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Reisen rund um die Welt

Archiv für die Kategorie “Kanada”

St. Lorenz Strom – Quebec

Streifenhörnchen sind ja sooo niedlich. Hin und wieder treffen wir mal auf eines dieser possierlichen Tierchen. Letztens hat sich ein Streifenhörnchen mit einem der kleinen braun-weißen Eichhörnchen bei uns abgewechselt. Auf dem Rastplatz gab es genug für sie zu fressen, was sie sich holen konnten.
Jetzt geht es für uns französisch weiter, da wir in der Provinz Quebec angekommen sind. Da müssen wir uns ganz schön umstellen und verstehen können wir auch niemanden mehr. Der ein oder andere Quebecer spricht aber trotzdem ein paar Brocken englisch, was uns sehr beim Weiterkommen hilft.

Der Ort Trois Pistoles war für uns das Tor zum St. Lorenz Strom, der an dieser Stelle immer noch um die 21 km breit ist (aus der Karte gemessen). Die Stadt wird von der Notre-Dame-de-Neiges dominiert, die einen auffälligen Baustil hat. Eine Fähre bringt Fahrzeuge und Passagiere zum anderen Ufer des St. Lorenz Stromes. Der Fahrpreis für unser Gespann zwang uns diesmal sogar zur Routenänderung. Eigentlich wollten wir hier übersetzen und auf der westlichen Seite nach Quebec fahren, wo einige touristische Highlights auf uns gewartet hätten, wie Tadoussac, das Mekka der Walbeobachtung, und der St. Anne Canyon.

Von L´Isle Verte aus fährt, stark von den Gezeiten abhängig, eine kleine Fähre zur vorgelagerten Insel Île Verte, die 14 km lange Grüne Insel. Ansonsten hat der Ort den Fluss Verte mit einem kleinen Wasserfall, an dem ein schöner Picknick-Platz liegt, und historische Bauten zu bieten.

Im St. Lorenz Strom liegen eine Menge Inseln und Inselchen sowie viele Untiefen. Ebbe und Flut lassen auch hier Marschland entstehen, in dem sich Kanadagänse, große Blaureiher und schwarze Enten beobachten lassen. Aussichtspunkte, die an der Route des Navigateurs liegen, die wir gefahren sind, geben schöne Blicke auf die gebirgige Landschaft am Westufer frei. Wenn wir dort gefahren wären, hätten wir ganz schön kraxeln können. Eigentlich hat man von vielen Stellen der Route des Navigateurs schöne Aussichten auf den Strom und das gegenüberliegende Ufer, dazu kann man dort entspannt fahren.

Nachdem wir mehrere schöne Tage mit 26° bis über 30°C hatten, hat es uns jetzt 2 Tage eingeregnet. Der Wind nahm zu und die Temperaturen ab. Es wird doch Herbst und es ist Zeit, dass wir wieder Richtung Süden fahren.
Durch Farmland fuhren wir durch die Orte Cacouna, Riviére-du-Loup nach Kamouraska, wo wir einen Stopp einlegten. Es ist ein hübscher Ort mit einigen historischen Bauten. Sowohl die Kirche als auch das Justizgebäude sind im 19. Jahrhundert abgebrannt und anschließend mit kleinen Änderungen neu errichtet worden. In dem Gerichtsgebäude, das Mitte des 19.Jahrhunderts auch das Gefängnis beherbergte, wurde zu dieser Zeit für den ganzen Osten der Provinz Quebec Recht gesprochen. Die Promenade am Kai, der Strand und die Vorgärten vor den alten, oft auch individuellen Häusern sind weitere Sehenswürdigkeiten.

In Saint-Denis besuchten wir die Ziegenfarm Les élevages du Sud, wo wir nach der Besichtigung des  kleinen Ziegenstalls Bratwürste aus Ziegenfleisch und Kräutern sowie ein Herz kauften. Dort werden  die kleinen Ziegen, wie man sie aus den Streichelzoos kennt, gehalten. Zwei 7 Tage alte Zicklein wärmten sich unter den Rotlichtlampen. Ich habe noch nie Ziegenfleisch gegessen, kenne bisher nur die Milch und den Käse von Ziegen. Da bin ich ja gespannt.

Kurz vor Montmagny hielten wir noch einmal an einer großen Scheune mit allerhand Trödel davor. Als wir die Scheune betraten, glaubten wir unseren Augen nicht zu trauen. Da lag, stand und hing soviel Zeug herum, dass man sich kaum noch bewegen konnte und das auf mehreren Ebenen. Allein die alten, abgewetzten Stühle zählten mehrere Hundert. Von Schneeschuhen, Fensterläden und Autoteilen bis hin zu Gläsern, Geschirr und Haushaltszeug, der alte Mann muss sein ganzes Leben lang alles gesammelt haben. Für die 3 Kleinigkeiten, die wir nach mühevoller und ziemlich langer Suche gefunden hatten, wollte der junge Mann, der die Scheune zum Feierabend fertig machte, zu viel Geld von uns haben. Vom Handeln hatte er anscheinend noch nichts gehört. Also blieben die Dinge, wo sie waren.

St. John River Valley – New Brunswick

4 Tage Ruhe auf dem gemütlichen “Mohawk Camping” in Waterborough am Grand Lake. Champignons sammeln, Angeln, Mücken verjagen, Sonnenuntergänge beobachten, um 22 Uhr die ISS am Nordstern vorziehen sehen, einen abenteuerlichen Strandspaziergang machen, dabei Minze für einen abendlichen Tee finden, bei einer kleinen Rundfahrt Weißkopf-Seeadler und Falken beobachten, sonst Nichtstun. Das Wetter ist dazu bestens. Das Leben kann so schön sein.
Die Kolibris heißen hier Hummingbirds und werden von manchen Campern mit einer hübschen Tränke und Nektarsaft versorgt. Da hat man ausreichend Zeit, ihnen zuzusehen. Am letzten Morgen am Grand Lake hat uns zum Abschied noch einer der Hummingbirds besucht. Wenn das nichts Gutes zu bedeuten hat?

Knapp südlich von Prince William liegt „Kings Landing“. Das ist ein riesiges, weitläufiges Museumsdorf, in dem das Leben noch wie zu Zeiten der ersten Siedler ist, nachempfunden natürlich.

Nackawic ist die Heimat der größten Axt der Welt. 7 Tonnen Edelstahl sind dort verbaut und 20 Meter ist die Axt hoch. Sie erinnert an die Wichtigkeit der kanadischen Forstwirtschaft. Außerdem hat Nackawic einen 2 Kilometer langen Nature Trail zu bieten, der direkt am St. John River und an vielen verwilderten, voll mit Früchten behangenen Apfelbäumen entlang führt. Wunderschöne Picknick-Plätze und die Reste von 2 Kartoffelhäusern der umliegenden Gemeinden sind ebenfalls auf dem Trail zu finden. Anscheinend hat es hier einmal entsprechend viele Kartoffelfelder gegeben. Heute stehen auf dem Gelände Häuser und Bäume. Am Abend fand in Nackawic im Rahmen 5tägiger Gemeindetage eine „Miss Nackawic“-Wahl statt.
Inzwischen hat auch der Herbst im St. John River Valley Einzug gehalten. Wir haben Ende August.

Woodstock ist die 1. Stadt New Brunswicks und kann somit auf eine über 150jährige Geschichte zurückblicken. Für europäische Verhältnisse klingt das direkt lächerlich. In den 1780ern gegründet bekam Woodstock 1856 das Stadtrecht. Manches aus dieser Zeit stammende Haus, wie das Connell-Haus, das alte Courthouse oder die Public Library machen die Altstadt interessant. Vor jedem dieser Häuser stehen erklärende Tafeln, die über die Geschichte der Häuser und ihrer Besitzer aufklären. Empfehlenswert sind außerdem die Trails entlang des St. John River und des Meduxnekeag River

In Hartland steht die längste Covered Bridge, eingehauste Brücke, der Welt. 1901 als normale Brücke gebaut, hat sie eine Länge von 390 Metern. 1922 kam die Umhausung dazu und 1945 wurde der Fußweg angebaut. 1901 war sie mit ihrer Spannweite ein Wunderwerk der Ingenieurskunst. Sie kann mit kleineren Fahrzeugen bis zu 10 Tonnen befahren werden. Für den übrigen Verkehr existiert eine neuere Fachwerkbrücke aus Stahl.

Wir lernten den Eisverkäufer mit dem auffälligen Schnauzbart an der Tourist-Info kennen. Er war mehrere Male in Dresden. Als ich ihm erzählte, dass ich gebürtige Dresdnerin bin, wollte er gleich ein Bild mit uns machen. Er ist begeistert von der Stadt und ihrer Wiederaufbauleistung. Er überreichte uns einen Prospekt, einen Führer der Kunstgalerien zwischen Perth-Andover und Nackawic, den er selbst gestaltet hat. Er kam vor 2 Jahren aus Vancouver nach Woodstock und macht im Winter touristische Werbung für Woodstock. Ein anderer alter Herr, der in Hartland nebenberuflich der „Town Trier“ ist, überreichte uns eine Ansichtskarte der Stadt, auf der er selbst mit seiner „Arbeitsuniform“ abgebildet ist.

Über Florenceville-Bristol, wo die Firma McCain, die Firma mit den Pommes Frites und den Kartoffelchips, einen Sitz hat, erreichten wir Perth-Andover. Die Stadt wirkte etwas ausgestorben. Auf dem Kultur-Trail entlang des St. John River erfährt man etwas über die irischen Siedler, die die Kartoffel nach Amerika brachten, die schottischen Siedler, die aus St. John kamen, die Dampfschiffe dort, die Katastrophen wie 4 große Fluten und den 1970ern und 80ern sowie einen Großbrand 1977. Eis hat in den 1980ern die ehemalige Brücke zerstört, von der noch die Reste von 2 Fundamenten zu sehen sind. Die neue Brücke steht direkt daneben. Das Alles verursachte hohe Millionenschäden.  

Ein paar Kilometer nördlich von Perth-Andover, in Tobique-Narrows, leben die Malisset, Ureinwohner dieser Region, in einem Reservat. Anlässlich des Labor-Day feierten sie ihren Powwow. Sie trafen gerade die Vorbereitungen für das große Fest, bei dem alle Maliseet der Gegend zusammenkommen, trommeln, tanzen und singen. Das ist ein uralter Brauch, den die „Weißen“ lange Zeit aus verschiedenen Gründen verboten hatten. Das Reservat liegt zwischen dem St. John River und dem Tobique-River.

In Grand Falls wollten wir die „Großen Fälle“ des St.John River und des Little River besichtigen, aber leider kamen wir zur falschen Jahreszeit und fanden nur ein Rinnsal vor. Im Frühjahr zur Schneeschmelze stürzen 9/10tel der Wassermassen der Niagara-Fälle über die Felsen nach unten. Das muss ein Getöse sein. Per Zip-Line (an einem Seil) kann man sich über die Schlucht schwingen.

Moncton – New Brunswick

Durch akadische Siedlungen und das akadische Dieppe erreichten wir Moncton. Hier sind wir schon auf der Hinfahrt nach Nova Scotia durchgefahren. Laut den aufgestellten Tafeln am Ufer des Petitcodiac-River ist hier 1773 eine Schaluppe mit 6 deutschen Familien und einer walisischen Familie mit der Flut an diesen Ort gelangt. Sie kamen aus Pennsylvanien. Der englische König Georg III., der nach dem Sieg über die Franzosen im europäischen Krieg, Besitzrechte im Norden der neuen Welt verteilte, lud sie hierhin ein. Er schenkte ihnen Land entlang des Flussufers, jeweils ca. 5 x 9 km, das sie bestellen sollten. Eine Zeit lang bekamen sie noch Nahrungsmittel aus anderen Gründungen. Als diese eingestellt wurden, wartete der Hungertod auf sie. Mit Hilfe der Mi´kmaq lernten sie einheimische Pflanzen und Tiere zu nutzen. Sie bauten Häuser und die Gemeinde wuchs. Bis in die heutige Zeit wird ein Teil der damaligen Landschenkungen von den gleichen Familien bewohnt. Die Tourist-Information ist dem alten Haus der Familie Treitz eingerichtet. Da der Petitcodiac-River Zugang zur Bay of Fundy hat, ist der Gezeitenstrom gewaltig. Mit Getöse floss vor unseren Augen das Wasser ab. Einige Zeit später, wenn die Ebbe weit fortgeschritten ist, war der Petitcodiac-River leer. Da war kein Wasser mehr drin. So etwas hatten wir auch noch nicht gesehen. Da hat man keine Chance, den Fluss per Boot oder gar Segelschiff hinauf zu kommen.

Northumberland Shore – Nova Scotia

Pictou ist die eigentliche Geburtsstätte von Neu Schottland. 1773 landete an dieser Stelle das Segelschiff „Hector“ mit 200 Schotten an Bord, denen nach einer Weile weitere Menschen folgten. Sie bauten Häuser aus Stein, wie zu Hause, von denen viele immer noch das Stadtbild von Pictou prägen. Ein Nachbau der „Hector“ liegt am Hector Heritage Quay. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Fischerei-Museum mit der Hummer-Aufzuchtstation, das Factory Outlet von Grohmann Knives und das Haus von Cunard.

Am Abend spazierten wir am Strand des „Harbour Light Campgrounds“ am Strand entlang und suchten nach interessanten Dingen. Da fiel mir ein großes Loch an der Wasserlinie auf, aus dem Blasen kamen, sobald das Wasser der Flut darüber hinweg floss. Da wir ja von den Clams erfahren hatten, grub Klaus ein Loch an dieser Stelle und holte eine gigantische Muschel heraus. Endlich können wir auch eine Clam probieren. Weitere kleine Muscheln gesellten sich dazu, später noch eine Clam, die auf dem Grund im Wasser lag. Die eine Clam war 14,5 cm breit, die andere Muschel maß 13 cm. Welch ein Erfolg. Wir kochten die Muscheln im mitgenommenen Meerwasser und buken sie in einem Teig unter anderem aus Maismehl, Knoblauch und dem Grün einer Frühlingszwiebel aus. Aber wie sich schon in den letzten 25 Jahren mehrfach herausstellte, wenn wir uns aus der Natur ernähren wollten: der Aufwand rechtfertigt das Ergebnis nicht. Von den Riesenmuscheln blieb nicht viel übrig, was man essen konnte. Lecker waren sie trotzdem.

Entlang des „Sunrise-Trails“ in Richtung Amherst erreichten wir die Lavendel-Farm in Seafoam, die leider keinen Parkplatz für unser Gespann hatte. So fuhren wir weiter nach Denmark, wo wir einen offensichtlich deutschen Fleischer fanden, der sehr gut besucht war. Verschiedene Arten von Bockwürsten, Wiener, Aufschnitt, Grillfleisch und einiges andere mehr zählten zu seinem Angebot. Dazu lagen deutsche Kräuterbonbons und Brötchen aus.
Etwas weiter steht die Sutherland Steam Mill, die 1894 gebaut wurde. Die erste Mühle, die A.R. Sutherland einige Jahre zuvor gebaut hatte, war kurz vorher abgebrannt. Der Betrieb in der seit 1975 als lebendiges Museum dastehenden Mühle wurde 1958 eingestellt, nachdem A.R. Sutherland gestorben und sein Sohn Wilfried in Rente gegangen war. Mit Hilfe von Dampf entstanden in der Mühle neben Dielen und Bohlen auch Kutschen, Schlitten, Türen, Fenster bis hin zu Spielzeug. Die Dampfmühlen lösten zu dieser Zeit auf Grund ihrer wesentlich höheren Produktivität die bisher gebräuchlichen Wasserturbinen-Mühlen, wie wir in den Great Smoky Mountains eine besichtigt haben, ab.  

Tatamagouche ist ein hübscher Ort an einer schmalen Bucht gelegen. Highlights sind hier der Creamery Square und die alte Railroad-Station. In einem der Waggons ist ein Restaurant eingerichtet, ein anderer Waggon diente der kanadischen Regierung bis Ende der 70er Jahre als Reise- und Speisewagen.
Nach unserem Rundgang durch den Ort schloss sich der Rückweg an der Bucht entlang an. Klaus fand am Ufer jede Menge schöne Austern. Leider taugten sie nicht zum Verzehr, denn Hinweisschilder wiesen darauf hin, dass alle Schalentiere in dieser Bucht kontaminiert sind. Zu schade. Am Abend, bei Ebbe rochen wir dann, was der Grund für die Kontamination sein könnte: Die schmale, ziemlich lange Bucht hat nicht genug Selbstreinigungskraft, der Schlamm riecht faulig.

In der britischen Gründung Amherst haben wir nur einen kurzen Zwischenstopp eingelegt, da uns bei der Durchfahrt die großen, alten Steinbauten interessierten. Diese waren einmal die Post oder sind heute noch das Gericht, die Kirche oder die Bank.

Cape Breton – Nova Scotia

Unser erstes Abendessen auf Cape Breton bestand aus selbst gesammelten Pfifferlingen, geräuchertem Lachs mit Ahornsirup angemacht, den wir in St.Mary´s Smokehouse in Sherbrooke gekauft haben, und dazu ein Gläschen kanadischem Sherry. Dafür hat es den ganzen Tag geregnet.

In St.Peters gibt es die einzig funktionierende Schleuse auf Nova Scotia und es ist die Einzige in ganz Nordamerika, die auf beiden Seiten 2 hintereinander liegende Schleusentore hat. Das hängt irgendwie mit dem Tidenhub zusammen, denn auf der einen Seite liegt das Meer, auf der anderen Seite der Bras d´Or Lake. Da kann schon mal der Druck auf die Schleusentore etwas höher sein.

Die Drehbrücke über diesen Isthmus ist seit 1868 schon die 4. verschiedene Ausführung. Die Europäer begannen den Bau des 800 Meter langen Kanals 1854 und er dauerte 15 Jahre. Bis dahin trugen die Mi´kmaq-Indianer ihre Kanus über den schmalen Landstrich, um zwischen ihren Winter- und Sommerlagern zu wechseln. In den 1820er Jahren bauten die Europäer, die mit den Mi´kmaq Handel trieben, zusammen mit den Mi´kmaq eine Art Straße. Über diese zogen sie dann ihre Schiffe mit Hilfe von Ochsen oder auch Menschen vom Meer zum See oder umgekehrt.
Der „Battery Provincial Park“, der direkt am Isthmus liegt, beinhaltet neben einem weit angelegten Campingplatz auch die Überreste des französischen Forts und Ports „Toulouse“ (1713 – 1758), des englischen Forts „Dorchester“ (1793 – 1798) und die Grundmauern des Anwesens des reichen irischen Händlers Lawrence Kavanagh Jr.. Das dreistöckige Haus stand 90 Jahre und beherbergte 3 Generationen der Familie.
Die Reste eines Kalkbrennofens liegen ebenfalls in der Nähe. Es ist schon merkwürdig, soviel über die Geschichte des Ortes zu wissen, an dem man sich aufhält.
St. Peters war zugleich der nördlichste Punkt dieses Reiseabschnittes unserer Rundreise durch die USA und Kanada.

Ein festes Ziel, das wir ins Auge gefasst hatten, war die Insel Janvrin. Diese Insel kennt kaum ein Tourist. Eigentlich finden nur natur- und tauchbegeisterte, meist deutsche Urlauber, dorthin. Vor über 25 Jahren kamen Arthur und Maria Vollmer aus Deutschland hierher und bauten sich eine Lodge auf. Ihr Sohn Ingo betreibt mit seiner Frau Anita seit langer Zeit eine Tauchbasis. Wir wollten bei Ihnen tauchen und sehen, wie die Unterwasserwelt vor Nova Scotia aussieht, die dank des kalten Labrador-Stromes schon arktischer Natur ist. Bis jetzt sind wir nur „Warmwasser-Taucher“ gewesen. 2 Tauchgänge am Heck des Wracks der „Arrow“, was bis zum Jahr 1970 einmal ein Tanker war, und ein Tauchgang nahe einer Insel, die Seehunden zur Ebbe einen Ruheplatz bietet, vermittelten uns einen sehr kleinen Eindruck, da wir nur 2 volle Tage dort waren. Zu den Stars am Wrack gehören ein Seewolf und ein ziemlich alter Hummer. Aber auch Seeteufel, Makrelen sowie Kelb und andere Kaltwasser-Bewohner machen das Tauchen in diesem Gebiet interessant.

Die Seehunde ließen sich leider nur aus sicherer Entfernung beobachten. Sie sind zu scheu, da sie immer noch gejagt werden. An manchen Abenden kann man ihr Geheul hören, das denen von Wölfen ähnelt.
Über Wasser konnten wir neben den allgegenwärtigen Kormoranen und Möwen auch ein Seeadlerpärchen mit seinen beiden Jungen und Basstölpel beobachten. Das war alles sehr aufregend. Die Sunset-Tour mit dem Schlauchboot war ein extra Erlebnis, bei der wir noch einmal die Seeadler-Familie, einen kleinen Delphin und die Seehunde beobachten konnten. Bei den gemeinsamen Abenden im Clubhaus oder im Pavillon am Strand werden dann bei entspannter Atmosphäre die Erlebnisse ausgetauscht. Uns hat es bei den Vollmers sehr gut gefallen.

Arichat auf der Isle Madame, zumeist von Nachkommen der Akadier bewohnt, wartet mit einer historischen, katholischen Kirche und einem alten Friedhof auf. Zwei Kanonen am Ufer berichten über die hier stattgefundenen Kämpfe der Amerikaner gegen die Engländer. 5 Werften hat es im 19.Jahrhundert in Arichat gegeben.

Eastern Shore – Nova Scotia

Endlich haben wir mal Ruhe gefunden. Auf dem „E&F Webber Lakeside Park“ in Upper Lakeville haben wir vier geruhsame Tage verbracht. Nach drei Tagen Nebel und Regen schien dann wieder die Sonne. Wir sind kostenlos Kanu (1 Nacht Campingplatz = 1 Stunde Kanuausleih) auf dem riesengroßen See gefahren, an dem direkt der Campingplatz liegt. Klaus hat ein paar Goldröhrlinge im Wald gefunden, aus denen wir eine prima Pilzmahlzeit gezaubert haben. Bei der Rundfahrt über die Halbinsel, an deren Spitze der Clam Harbour Beach liegt, haben wir 4 schöne, große, fangfrische Makrelen von einem Fischer geschenkt bekommen. Er wollte seine eben gefischten Makrelen als Köder für den Hummerfang haben. Ich bin kein Markrelenfan, aber die waren lecker, gebraten und dazu grüner Spargel.

Mit den Makrelenköpfen und -innereien fing Klaus am späten Abend 2 Aale in dem See.
Der Clam Harbour Beach heißt wahrscheinlich so, weil es dort wohl die meisten Clams (ziemlich große helle Muscheln) gibt. Wir haben leider nur leere Schalen gefunden. Die Muscheln verstecken sich im Sand. An jeder Ecke werden gebratene Clams angeboten. Die werden die nächsten sein, die wir probieren.

Auf der Muschelfarm bei Ship Harbour haben wir ein 3 kg-Netz Miesmuscheln für ganze 7,- CAD gekauft, ganz frisch geerntet. Die haben wir uns mit Sahne und Sherry schmecken lassen.
Die Krauch´s Räucherei in Tangier, in der man geräucherten Lachs kaufen kann, hat bei uns dagegen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auf der Weiterfahrt, bei East Quoddy, sahen wir unsere ersten Elche. Eine Elchkuh mit ihrem Kalb hielten sich in einer Lichtung zwischen Straße und Bucht auf, sonnenbeschienen und klar. Ein tolles Erlebnis.

Bei Marie Joseph legten wir eine Rast auf einem Picknick-Platz ein. Der gefiel uns so gut, dass wir uns schnell entschieden, dort zu übernachten. Dort trafen wir auf ein deutsches Ehepaar. Herr Oberdorfer hat seit langem den gleichen Traum, den wir uns jetzt erfüllen, aber sein Job und seine Frau spielen noch dagegen. Wir haben ihm ein paar Tipps gegeben und er wünschte uns eine gute und erlebnisreiche Weiterfahrt. Auf diesem Platz erlebten wir unseren schönsten Abend der bisherigen Reise. Stille, Frieden, milde Luft, Sherry und eine Kerze, die nach Melone duftet, waren die Zutaten. Um 22 Uhr zog die ISS von Südwest nach Nordost.

Am Morgen wurden wir durch das Getrappel einer Möwe auf unserem Dach geweckt und ein Kolibri besuchte uns zum Frühstück.
Nach nur ein paar Kilometern weiter überquerten wir den Liscomb-River. Auf dem dahintergelegenen Parkplatz fanden wir einen Trail, der uns entlang des Flusses führt. Im Herbst ist er voller Lachse, aber auch so liegt der Liscomb-Fluss wunderschön eingebettet in der kanadischen Wildnis. Nach knapp 10 km über Stock, Stein, Felsen, Wasserlöcher und ausgelegten schmalen Baumstämmen wollten uns unsere Beine kaum noch weiterbringen. Wenn wir gewusst hätten, was uns da auf dem Trail erwartet, hätten wir wahrscheinlich kapituliert, aber es war trotz allem ein wunderschöner Weg. Die ein oder andere Handvoll Blaubeeren lieferten einen Teil der benötigten Energie. Eine Sonnentau-Pflanze haben wir aufgespürt und Pfifferlinge zum Abend gab es noch obendrauf.

In Sherbrooke kamen die ersten Franzosen 1655 an und bauten in 160 Jahren eine florierende Wirtschaft, bestehend aus Landwirtschaft, Fischerei und Holzhandel auf. 1861 wurde der Ort vom Goldfieber erwischt. In 20 Jahren Goldabbau siedelten sich 19 Goldminenfirmen an. In dem historischen Dorf „Sherbrooke Village“ wird man in das 19. Jahrhundert zurück versetzt. Die Gebäude wurden teilweise bis ins Jahr 2000 genutzt. Auch heute noch wird hier für die Erhaltung des Dorfes produziert.

Für uns ist der Eastern Shore der schönste Abschnitt auf Nova Scotia, zudem noch wenig von Touristen besucht. Noch ein Tipp fürs Lagerfeuer: Treibholz brennt prima.

Halifax – Nova Scotia

Bevor ich jetzt über Halifax berichte, liegt mir etwas anderes am Herzen. Nachdem wir nach 5 Tagen gemerkt haben, dass wir Bier-mäßig auf dem Trockenen sitzen, haben wir festgestellt, dass es in Kanada nicht einmal Bier, geschweige denn Wein in den Supermärkten zu kaufen gibt. Wir haben bis jetzt gedacht, die US-Amerikaner haben sich so eng mit dem Alkohol, weil es dort in den Supermärkten nur Bier und Wein zu kaufen gibt. Harte Getränke bekommt man nur in den Liquor-Stores. In solch einem sind wir jetzt in Kanada gewesen und sind schockiert. Während man in den USA für eine 12er-Packung 0,33l-Flaschen Bier zwischen 10,- und 20,-$ bezahlt, sind es in Kanada zwischen 23,- und 43,-CAD ($ und CAD haben fast den gleichen Kurs zum €). Da werden wir wohl für die nächsten Wochen Abstinenz üben müssen.

Halifax ist die Hauptstadt der Provinz Nova Scotia. Sie wird als ruhig und übersichtlich beschrieben. Das trifft wahrscheinlich auch zu, wenn, ja wenn da nicht gerade ein Festival veranstaltet wird und sich die halbe Welt dort trifft. Außerdem zählt Halifax nicht weniger als 17 Hochschulen. Am Besten lässt sich die Downtown entdecken, wenn man die Hafenpromenade entlang läuft. Am südlichen Ende findet man den ältesten Farmers-Market Nordamerikas, der seit 1750 besteht, allerdings in einem sehr neuen, modernen Gebäude. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die 2 Brauereien, das Waterfront-Warehouse, welches heute einen Pub und ein Seafood-Restaurant beherbergt, die HMCS Sackville, die im 2.Weltkrieg die Konvois der Handelsschiffe begleitete, 2 weitere Museums-Schiffe und das „Maritime Museum of the Atlantic“, in dem unter anderem Artefakte von der Titanic ausgestellt sind. Halifax sandte damals Bergungsschiffe zur Titanic, weil der Hafen am nächsten an der Unfallstelle lag. 150 Opfer des Unterganges sind auf 3 Friedhöfen in Halifax begraben.
 Über der Stadt, die an einem ziemlich hohen Hügel liegt, thront die Zitadelle, an deren Fuße seit 1803 die „Town Clock“ steht. Der Duke of Kent, Oberhaupt der Garnison von 1794 – 1800 brachte sie von England nach Halifax. 
 Die Stadt beeindruckt insgesamt durch ihre Architektur, in der die alten und neuen Gebäude, sowie die modernen Hochhäuser, Backstein und Glas, miteinander harmonieren. Dazu die in Etappen steil zum Hafen abfallenden Straßen und das Grün, uns hat Halifax sehr gut gefallen.

Upper Tantallon – Nova Scotia

Auf dem Weg nach Halifax haben wir einen Zwischenstopp bei „Acadian Maple Products“ in Upper Tantallon eingelegt. Der Nordosten der USA bis nach Kanada ist das Gebiet des Ahornsirups und wir wollten uns über dieses überaus leckere Produkt informieren. An Hand eines Videos erfährt der Besucher etwas über die Gewinnung des Ahornsaftes, aus dem, wie beim Zucker, durch langes Kochen der Ahornsirup entsteht. Aus 40 Litern Saft gewinnt man 1 Liter Sirup, der einen Zuckeranteil von um die 66% hat. So haben es die Ureinwohner schon immer gemacht und die Europäer haben es sich abgeschaut. Außer Sirup kann man so ziemlich alles mit dem Ahornsaft machen: Keksfüllungen, Pralinen, Tee, Wein, