Park nicht auf meiner Liste, was ein sehr großer Fehler gewesen wäre.

Auf dem Weg dorthin liegt noch die kleine Stadt Ajo. Im Südwesten von Ajo befindet sich ein riesiger Kupfertagebau, in dem anscheinend immer noch abgebaut wird. Vom Besucherzentrum aus kann man einen Blick tief in die Grube werfen. Das Kupfer abgebaut wird, zeigen die grünen Stellen im Gestein. Dies ist die erste Kupfergrube Arizonas gewesen. Im Museum sind einige Stücke aus der frühen Zeit des Kupferabbaus ausgestellt, unter anderem ein uralter Holzwagen, mit dem Wasser von oder nach Gila Bend transportiert wurde. Das sind 42 Meilen einfache Wegstrecke. Da waren die Leute aber einige Zeit unterwegs. Ansonsten ist Ajo ein sehr schönes, sehr mexikanisch anmutendes Städtchen mit weiß getünchten Häusern und der hübschen Kirche.

Durch Wüste, eine zerrissene Vulkankraterlandschaft und durch Furten, die manchmal unverhofft Wasser führen, die Straße ist dann nicht passierbar, erreichten wir das Organ Pipe Cactus National Monument an der mexikanischen Grenze. Ich sage jetzt einfach mal Pfeifenkaktus-Park dazu. Für unseren Bus gibt es nur eine Straße und den Twin Peaks Campingplatz im Park. Weitere Straßen und der zweite Campingplatz sind den PKWs vorbehalten. Drei Tage standen wir auf dem Campingplatz, der leider keine Strom- und Wasseranschlüsse hat und wir uns deshalb nicht viel länger dort aufhalten konnten. In dem Park erfuhren wir auch, dass dieser Teil ein weiterer Teil der Sonora Wüste ist. Das ist noch nicht alles, denn die Sonora Wüste erstreckt sich über fast den gesamten Süden Arizonas, einen Teil Kaliforniens und den größten Teil Mexicos. Das hat uns echt überrascht.

Die Sonora Wüste ist die grünste und vielfältigste Wüste der Welt. Im Pfeifenkaktus-Park leben 28 verschiedene Kakteenarten, den Rest machen verschiedene Buscharten und die Ocotillos aus. Die Ocotillos sind merkwürdige Gewächse. Sie haben viele schlangenartige, unverzweigte Triebe, die voll von Dornen sind. Deshalb sehen sie aus wie Kakteen. Da die Ocotillos jedoch nur grün sind, wenn sie einige Tage zuvor Wasser bekommen haben und dann bald wieder „in den Schlaf“ gehen, sind es gewöhnliche Büsche. Jedenfalls „verschlafen“ die Ocotillos die meiste Zeit ihres Lebens und sehen eher tot aus. Sie sind mindestens so beeindruckend wie die Saguaro- und Pfeifenkakteen.

Ach so, habe ich ja noch vergessen: Die Pfeifenkakteen heißen richtig Orgelpfeifen-Kaktus, weil die ersten Siedler gemeint haben, dass die abgestorbenen Kakteen wie Orgelpfeifen aussehen. Diese Pfeifenkakteen gibt es noch seltener als die Saguaro Kakteen. Außerhalb des Parks kann man keine solchen Kakteen mehr entdecken und selbst im Park stehen sie nur an manchen Stellen.

Die Saguaro Kakteen sind die Giganten unter den Kakteen. Sie werden höher als manche Bäume und sind sehr stattlich. Die Seitentriebe werden erst ausgebildet, wenn die Kakteen mindestens 75 Jahre alt sind, habe ich irgendwo gelesen. Diese Seitentriebe verleihen den einzelnen Kakteen ein individuelles Aussehen und man kann sie in verschiedene Kategorien einteilen: die Lustigen, die Einladenden, die Musterexemplare, die Außergewöhnlichen und die verkrachten Existenzen. Das ist wirklich interessant.

