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Archiv für das Schlagwort “Kalifornien”

Sonoma County – Kalifornien

Weiter auf dem Highway Nr. 1 in Richtung Süden, der seit der Countygrenze Mendocino-Sonoma eigentlich nur noch anstrengend ist. Die Landschaft ist immer noch wunderschön, aber die Straße besteht fast nur noch aus engen Kurven. Das Wetter spielt in diesen Tagen auch nicht mehr mit. Die Häuser haben keine Farbe mehr, sind nur noch grau oder braun. In den Gärten gibt es keine Blumen mehr. Was wohnen hier für Menschen, die keinen Sinn für Schönheit haben. Diese krasse Wandlung ist sehr auffallend.
Eigentlich wollten wir bei Stewarts Point zum Highway 101 abbiegen, aber es gibt dort keine Straße, jedenfalls haben wir keine gefunden.

Am Fort Ross, das eine russisch-amerikanische Gründung ist und seit 1812 dreißig Jahre lang seinen Dienst tat, fuhren wir vorbei, weil wir die Einfahrt verpassten und es die nächsten 2 Meilen Kurvenstraße keine Möglichkeit zum Umdrehen gab. Vom Fort Ross ist nur noch ein Originalbau übrig, die russisch-orthodoxe Kapelle wurde beim großen Erdbeben 1906 zerstört, der Rest verfiel. Heute zeigt sich das Fort den Besuchern rekonstruiert. Gebaut wurde das Fort aus Redwoodbäumen. Immer wieder fuhren wir durch Redwoodbestände, jedoch gibt es keine alten Bäume mehr. Die meisten Wälder wurden komplett abgeholzt, bis der Staat Kalifornien und die USA im 20. Jahrhundert die letzten Bestände übernahmen. Große Teile wurden wieder aufgeforstet, so dass wir heute wieder unsere Freude an den großen Bäumen haben. Immer, wenn wir durch einen Redwoodwald fahren, kommen wir uns wie in einer anderen Welt vor. Diese Bäume sind einfach anders und aufsehenerregend.

In Jenner konnten wir dann endlich dem anstrengenden Highway Nr. 1 den Rücken kehren und am Russian River entlangfahren. Im Russian River Tal befinden sich zwei der bekanntesten Weingüter Amerikas: Korbel, die sich auf Sekt nach Champagnerart spezialisiert haben, und Martinelli. Auf weiten Flächen stehen Rebstöcke.
Das kleine Städtchen Guerneville hat noch sein altes Gesicht. Hinter den typischen Fassaden finden sich verschiedene Geschäfte, die alte Brücke kann nur noch zu Fuß oder per Fahrrad überquert werden.

Bunya Bunya - eine Araukarie

Bunya Bunya – eine Araukarie

Santa Rosa

Santa Rosa

In Santa Rosa sind der Railroad Square und die Altstadt sehenswert. Restaurants, Kneipen und verschiedene Geschäfte reihen sich aneinander. Vor dem alten Bahnhof aus den 1880ern, der 1904 restauriert wurde und heute die Touristinformation beherbergt, steht ein eigenartiger großer Baum. Der Stamm sieht aus wie der einer Palme, die Blätter sind hart wie die einer Palme, aber es ist keine Palme. Auf unser erstauntes Fragen bekamen wir einen Zettel ausgehändigt, anscheinend haben schon mehr Leute nachgefragt. Es ist eine Araucaria Bidwillii, oder wie die Amerikaner sagen, eine Bunya Bunya und kommt aus Queensland, Australien. Die Zapfen dieser Araukarie sind so groß und schwer, dass sie vor dem Herunterfallen abgenommen werden, denn sie können Menschen verletzen und verursachen Schäden an Autos.
Ansonsten ist Santa Rosa die Stadt der Redwoodbäume, die überall zur Stadtbegrünung angepflanzt wurden. Das sieht schon interessant aus.

Mendocino County – Kalifornien

Küste am Highway Nr. 1

Küste am Highway Nr. 1

In endlosen Kurven, bergauf, bergab, jedoch keine mehrere tausend Fuß mehr, erreichten wir die Pazifische Küste erneut. Wir sind auf den Highway Nr. 1 abgebogen und werden ihm nun an der Küste entlang folgen. An jeder Ecke eröffnen sich dem Reisenden neue Ansichten, so dass man an fast jedem Aussichtspunkt halten muss, um die grandiosen Kulissen zu bestaunen.

merkwürdiger Krebs

merkwürdiger Krebs

Bucht am Pazifik

Bucht am Pazifik

Entgegen unseren Erwartungen, was die Übernachtungsmöglichkeiten betrifft, fanden wir doch eine kleinere Bucht, in der wir über Nacht stehen bleiben konnten. Ich glaube, dass war das erste Mal in den USA überhaupt, dass wir keinen Campingplatz oder Parkplatz angefahren haben, sondern so stehen konnten, wie sich ein Camper das wünscht. Unsere Nachbarn waren ein paar „Freigeister“ mit einem schön bunt bemalten VW Bully T3 und ein kanadisches Pärchen aus British Columbia mit einem Pickup-Camper, das auf einer 3-wöchigen Urlaubsreise entlang der Küste ist. Im Sand des Strandes fanden wir auch wieder diese merkwürdigen, urzeitlich anmutenden Krebse, auf die wir schon an der Ostküste in Myrtle Beach gestoßen waren.

Grauwal

Grauwal

Glas Beach in Fort Bragg

Glas Beach in Fort Bragg

In Fort Bragg gibt es einen Strand, der mehr rundgeschliffene, bunte Glassteine aufweist als Sand. Der Glasstrand wurde von 1949 an viele Jahre lang als Müllplatz benutzt, worunter sich auch sehr viel Glas befand. Später wurde der Strand gesäubert. Diese Aktion war 1967 abgeschlossen, aber nicht alles Glas konnte entfernt werden, so dass die Zeit und die Wellen die Glasüberreste weiter zerkleinert und rundgeschliffen haben. Heute ist dieser Strand eine Attraktion, auch deshalb, weil kein Glassteinchen bei Strafe vom Strand entfernt werden darf. Auf einem vorgelagerten Felsen lagen Hafenrobben mit ein paar Jungen.

Skunk Train in Fort Bragg

Skunk Train in Fort Bragg

Fort Bragg wurde als militärischer Außenposten für das Mendocino Indianer Reservat in den 1850ern gegründet und ist heute die größte Stadt an der Mendocino Küste. Von Fort Bragg gab es eine Bahnverbindung nach Willits am Highway 101. Der Skunk Train fährt heute seine Gäste in verschiedenen Touren durch die Redwoodwälder und zu anderen Sehenswürdigkeiten an der Strecke.

Noyo Harbour

Noyo Harbour

Noyo Harbour ist ein noch aktives Hafengelände mit kleinen Werften und Fischereien. Von hier aus starten in der Saison, Dezember bis April, Walbeobachtungstouren. Hochseefischerei kann gebucht werden oder man kann Abalones suchen, wenn man sich die entsprechende Lizenz besorgt hat. Die auch als Seeohren bekannten Muscheln müssen schon eine stattliche Größe aufweisen, um „geerntet“ werden zu dürfen. Aus den bunt schillernden Schalen wird der begehrte Schmuck hergestellt und das Fleisch soll delikat sein. Auf meine Frage, warum ich noch nie Abalone auf irgendeiner Speisekarte gesehen habe, sagte uns jemand, dass es gesetzlich verboten ist, die Muscheln zu verkaufen. Man kann sie an jeden anderen Menschen weitergeben, darf sie aber nicht verkaufen. Deshalb dürfen diese Muscheln nicht in Restaurants angeboten werden. Es gibt jetzt zwar in Südkalifornien eine Abalone Zucht, die dann auch verkaufen darf, dass ist jedoch noch viel zu wenig. Abalone Muscheln findet man besonders an dem Küstenabschnitt um Fort Bragg und jede Menge Leute fahren mit Schnorchelausrüstung aufs Meer, um sich die Muscheln zu holen. Tauchausrüstung ist verboten, damit die Bestände geschont werden.

lecker Abendessen

lecker Abendessen

Zum Angebot in Noyo Harbour gehören frisch gefangene, große Felsenkrabben. Jetzt mussten wir einfach eine von denen probieren. Nachdem wir gefragt haben, wie und was man von diesen Krabben essen kann, bezahlten wir 15,-$ und nahmen eine Krabbe zum Abendbrot mit, gekocht selbstverständlich. Der Krabbenpanzer hatte einen Durchmesser von 19 cm und das Fleisch schmeckt wie Hummer, genauso zart und aromatisch, wenn nur diese Puhlerei nicht wäre.

Mendocino

Mendocino

Rhododendren und Azaleen in den schönsten Farben, bunte und exotische Gartenblumen und -pflanzen, kleine Eukalyptuswäldchen, sattes Grün und das Blau des Meeres, hier muss das Paradies sein. Mendocino ist dann der Garten Eden, weil es wohl das idyllischste kleine Städtchen auf der Welt ist. Kaum haben wir etwas Schöneres gesehen. Zwei Grauwale hielten sich in der Bucht auf, immer wieder treffen wir auf Seelöwen und Hafenrobben.

St. Orres

St. Orres

Zwischen Anchor Bay und Gualala liegt ziemlich einsam ein ganz schmuckes Hotel. Das St. Orres sieht aus wie eine Außenresidenz des russischen Zaren, alles aus Redwoodholz und mit Zwiebeltürmchen. Die ganze Gegend um Fort Ross herum war im frühen 19. Jahrhundert russisches Siedlungsgebiet. Vor allem russische Seeotterjäger hatten hier ihr Revier. Zu dieser Zeit kam ein anscheinend wohlhabender Russe namens George St. Ores und ließ sich dieses Anwesen bauen. 1929 wurde es zum Hotel mit einem Dinerraum, einem Laden und einer angeschlossenen Tankstelle umfunktionert. 1971 fanden sich drei alte Freunde zusammen, die dann all ihre Kraft und ihr Geld in das Anwesen steckten und 1977 das Nobelhotel St. Orres Inn eröffneten.

Avenue of the Giants – Kalifornien

Blitzaustritt am Redwoodbaum

Blitzaustritt am Redwoodbaum

Die 31 Meilen lange Avenue of the Giants durch den Humboldt Redwood State Park, fast immer entlang des südlichen Eel River, führt durch mehrere große Waldabschnitte, in denen fast zu 100% die Giganten der Küste wachsen. Es sind unangetastete Wälder, in denen Bäume jeden Alters, jeder Größe und jeden Zustandes zu finden sind. Große Flächen tragen noch Spuren von Waldbränden, sehr viele Bäume sind vom Blitzschlag gezeichnet. Na ja, wer so groß ist und so hoch hinaus will, der wird schon einmal vom Blitz getroffen. Anscheinend sind die Gewitter hier an der Küste nicht so ganz ohne.

Babay Redwoods

Babay Redwoods

An anderen Stellen wurde vor dreißig Jahren aufgeforstet. Die Redwoodbäume müssen sehr schnell wachsen, denn sie haben nach dreißig Jahren schon um die dreißig Meter Höhe erreicht. In den Souvenirläden werden überall sogenannte lebende Burls verkauft, aus denen neue Redwoodschößlinge treiben. Diese Burls findet man an den Stämmen mancher Riesen. Niemand weiß, wieso es sie gibt, aber mit Hilfe dieser Burls entstehen die Familienbäume, von denen ich schon berichtet habe. Es ist ebenso eine Möglichkeit, die Redwoodbäume zu vermehren.

Miranda

Miranda

Die Avenue of the Giants ist so schmal wie möglich gehalten, damit möglichst wenig Schaden in diesem Wald angerichtet wird. Die Bäume stehen dadurch sehr oft so nah an der Straße, dass man schon mal einen Bogen fahren muss. In den kleinen Orten entlang der Straße, wie Myers Flat, Miranda oder Phillipsville, ist die Zeit stehen geblieben. Die alten Häuserzeilen stehen noch, in denen Souvenirgeschäfte, Cafés, Lebensmittelgeschäfte oder Kunsthandwerksstätten untergebracht sind. Allerorten kann man wunderschöne Stücke erstehen, die fleißige und kunstvolle Hände aus Redwoodholz geschaffen haben. Es ist jedenfalls jedesmal wieder beeindruckend, sich zwischen den Giganten, den höchsten Bäumen der Erde mit beeindruckenden Stammumfängen, aufzuhalten. Dagegen sind die europäischen Bäume nur Streichhölzer.

One-Log-House

One-Log-House

In Richardson Grove ist ein One-Log-House zu besichtigen. 1946 wurde ein 2100 Jahre alter Redwoodbaum gefällt, ein etwa 10 Meter langes Stück herausgeschnitten, dass etwa 42 Tonnen wog, und in 8 Monaten harter Arbeit auf der ganzen Länge ein 7 Fuß hoher Hohlraum herausgearbeitet, in dem eine „3-Zimmer-Wohnung“ mit Wohnzimmer, Esszimmer und Schlafzimmer eingerichtet wurde. Damit zog man durch die USA, bis die Baumstammwohnung 1999 ihr bleibendes zu Hause in Richardson Grove fand und restauriert wurde. Das originale Fahrgestell befindet sich immer noch darunter.

Arcata/Eureka – Kalifornien

Herrenhaus in Eureka

Herrenhaus in Eureka

Herrenhaus in Arcata

Herrenhaus in Arcata

In Arcata legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Die kleine Stadt ist gespickt mit Häusern verschiedener Architekturrichtungen, die zwischen 1850 und 1930 gebaut wurden. Wir sind nicht alle 91 Bauwerke abgelaufen, aber ein wahres Wunderwerk an der 13th Street Ecke I Street, haben wir zumindest von außen bewundert. Es ist das Bair House und wurde 1888 im Victorianischen Stil errichtet. Die beiden Architekten Samuel und Joseph C. Newsom müssen wahre Künstler ihres Handwerks gewesen sein. Ist man von diesem herrschaftlichen Haus schon sehr angetan, dann ist man vom Carson Mansion in Eureka direkt hingerissen, das von den gleichen Architekten entworfen wurde. Man kann kaum etwas Schöneres finden.

Wattvögel

Wattvögel

Im Arcata Marsh and Wildlife Sanctuary verbrachten wir dagegen eine ganze Weile. Das, bei uns würde man Wattenmeer sagen, ist Teil der großen Arcata Bucht. Bei Ebbe liegt die Bucht fast trocken und Heerscharen von Wattvögeln bevölkern die Bucht, wie die Strandläufer. In den nebenan liegenden Teichen halten sich Gänse, Kormorane und Reiher auf. Bis das Wasser dann wiederkommt, fliegen die Vögel in großen Gruppen über die Wasserfläche oder ruhen sich in Ufernähe im Gras aus. Im 19. Jahrhundert gab es in dieser Bucht eine große Werft, die ganze 1,6 Meilen lang war. Die Überreste der damaligen Bahnstrecke stehen noch im Wasser und führen durch die Bucht. Auf ihnen drängeln sich die Wattvögel, bis auch die letzten Stümpfe im Wasser verschwunden sind.

In Eurekas Altstadt lebt die viktorianische Vergangenheit. Eureka wurde im Frühjahr 1850 als Seehafen gegründet, nachdem in der Nähe Gold gefunden wurde. Glückritter, Holzarbeiter und Fischer suchten hier nach einer neuen Zukunft für sich. 1885 ließ dann der Holzmagnat William Carson das oben erwähnte Carson Herrenhaus für sich bauen.

Samoa Dunes

Samoa Dunes

Die Humboldt Bay trennt die große Halbinsel Samoa Dunes vom Festland ab. Samoa Dunes besteht fast ausschließlich aus Sanddünen. An der Westseite brandet der Pazifische Ozean an den Strand. In den Dünen finden sich noch die perfekt getarnten Bunker, die nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour zur Verteidigung Amerikas gebaut wurden. Am Strand findet man Sanddollar, eine Seesternart, die jedoch keine Arme hat, sondern komplett rund und sehr flach ist. Die meisten Exemplare werden von den Buggyfahrern kaputtgefahren, da die Sanddollar flach im Sand eingegraben leben, aber zwei lebende Exemplare fanden wir doch noch. Bei den lebenden Exemplaren ist die flache Unterseite ganz mit kleinen Füßchen besetzt, die etwas erhabene Oberseite hat ein sehr kurzes Haarkleid. Bei den „Skeletten“ zeichnet sich auf der Oberseite ein Seestern ab, die Unterseite zeigt starke Adern. Diese eigenartigen Sanddollar haben wir hier zum ersten Mal gesehen.
Auf einigen trocken gefallenen  Stellen an der Humboldt Bay sammeln die Anwohner Clams und andere Muscheln für ihre eigenen Mahlzeiten oder die Restaurants in der Nähe. Reiher, Gänse und andere Vögel suchen auf den gleichen Abschnitten ebenfalls nach Nahrung.

Klamath/Trinidad – Kalifornien

Bevor wir den Klamath River verließen, nahmen wir noch einmal einen kurzen, aber anstrengenden Ausflug auf einen Berghang am Meer auf uns. Auf Anraten der Einheimischen standen wir gegen 7 Uhr auf und fuhren gleich mit dem Fahrrad los, um Wale zu beobachten. Das soll früh morgens am Besten sein, bevor der Wind auffrischt. Langsam lichtete sich der Nebel über dem Wasser. Nach einer ganzen Weile konnte ich drei Walrücken aus dem Wasser und wieder zurück gleiten sehen. Die Grauwale ziehen hier um diese Jahreszeit nach Norden bis nach Alaska, nachdem sie den Winter an der warmen Baja California verbracht und ihre Jungen zur Welt gebracht haben. Atemfontänen der Wale kann man dagegen ab und zu einmal sehen.

im Redwoodwald

im Redwoodwald

Solch einen Wald wie am Newton B. Drury Scenic Parkway zwischen Klamath und Orick gibt es nur einmal auf der Welt. Vor allem am Big Tree Wayside mutet der Wald so geheimnisvoll an, dass man wunderbar gruselige Märchenfilme darin drehen könnte. Hier stehen die Redwoodbäume in einer noch größeren Dichte als bisher. Zudem gibt es auf Schritt und Tritt andere Erscheinungsformen: dick, dünn, gewaltig, umgefallen, übereinander wachsend, vom Blitz getroffen, Kathedralen und vieles mehr. Man kann den Fotoapparat gar nicht aus der Hand legen. An jeder Ecke stößt man auf eine andere Überraschung. Das muss man gesehen haben, es ist ein verwunschener Wald.

Vorbei an einer Süßwasser- und zwei Salzwasserlagunen erreichten wir Patrick´s Point State Park. Ihr könnt mich jetzt lauthals auslachen, aber ich habe dort, nur ein Stück weiter, einen Bigfoot gesehen. Eine ziemlich große, dunkle Gestalt lief mit nach vorn hängenden Schultern und Armen und mit großen, wohl gesetzten Schritten über die Straße. Die Figur sah genauso aus, wie man Bigfoots immer darstellt. Es waren auch keine Ecken und Kanten an der Figur, die Kleidung immer verursacht. Ich hatte nur fünf seiner Schritte Zeit, ihn mir anzusehen, bevor er im Wald verschwand. Weder rechts noch links gab es auch nur einen Pfad in den Wald. Diese fünf Schritte Zeit waren zu kurz, um zum Fotoapparat zu greifen, aber lang genug, um zu erkennen, dass es kein Mensch war. Anscheinend war ich die Einzige, die ihn gesehen hat, denn Klaus war gerade damit beschäftigt, in den State Park abzubiegen. Jetzt werde ich wahrscheinlich für verrückt gehalten, aber ich weiß, was ich gesehen habe.

südliche Bucht von Trinidad

südliche Bucht von Trinidad

Trinidad ist ein schöner, kleiner Ort an der felsigen Küste. Gepflegte Häuser und Gärten, zwei Buchten mit Felsen im Wasser, dazwischen ein Berg, auf den man steigen kann. Im Marinen Laboratorium erfährt man Einiges über die nordamerikanischen und kalifornischen Meeres- und Küstenbewohner. Ein Gedenk-Leuchtturm und eine hierher geholte originale Nebelglocke wachen über die südliche Bucht, in der sich Hafenrobben aufhalten. Tafeln erinnern an die auf See Gebliebenen und auf See bestatteten Einwohner, eine Stiftung des ansässigen Civic Clubs.

Del Norte – Kalifornien

Point St. George

Point St. George

In Crescent City stießen wir endlich wieder auf das Meer, den Pazifischen Ozean. Leider hatten wir zwei Tage lang solch einen starken Wind, dass sich die auf dem Thermometer angezeigten 12°C wie -12°C anfühlten. Selbst bis zu 5-lagige Kleidung schützte uns nicht 100%ig. Während wir wie die Eskimos angezogen waren, spazierten viele Einheimische kurzärmelig oder gar mit kurzen Hosen und barfuß durch die Gegend. Wir kamen uns vor wie im falschen Film.

Seeanemone

Seeanemone

Crescent City ist eine schöne, kleine und gemütliche Stadt mit einer wunderschönen Küste. Auf unserer bisher schönsten Fahrradfahrt auf dieser Reise entdeckten wir den Point St. George, die ehemalige Heimat der Tolowa Indianer. Bei Ebbe kann man auf dem Meeresgrund über die Steine klettern. In den Gezeitenpools sieht man Seeanemonen, kleine Taschenkrebse, Einsiedlerkrebse, Seesterne, Muscheln und Schnecken. Sehr interessant ist das angespülte Treibholz. Da lässt sich jede Menge Material für Kunstwerke sammeln.

Battery Point Lighthouse

Battery Point Lighthouse

Am Castle Rock tummeln sich Seelöwen und Seevögel wie Lummen und Kormorane. Aleutengänse, sehen aus wie Kanadagänse, sind nur kleiner, fliegen in Scharen in der Bucht von Crescent City. Sandstrände und Felsen wechseln sich bis zum Battery Point Lighthouse ab. Dieser Leuchtturm, der nur bei Ebbe zu erreichen ist, ist in Privatbesitz und bietet interessierten Besuchern Führungen an.

Seelöwen im Hafen von Crescent City

Seelöwen im Hafen von Crescent City

Segelschiff in Crescent City

Segelschiff in Crescent City

Im kleinen Hafen liegen neben vielen Fangschiffen auch zwei alte Segelschiffe, die Rundfahrten anbieten. Eine Tafel erzählt von dem Tsunami, der in Folge des Erdbebens bei Fukushima im März 2011 neun Stunden später den kleinen Hafen traf, der großes Glück im Unglück hatte. Der Tsunami kam in mehr als einem Dutzend kleiner Wellen in eineinhalb Tagen, die nur großen Schaden im Hafenbecken selbst anrichteten. Die Stadt an sich blieb verschont.

am Klamath River

am Klamath River

Bei Klamath, mitten im Yurok Indianergebiet, blieben wir ein paar Tage im Chinook RV Resort. Die Landschaft des Redwoodparks und um die Mündung des Klamath River in den Ozean ist einfach zu schön. In der Zeit der Lachse muss hier die Hölle los sein. Angler überschwemmen dann hier die zahlreichen Campingplätze und fischen riesige Lachse aus dem Fluss. Jetzt tummeln sich zahlreiche Vogelarten im Gras, Fischadler, Weißkopfseeadler und Geier überfliegen den Klamath River und ab und zu schwimmen Seelöwen spielend den Fluss hinauf, wenn die Flut genügend Salzwasser hinein gedrückt hat. Sonst liegen sie faul auf der Sandbank, die den Fluss vom Ozean trennt.

Trees of Mystery

Trees of Mystery

Der nahegelegene Park „Trees of Mystery“ ist sehr zu empfehlen. Dieses Stück Wald nannten die Indianer „Ein Platz der Geister“. Er beherbergt jede Menge Merkwürdigkeiten der Baumwelt, wie den weltgrößten Familienbaum. Dieser Baum ist schon uralt und auf ihm und seinen Ästen wachsen 12 weitere Bäume. Diese neueren Bäume holen sich die Nährstoffe vom alten Baum und versorgen diesen wiederum mit entsprechender Photosynthese. So leben alle diese 12 Bäume. Auf einem 3000 Jahre alten Riesen, der vor langer Zeit umgefallen ist, wachsen neue Bäume, die zum Teil schon selbst das Zeitliche gesegnet haben. Von einem Giganten hat ein gewaltiger Blitzschlag nur noch einen zackigen Überrest übrig gelassen. Weitere Bäume sind von Blitzen gezeichnet, leben aber noch. So geht es weiter, den ganzen Park hindurch.      

Kathedrale aus Bäumen

Kathedrale aus Bäumen

Die Redwoodbäume wachsen sehr häufig in sogenannten Kathedralen, dass heißt, mehrere Bäume wachsen um einen zentralen Baum herum, der in den meisten Fällen schon fehlt. In einer der größten Kathedralen dieser Art auf der Welt werden Oster- und Hochzeitszeremonien abgehalten. Da diese Gruppe schon ziemlich alt ist, hat man sich nach einer neuen Kathedrale umgesehen, die irgendwann die Nachfolge antreten soll. An dieser noch jungen Baumgruppe steht ein Schild, dass schon jetzt Reservierungen für Hochzeitstermine in ungefähr 600 Jahren entgegengenommen werden.

Sky Trail

Sky Trail

Der Sky Trail, eine kleine Kabinenbahn, bringt die Besucher in 7-9 Minuten zirka 500 Meter hoch auf einen Berg. Vom dortigen Aussichtsdeck hat man wunderschöne Aussichten in der einen Richtung auf das Meer und in der anderen Richtung in die Berge. Hinunter gelangt man entweder wieder mit dem Sky Trail oder man wandert, dabei sollte man keine Probleme mit den Knien haben, auf einem eine Meile langen Wanderweg mutterseelenallein durch den Urwald des Berghanges wieder hinab. Wanderstöcke werden gestellt und sollten unbedingt genutzt werden.

Paul Bunyan und die Packratten

Paul Bunyan und die Packratten

Am Ende des Rundweges durch den Trees of Mystery wird die Geschichte vom legendär riesengroßen und titanenstarken Paul Bunyan, einem amerikanischen Holzfäller, erzählt. Eine der größten Figuren von ihm und seinem blauen Ochsen Babe steht vor dem Eingang des Parks. Die Geschichte wird durch große Holzreliefs und Figuren erzählt, die mit der Kettensäge geschaffen wurden, wunderschön. Ganz zum Schluss kann man sich noch die größte, private Sammlung von Artefakten der amerikanischen Ureinwohner ansehen.
Zudem haben wir dort erfahren, Zweifler und Ablehner lesen diesen Absatz bitte nicht, dass wir uns am Rande eines Bigfootgebietes befinden. In den tiefen Wäldern zwischen Klamath und Orick gibt es immer wieder Begegnungen oder werden Fußabdrücke gefunden. Um jedoch eine Chance auf Kontakt mit den um die 2,40m großen Menschenriesen zu haben, muss man sich allerdings schon sehr weit in einsame Gegenden hinein wagen und Zeit darin verbringen.

Tour Thru Tree bei Klamath

Tour Thru Tree bei Klamath

Noch eine Besonderheit, allerdings 1976 künstlich geschaffen, ist der „Tour Thru Tree“. Das ist ein 900-1000 Jahre alter Redwoodbaum, in den ein Tunnel geschnitten wurde, der gerade so groß ist, um mit einem PKW oder kleinen Van hindurch zu fahren. Trotz dieses massiven Eingriffes lebt der riesige Baum.

Auf einem sehr anstrengenden Abschnitt des Coastal Trails südlich der Klamath-Mündung hat man herrliche Aussichten auf die Küste und den Ozean.  Die Seelöwen badeten jetzt auf der Meeresseite. Am Strand befindet sich ein zeremonieller Ort der Yurok, der nach dem Winter gerade wieder in Schuss gebracht wurde. Überhaupt ist hier in der Gegend großes Putzen angesagt, damit für die in Kürze beginnende Saison alles vorbereitet ist.

Eine Farm, die Keine war

Eine Farm, die Keine war

Mitten am Trail liegt eine kleine Farm, die keine Farm ist. Im 2. Weltkrieg baute man zwei Farmhäuser dorthin, in denen jedoch eine Radarstation untergebracht war. In dem einen Gebäude stand der Generator, in dem anderen befanden sich die elektronischen Geräte. Die Meldungen wurden an San Francisco weitergeleitet. Die Japaner operierten mit ihren U-Booten, von denen aus Kamikazeflieger starten konnten, auch in den kalifornischen Gewässern.

2,50m hoher Schachtelhalm

2,50m hoher Schachtelhalm

Kommen unsere Gartenerdbeeren eigentlich auch aus Amerika? Hier wachsen überall wilde Erdbeeren. Wilden Fenchel haben wir um Klamath gefunden und gleich ein paar Stengel für ein leckeres Mal verwendet. Einen schönen Teil froren wir ein. Überhaupt gleicht die Natur hier einem Schlaraffenland. Es gibt Himbeeren und Brombeeren in Hülle und Fülle. Ein an die 2,50m hoher, grasähnlicher Schachtelhalm wächst in Flussnähe, sieht aus wie Bambus, nur viel kleiner.

Die Wälder hier an der Küste sind Nebelwälder, deshalb sind sie so artenreich. Sehr oft legt sich dichter Nebel über die Küstenwälder und lässt Flechten und Moose auf den Bäumen sprießen. Farne und andere feuchteliebende Pflanzen bedecken den Boden. Es ist ein echter Urwald, in dem alles so ist, wie die Natur es vorsieht. Niemand legt Hand an.
Einen Tag verbrachten wir noch im Kamp Klamath an der südlichen Seite der Klamath Mündung. Dieser Park wird von Aussteigern geführt, die fast autark leben. Es ist eine Gruppe von Freunden, von denen der Eine sich um die Hühner und Kaninchen kümmert, die für die Küche gedacht sind, der Andere einen kleinen Gemüsegarten betreibt und wieder ein Anderer sich um die Technik kümmert. Alle zusammen kümmern sich um den Campingplatz, sorgen für Holz, mähen Rasen usw. Die Lachse schwimmen zum Fangen an Ihnen vorbei, Bären und Rehe werden gejagt. Mehr braucht der Mensch fast nicht. Die haben ein gutes Leben. Richtig kalt wird es hier nie, Minustemperaturen sind eine Ausnahme, richtig heiß aber auch nicht.

Jedediah Smith Redwood National Park – Kalifornien

 

Smith River Valley

Smith River Valley

Wie wir jetzt erfahren haben, sind wir von Grants Pass aus den Mystic Corridor entlang gefahren. Von Cave Junction aus immer auf dem Highway 199 Richtung Süden. Von der kalifornischen Grenze aus schlängelt sich die Straße erst durch den Collier Tunnel und dann durch die wildromantische Schlucht des Smith River nach Crescent City an der pazifischen Küste. Das Wasser des Smith River hat eine graublaue Färbung, die von einer großen Anzahl Mineralien im Wasser herrührt. Da sind so viele Mineralien in diesem Wasser, dass es, glaube ich, nicht für den dauerhaften Verzehr bestimmt ist, zumal auch eine Anzahl Schwermetalle enthalten sind. Schön sieht es allemal aus.

Darlingtonia Bog

Darlingtonia Bog

An der Straße liegt ein kleiner botanischer Trail, an dem wir durch Zufall angehalten haben. Dieser Stopp hat sich mehr als gelohnt. Die meisten Leute fahren achtlos daran vorbei, wenn die wüssten! Neben einem Wald, der an Artenreichtum wahrscheinlich seinesgleichen sucht und der schon fast ein Regenwald ist, gibt es an dieser Stelle einen wahren botanischen Schatz: Darlingtonia Bog. Das ist eine fleischfressende Pflanze, die um einen halben Meter hoch wird und sehr nassen Boden braucht. Es stehen nicht nur eine handvoll dieser Pflanzen dort, sondern die Darlingtonia Bog nehmen etliche Quadratmeter in Anspruch.

Giftige Eiche

Giftige Eiche

Dem nicht genug, es gibt neben wilden Azaleen, deren Blüten einen wunderbaren Duft im Wald verströmen, auch eine giftige Eichenart, vor deren Berührung gewarnt wird. Das ist kein Baum, sondern ähnlich dem Efeu eine Kletterpflanze, die sich große Bäume als Wirt aussucht. 90% der Menschen reagieren auf den Kontakt allergisch, die Früchte aber sind eine wichtige Nahrungsquelle für die Wildtiere.

Neben all diesen Pflanzen und Bäumen stehen überall „Touristenbäume“, wie wir sie in Tobago kennengelernt haben. Sie heißen so, weil sich ihre Rinde schält und darunter eine zweite, glatte und rote Rinde zum Vorschein kommt, wie beim sonnenverbrannten Menschen. Irgendwie passen diese außergewöhnlichen Bäume nicht hierher in den nassen Nordwesten Kaliforniens. Außerdem gibt es einen Baum, der nicht wusste, ob er ein Nadel- oder Laubbaum werden sollte: die Tanneneiche. Die Äste, Zweige und Blätter sind die einer Eiche, der Stamm der einer Tanne. Es gibt schon komische Dinge hier.

Coast Sequoias oder Redwoods

Coast Sequoias oder Redwoods

Und dann, nur ein paar Kilometer weiter, führt die Straße durch einen Wald Küstensequoias. Das sind die Verwandten der Riesensequoias, die wir in der Sierra Nevada besucht haben. Die Küstensequoias werden hier allerdings Redwood Bäume genannt und sind die höchsten lebenden Wesen der Erde. Sie erreichen nicht den Durchmesser der Riesensequoias, werden aber wesentlich höher, so um die 112 Meter. Einige Exemplare sollen noch einige Meter draufgelegt haben. Trotzdem ist deren Stammdurchmesser schon gewaltig und die Bäume wachsen kerzengerade. Ein ganzer Wald voll dieser außergewöhnlichen Riesen, das ist einfach überwältigend.
Tannenzapfensammler hätten hier in den Wäldern ihre wahre Freude. Hätten wir die verschiedenen Tannenzapfen, von ganz klein bis ganz groß, gesammelt, hätten wir jetzt schon eine ansehnliche Sammlung zusammen.

 

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