Auf dem kurzen Desert View Trail am Twin Peaks Campground wird der Besucher über die Nutzung der Pflanzen durch die Ureinwohner, hier sind es die Tohono O´Odham, informiert. Diese Pflanzen sind ihre Apotheke für so ziemlich alle Zipperlein, die sie haben können. Die geschnittenen Triebe der Ocotillos werden als lebender Zaun genutzt und die Wasserleitungen der toten Saguaro Kakteen geben gutes Baumaterial für Hütten ab. Aus den Wurzeln eines Busches machen sie wohlschmeckenden Tee, andere Büsche werden zum Herstellen von Körben benutzt und aus dem Holz des Eisenbaumes machen sie Werkzeuge, Pfeilspitzen oder Figuren. Eine andere Pflanze liefert den Klebstoff und die Beeren der Misteln werden von den Medizinmännern genauso genutzt wie in Europa.

Aber nicht nur die Pflanzen gehören zur Wüste, sondern auch die Tiere. Bei unseren Wanderungen haben wir nur Eidechsen gesehen, einmal hörte ich das Grunzen eines der hier lebenden Wildschweine. Regen Betrieb hatten wir dagegen auf dem Campingplatz. Da gaben sich die Gila Spechte, Kaktus-Zaunkönige und Bogenschnabel Trasher ein Stelldichein. Wir fanden die „um Geld spielenden Wachteln“, so die Übersetzung, am schönsten. Sie waren aber sehr scheu und verschwanden schnell, wenn man ihnen zu nahe kam.
Überall im Westen der USA sind die stattlichen Raben zu finden, aber noch nie hatten wir ein turtelndes Pärchen gesehen, und das auch noch auf den stacheligen Abzweigungen eines Saguaro. Aufmerksam auf sie sind wir geworden, weil wir gemeint haben, Kraniche zu hören. Anscheinend klingen die Balzlaute der Raben genauso. Leider konnten wir auch dieses Mal keine Klapperschlange finden.

 

 
Am Ende des 3,5km langen Victoria MineTrails, der nur ein Trampelpfad durch die Wüste ist und mehrere Wasserläufe kreuzt, liegt die Victoria Mine. Mitten im Nirgendwo, in den Hang der Sonoyta Mountains, hat jemand ein Loch gebuddelt. Uns warfen sich zwei Fragen auf: Warum gerade an dieser Stelle? und: Was hat derjenige gesucht und ist er fündig geworden? Jedenfalls lagen auffällig viele grüne Steine in der Gegend herum, kupferhaltiges Gestein? Jede Menge Quarz ist aus dem Berg geschafft worden. Der Abraum liegt noch vor der Mine. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick über die Landschaft mit ihren riesigen Kakteen.

 

 

Am letzten Abend beobachteten wir einen Meteoriten, oder auch verglühenden Weltraumschrott, das weiß man ja heutzutage nicht so genau. Der Feuerschweif war sehr lang und wir konnten seine Bahn fast vom Zenit bis zum Horizont verfolgen, ein sehr seltenes Ereignis. Im Moment haben wir sogar Vollmond und es ist nachts so hell, dass man soweit wie am Tage gucken kann. Fast ist es sogar möglich Zeitung zu lesen, Wahnsinn.

Einen Fahrradausflug zur 5 Meilen entfernten mexikanischen Grenze haben wir ebenfalls gemacht. Das Meer ist nur 100 Kilometer entfernt, aber da so dringend von einem Besuch Mexikos abgeraten wird, haben wir davon abgesehen, Rocky Point zu besuchen.

 

Phoenix – Arizona

Phoenix – Palmen, Kakteen, Sonne und Wärme, genau das, was wir brauchen. Den Winter haben wir endlich hinter uns gelassen. Keine 10 Meilen südlich von Cordes Junction standen die ersten Saguaro-Kakteen, riesige, bei uns als Kandelaberkakteen bekannte Gewächse. Heh, sind das paar Dinger. Da war ich immer so stolz auf meine Kakteen zu Hause, die schon ein stolzes Alter hatten. Weitere Kakteenarten, verschiedene Palmen, Eukalyptusbäume, Orangen gedeihen in den Vorgärten. Endlich gibt es wieder, nach so viel Herbst und Winter, bunt blühende Sträucher. Das ist einfach viel schöner.

Phoenix ist eine große Stadt, die Hauptstadt von Arizona, mit viel Verkehr. In der Nähe des Flughafens stehen wenige Hochhäuser, die nicht gerade rekordverdächtig hoch sind.
Sehenswert, aber voll auf Tourismus getrimmt, ist die Old Town von Scottsdale entlang der Scottsdale Road und der Main Street. Galerien und Boutiquen wie überall an solchen Orten. Viele Kunstwerke zieren die Straßen. Die Straßenbeleuchtung ist wohl einzigartig. Heute, an Thanksgiving, sind die meisten Geschäfte geschlossen und es sind kaum Leute auf den Straßen, so dass wir uns alles in Ruhe ansehen konnten.

Der Hauptgrund für den Besuch von Phoenix war der Flughafen Sky Harbour, wo wir unseren Flug nach Deutschland am 16. Januar gebucht haben. Das ging völlig problemlos und ohne Papierkram, wie man das sonst im Reisebüro immer hat. Ich hatte uns allerdings schon einen Flug im Internet herausgesucht, so dass wir nur noch zu buchen brauchten. Dafür haben wir das Parkplatzpersonal und uns am Flughafen vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt. Es gibt keinen Parkplatz für Wohnmobile auf dem Flughafengelände und wir mussten unseren Bus durch die für PKWs gebaute Schranke manövrieren. Das Parkplatzpersonal wusste nicht, wie es unsere Parkgebühren, die wir nun zahlen mussten, ohne den Automaten bemüht zu haben, verbuchen sollte. Mit ein bisschen guten Willen hatte aber dann alles seine Richtigkeit.

Endlich ist alles wieder wie am Anfang unserer Reise in Florida. Nicht nur die Vegetation und das Wetter stimmen, sondern wir können auch wieder im Pool baden, sonnen und die Abende genießen. Zum ersten Mal auf unserer Tour haben wir eine Fahrradtour gemacht. Mein Fahrrad erstanden wir im Flohmarkt, Klaus sein Fahrrad kauften wir beim Pfandleiher, die es hier in den USA an fast jeder Ecke gibt. Für mich bedeutet das, dass ich mit meinen 48 Jahren noch mal Fahrrad fahren lernen muss, aber so manches Mal haben wir uns schon ein Fahrrad gewünscht.

Prescott Valley – Arizona

Warum kann man auf den Karten nie richtig sehen, wie die Straßen kurven- und höhentechnisch verlaufen. Das würde es uns einiges leichter machen. Der Mingus Mountain Scenic Byway wäre schon die zweite Straße nach dem Oak Creek Canyon gewesen, die wir mit unserem ersten Gespann nicht hätten fahren können. Für den Bus sind solche Straßen kein Problem, obwohl es durch Jerome schon das ein oder andere Mal eng wurde. Jerome rühmt sich als größte Geisterstadt der USA. In den 1890ern noch als „verruchteste Stadt des Alten Westens“ mit Schießereien und Bordellen bekannt, dann als wohlhabende Bergwerksstadt mit dem Hauptanteil Kupfer und 15.000 Einwohnern, verschwand Jerome nach der Schließung der Minen 1953 in der Bedeutungslosigkeit. Ganze 100 Menschen hielten dem Ort die Treue. Heute gibt es knapp 5 Mal soviele Menschen dort, meist Künstler und übriggebliebene Hippies, die von den Touristen leben. Eine einmalige Aussicht auf das sehr viel tiefer gelegene Verde Valley ist ein weiterer Grund, Jerome anzufahren (max. Länge der Fahrzeuge: 50´)

Die Straße windet sich weiter endlos weit nach oben, wieder durch einen Ponderosa-Kiefernwald. Wir waren schon froh, auf gut 1000 Metern gewesen zu sein, da muss der Bus schon wieder Bergziege spielen und auf über 2300m klettern. Endlich ging es wieder hinunter und durch Prescott Valley hindurch. Als hätten wir eine andere Welt erreicht, fanden wir uns erneut zwischen Vulkanen wieder, die von Ebenen mit gelb gewordenem Gras umrahmt werden, nichts Grünes mehr. Dann ab Dewey-Humboldt wachsen vereinzelt Bäume und ich glaube, es ist das erste Mal, dass wir Säulenzypressen in den USA gesehen haben. Irgendwie passen die gar nicht hierher.

In Cordes Junction blieben wir ein paar Tage, um an unserem Bus weiter zu werkeln und zu putzen und auf die Unterlagen für den Bus zu warten, die hierher geschickt werden sollten. An dem Bus ist wohl die ganzen 10 Jahre kaum etwas gemacht worden. Nach und nach kommen jetzt die Probleme zu Tage, aber alles nur Kleinigkeiten, noch.
 Am ersten Abend haben wir Tilapiafilet mit in Zwiebel und scharfem Paprika eingelegten und warm gemachten Opuntienstreifen (Feigenkaktus) gemacht. Hmm, war das lecker. Ich wollte ja schon lange einmal rohe Opuntien essen, aber Erstens sind die meisten Kakteen verdorrt oder zu klein, und Zweitens wissen wir nicht so recht, wie wir es anstellen sollen. Die haben einfach zu viele Stacheln. Lecker sind sie bestimmt auch roh.

Oak Creek Canyon – Arizona

Auf unserem Weg nach Süden, Richtung Sedona, fuhren wir auf der historischen Road 89A durch den Oak Creek Canyon. Bevor wir im Canyon ankamen, mussten wir eine gefühlte halbe astronomische Längeneinheit Höhenunterschied nach unten überwinden, und das in kaum mehr als 5 Serpentinen. Diese Straße ist wegen ihrer steilen Abfahrt und engen Kurven für LKWs gesperrt. Mit unserem vorhergehenden Gespann hätten wir wohl echte Probleme bekommen, der Bus und Klaus haben die Abfahrt jedoch brillant gemeistert. Die Abgründe sind jedenfalls der helle Wahnsinn.
Die Straße führt aber auch durch den weltweit größten Ponderosa-Kiefernwald. Im Deutschen ist dieser Baum auch als Gelbkiefer bekannt. Die Art wächst nur in Höhen zwischen 3000 und 9000 Fuß und hat 3 Nadeln pro Blattansatz. Bisher kannten wir nur Kiefern mit 2 oder 5 Nadeln pro Blattansatz. Das Tal ist sehr grün, liegt auf nur noch 5000 Fuß und wir kamen uns nicht mehr wie im Winter vor, sondern nur noch wie im Herbst.

Es war richtig warm. Das sehenswerteste Stück Oak Creek Canyon ist der Slide Rock Park. Hier sind die roten Sandsteinfelsen wunderschön ausgewaschen und im Fluss ist eine offizielle Badestelle eingerichtet. Das Wasser ist glasklar und sauber, es gibt Forellen und die Ansichten des Tales sind wunderschön. Da weiß man wieder nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Zwei ältere Damen berichteten von 2 Bergziegen, die sie auf dem Wanderweg oberhalb des Flusslaufes gesehen hatten. Als wir dort ankamen, waren sie natürlich weg.

Am Ende des Canyons liegt Sedona. Ein Aussteigen lohnte sich für uns nicht, denn Sedona ist eine komplette Touristenstadt. Allerdings liegt sie in ihrem eigenen Monument-Valley. Wunderschöne Sandsteinformationen rahmen Sedona ein. Das ist auch der Grund, dass hier in der Gegend mehr als 60 Filme seit 1923 gedreht wurden. Die Häuser sind ausnahmslos in den Farben der Sandsteinformationen rund herum verputzt. Farbliche Akzente setzen gern Gelb und Lila/Violett, was uns wieder sehr gut gefallen hat.

Im Dead Horse Ranch State Park bei Cottonwood haben wir uns für 2 Nächte eingerichtet. Der Name kommt von der Familie Ireys, die in den späten 1940ern aus Minnesota nach Arizona kam, um eine Ranch zu kaufen. Es standen mehrere Ranches zur Auswahl und als der Vater die Kinder fragte, welche Ranch es nun sein sollte, antworteten diese: Die Ranch mit dem toten Pferd. So kam die Ranch zu ihrem Namen. Der Staat übernahm die Ranch 1973 und behielt den Namen bei.
Langsam kommen wir in ein Gebiet mit einer Vegetation, wie man sie sich in Arizona vorstellt: verschiedene Yuccas, Agaven, Aloe, Opuntien usw. Die Wüste hat uns wieder. Wir befinden uns nur noch auf einer Höhe von gut 1200 Metern.

Bei einer kleinen Runde in der Nähe unseres Stellplatzes entdeckten wir ein altes, verfallenes Blockhaus. Vielleicht war das einmal das Farmhaus? Etwas weiter weg, im Verde Valley auf einem Hügel gelegen, konnten wir das Tuzigoot National Monument ausmachen. Das sind Ruinen eines Sinagua Pueblos, das 110 Räume zählt und zwischen 1125 und 1400 erbaut wurde. Die Pueblo-Häuser sind meist 1-2 geschossige Bauten, deren Zugänge oben lagen, wo wir normalerweise das Dach haben. Der Zugang erfolgte über Leitern, die im Falle eines Angriffes von außen nach oben gezogen werden konnten. Die Sinaguas waren sesshafte Bauern.
In der Nacht wurde ich von einem kurzen Heulen und Kläffen der Kojoten geweckt. Wir fanden Spuren, die von Kojoten stammen könnten, die nachts auf Jagd nach Mäusen oder Käfern gehen, gerade dort, wo es viele Mäuselöcher gibt.

Flagstaff – Arizona

Wieder ostwärts gerichtet und an der Südseite der San Francisco Mountains vorbei erreichten wir Flagstaff, das am Fuße von mehreren Vulkanen und immer noch 2135m hoch liegt. Hier verbrachten wir die kälteste Nacht dieser Tour. Um 7 Uhr morgens zeigte das Thermometer -1,3° C in unserem Schlafzimmer an. Da wir wieder einmal bei Walmart standen und unsere Heizung auf Gas lief, oder besser nicht lief, fuhren wir als erstes in die Altstadt von Flagstaff, um dort einen Ort für unser Frühstück zu finden. Im Café Pickles in der San Fransisco Street nahmen wir ein gutes mexikanisches Frühstück zu uns. Kaffee gibt es ja, wenn man etwas zu essen bestellt, bis zum Abwinken. Warm wurde es uns nebenbei noch.

 

 

 

Danach sind wir ein Stück die Route 66, unter anderem am alten Bahnhof vorbei, in dem heute die Touristinfo sitzt, entlanggelaufen. Für die Rücktour suchten wir uns die Parallelstraße Aspen Avenue aus. Das Hotel Weatherford sieht heute noch fast genauso aus wie 1897, als es gebaut wurde. Die alte Kirche ein paar Straßen weiter hinten, ist in ihrer Architektur einzigartig. In der Fassade wurden roter Sandstein und Natursteine verbaut. Die Figuren, die die Fassade schmücken, sind aus Kalkstein. Uns hat das sehr gut gefallen. Da hat doch mal jemand echten Geschmack bewiesen. Das Innere der Kirche ist dafür schlicht gehalten.

 

 

 

Flagstaffs erster Siedler war Thomas F. McMillan. Er wurde in Tennessee geboren, suchte Gold in Kalifornien, züchtete Schafe in Australien und kam 1876 in Arizona an. Hier baute er eine Schaf-Ranch auf und verkaufte Partyartikel, unter anderem Fahnenzubehör. Daher kommt der Name der Stadt Flagstaff.
 Flagstaff ist eine laute Stadt, nicht zuletzt wegen der Eisenbahn, die wie in Gallup alle paar Minuten durch die Häuserreihen brettert.

Williams – Arizona

Über Tusayan verließen wir den Grand Canyon National Park wieder in Richtung Süden. In Valle haben wir die Heimat von Fred und Wilma Feuerstein gefunden. Die „Flintstones Bedrock City“ ist ein Themenpark für Kinder. Gleich nebenan liegt ein Flugzeugmuseum.

Wieder durch das große Vulkangebiet mit seinen Lavaflüssen und fast immer den schneebedeckten Humphrey´s Peak im Blick, kamen wir in Williams an. Williams ist bekannt als das Tor zum Grand Canyon. Von hier startet auch die Dampflokbahn, die die Besucher auf ihre eigene Weise zum Grand Canyon bringt. Außerdem bringt der Bearizona Wildlife Park, durch den man mit dem Auto fahren kann, den Besuchern die heimische Tierwelt nahe.

Im Zusammenhang mit der Route 66 gibt es zu sagen, dass Williams die letzte Stadt an der Route 66 war, die durch die Interstate 40 vom Durchfahrtsverkehr abgeschnitten wurde. Das war am 13. Oktober 1984. Die Historische Altstadt erstreckt sich innerhalb zweier Straßen über mehrere Blocks. Die alten Häuser sind alle neu gestaltet und renoviert worden, so dass es Spaß macht, durch das Viertel zu spazieren. Das Cruiser´s Café 66 ist im Stil der Route 66 eingerichtet und warb mit den besten Grillgerichten der Stadt, allerdings sind die viel zu teuer. Das Café arbeitet mit der Grand Canyon Brauerei zusammen und so probierten wir das Bier. Da wir nicht sagen konnten, welches Bier wir bestellen sollten, brachte uns die Kellnerin drei Gratisproben. Also, ich muss sagen: wenn man in den USA gutes Bier trinken möchte, dann sollte man sich an die privaten Brauereien halten. Damit haben wir bis jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir haben jedenfalls auch diesmal einen kleinen Vorrat mitgenommen.
Für uns war Williams für diesen Abschnitt unserer Tour der westlichste Punkt auf der Route 66. Wir hoffen, dass wir die Mutterstraße Amerikas bald weiterfahren können.

Grand Canyon – Arizona

Vorbei an den San Francisco Mountains und anschließend durch eine bilderbuchmäßig schöne Vulkankette erreichten wir, immer bergab fahrend, auf der Road 89 Cameron, wo wir uns die alte Stahlfachwerkbrücke über den Little Colorado River angesehen haben. Sie wurde von einer moderneren, dem heutigen Verkehr entsprechenden Brücke abgelöst.

Nachdem wir auf die Road 64 abgebogen waren, fuhren wir durch eine Wüste mit Sandsteinformationen, Vulkanen und dem schon beeindruckenden Canyon des Little Colorado River. Entgegen unserer Erwartungen mussten wir wieder einen Höhenunterschied von 5000 Fuß auf weit über 7000 Fuß (2200m) überwinden. Niemand, aber auch niemand, hatte irgendwann einmal erwähnt, dass der Grand Canyon nicht im Flachland liegt, wie man es erwartet, sondern im Hochgebirge. Die Erklärung: vor Milliarden von Jahren lag die ganze Ebene viel tiefer und war ein riesiges Meer, welches Sedimente ablagerte und Lebewesen konservierte. Irgendwann später schob sich die Nordamerikanische Kontinentalplatte unter die Pazifische Platte und das Gebiet des heutigen Grand Canyon wurde auf etwa 3000m angehoben. Dabei verschwand das Wasser des Meeres bis auf einen Rest, der sich nach und nach in die Ebene eingrub. 17 Millionen Jahre soll es gedauert haben, bis der Grand Canyon in seiner heutigen Form entstand und die Milliarden Jahre alten Schichten zum Vorschein brachte. Er ist eines der sieben modernen Weltwunder.

Die Kältewelle hält immer noch an und wir entdeckten den Grand Canyon bei ganzen 3°C und eisigem Wind, teilweise lag noch der Schnee von vor ein paar Tagen. Dafür hatten wir strahlend blauen Himmel und Sonne satt.
Bei Desert View erreichten wir den South Rim (Südrand) des Grand Canyon National Parks. Die Parkgebühr von 25,-$ schenkte man uns heute freundlicherweise – gebührenfreies Wochenende, hieß es, obwohl heute Montag war. Dafür bekamen wir Informationsmaterial in die Hand gedrückt, das uns half, uns im Park mit seinen Angeboten zurechtzufinden. Neben der Straße lässt sich der Canyon auch per Hubschrauber, Rafting, Ballon, Muli oder Wanderungen entdecken. In dieser Jahreszeit bleiben anscheinend nur die Straße, das Muli und die Wanderungen.

Am Desert View steht der Watchtower, der um 1930 gebaut wurde, um den Besuchern den weitestmöglichen Blick über den Grand Canyon zu bieten. Hopi und Navajo-Indianer gestalteten das Innere des Aussichtsturmes künstlerisch. Der erste Eindruck vom Grand Canyon ist gewaltig. Nur ein Loch in der Erde? Fehlanzeige. Der Grand Canyon ist 277 Meilen lang (alles x1,6 für Kilometer), 10 Meilen breit und fast 1 Meile tief. Wenn man Glück hat, kann man sogar einen Kalifornischen Condor beobachten, die hier wieder angesiedelt werden. Wie immer, war uns dieses Glück nicht vergönnt. Dafür drehen die Raben ihre Runden und zwei Dickhornschafe ließen sich auch blicken. Der Grand Canyon ist aber ein Refugium für eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren.

Wir fuhren die Straße weiter Richtung Westen, immer am Rand des Canyon entlang, an dem mehrere Aussichtspunkte eingerichtet sind, von denen man atemberaubende Blicke in und über das Naturwunder mit seinen Farben und Formen hat. Wir haben gefühlte 3000 Fotos geschossen. Eine Ansicht war fantastischer als die andere, aber der Colorado River lässt sich nur an wenigen Stellen erspähen.

 

 

 

Nachdem wir unseren Bus am Nachmittag im Trailer Village abgestellt hatten, setzten wir uns in das kostenlose Shuttle und fuhren noch ein Stück die Hermits Rest Route entlang, die nicht mit dem Privatfahrzeug befahren werden darf. Die Sonne stand schon tief und bot jetzt eine neue, intensivere Beleuchtung des Grand Canyon. Da uns die Zeit davon lief, die Tage sind jetzt einfach viel zu kurz, stiegen wir schon am Hopi Point aus. Der Busfahrer meinte, dass dies der Punkt sei, den man unbedingt gesehen haben muss. Wir wissen es nicht besser, aber das ist wirklich eine wunderschöne Ecke. Zu Fuß spazierten wir zum Powell Point zurück, wo uns der Bus wieder abholte und zurückbrachte. Das war echt ein aufregender Tag mit vielen schönen Eindrücken, auch wenn wir fast erfroren wären. Wir werden auf jeden Fall versuchen, den Grand Canyon an einer anderen Stelle irgendwann noch einmal anzufahren.

 

 

Meteor Crater – Arizona

Beim Studieren der Karte für unsere weitere Tour stieß ich auf den Meteorkrater. Das ist doch was für mich. Er liegt nur etwa 6 Meilen neben der Interstate. Schon aus einiger Entfernung sieht man einen aufgeschütteten Wall inmitten der flachen Wüstenlandschaft. Natürlich hat man, wie an allen interessanten Stellen, auch den Krater kommerzialisiert. Der Eintritt ist zu deftig, für das was geboten wird, mussten wir feststellen. Dafür ist der Krater sehr beeindruckend. Er gilt als das Paradebeispiel für einen Meteorkrater. Dieser hier entstand vor etwa 49.500 Jahren nach dem Einschlag eines gigantischen Meteors, der mit fast 70.000 Kilometern pro Stunde die Erde traf. Ein Hauptmeteor wurde nie gefunden, dafür findet man in der Umgebung jede Menge kleiner Stücke. Anhand dieser Stücke wurde ermittelt, dass der Meteor ein seltener, schwerer nickel-eisenhaltiger Meteor war. Die Teile sind um einiges schwerer und magnetischer als normale Meteoriten. Der Krater ist 175m tief und hat einen Durchmesser von mehr als 1250m. Der Rand misst um die 5 Kilometer. Da braucht man schon eine Weile, um herumzulaufen. Wenn man da am Rande steht, sieht das alles gar nicht so groß aus. Eindrucksvoll ist der Krater allemal.
 Die ersten Entdecker 1871 glaubten an einen erloschenen Vulkan, bis die ersten eisenhaltigen Meteorite in der Umgebung gefunden wurden. 1902 kam der Bergbauingenieur Barringer aus Philadelphia auf Grund der Umstände zu dem Schluss, dass dies ein riesiger Meteor verursacht haben muss. Seine 25 Jahre langen Bemühungen, den Hauptteil des Meteors zu finden, blieben jedoch erfolglos. Die Bohrungen sind heute noch zu sehen.
 Der Meteorkrater diente in der Vergangenheit der Ausbildung aller Apollo-Astronauten (Mondmission) und dient heute der modernen Forschung im Bereich Krater, Meteore und Weltraummissionsausrüstung.  Inzwischen sind weitere 200 Meteorkrater auf der Erde entdeckt worden. Die vielen Punkte auf der Karte des Museums machen schon Angst und Bange.

 

 
 

 
Sehr schön thronen die San Fransisco Mountains mit dem höchsten Berg Arizonas, den Humphrey´s Peak, am Rand der großen Ebene, im Moment mit schneebedeckten Gipfeln. Ein schöner Kontrast.

Holbrook – Arizona

Von der lange angedrohten Kaltfront hatte ich berichtet. Heute morgen standen wir inmitten eines Blizzards auf und alles war weiß. In der Nacht hatte es noch geregnet. Damit hatten wir nicht gerechnet, eine schöne Überraschung.

Das Schneien hatte bei unserer Abfahrt jedoch weitestgehend nachgelassen und an der Grenze zu Arizona schien wieder die Sonne. Arizona und Schnee! Anscheinend hat es hier aber noch vielmehr geregnet, denn das Wasser stand noch fast überall und in den Flussläufen kamen manchmal ganz schöne Massen an Wasser an. Ab der Grenze zu Arizona bis kurz vor Flagstaff führt die Straße nun durch Navajo- und Hopigebiet. Das Devil´s Cliff hinter Manuelito, das die Ingenieure im Jahre 1936 in den Felsen gesprengt haben, um Platz für die Route 66 zu machen, haben wir gesehen. Die Route 66 führt mal rechts, mal links entlang der Interstate 40. Am Devil´s Cliff führt sie direkt an der Felswand entlang, darunter liegt die Amtrakstrecke, die ja schon vor der Route 66 da war. Hier und da sieht man, wie überall an der Route 66, Ruinen von Motels und Tankstellen. Zwei einsame Brücken, die Straße hat an diesen Abschnitten die Landschaft zurückerobert, sind nördlich der Interstate auch zu finden.

Kurz vor Holbrook liegt der Petrified Forest National Park. Zu spät, nämlich auf dem Campingplatz in Holbrook, der direkt an der Route 66 liegt, erfuhren wir, was das bedeutet. Skulpturen von Sauriern säumen die Straßen. Vor der Anmeldung des Campingplatzes OK RV Park liegen versteinerte Baumstammstücke. Jetzt war mir alles klar. Eine Karte des Gebietes verriet uns, was wir verpasst haben. Auf einer Panoramastraße hätten wir durch ein Gebiet fahren können, das nur so vor versteinerten Bäumen strotzt. Jede Menge Saurierknochen und andere Fossilien hat man hier ebenfalls gefunden. Außergewöhnliche Felsstrukturen und die bunten Sandsteinfelsen der Painted Desert komplettieren den Park. Das hätte sich bestimmt gelohnt. Naja.

Holbrook war als zäheste, rauheste und gesetzlose Stadt des alten Westens bekannt. Aus allen Ecken der Gemeinde hört man Geschichten und Legenden. Holbrook wurde 1881 gegründet, als die Eisenbahn kam. Das Gerichtsgebäude mit dem Gefängnis wurde 1898 gebaut und das Gefängnis war bis 1976 in Betrieb. Heute hat dort die Handelskammer ihren Sitz.

Um zu kompensieren, was wir mit dem Petrified Forest National Park verpasst hatten, besuchten wir Jim Gray´s Petrified Wood Museum, welches die größte Sammlung versteinerten Holzes im Lande aufweist. Man kann die Stücke kaufen wie sie gefunden wurden oder auch verarbeitet, also geschnitten und geschliffen. Da sind sehr schöne Stücke dabei wie Couchtische oder nur dekorativ verarbeitete Stammteile, alles entsprechend teuer. Es werden aber auch Stücke für den kleineren Geldbeutel angeboten, dazu eine Unmenge Fossilien und Edelsteine. Die größte Attraktion des Museums ist „Wild Bill“, ein 2,9 Millionen Jahre altes, komplettes Alligatorfossil. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unvorstellbar, welche Massen von diesen Dingen dort gelegen haben und immer noch liegen.

 

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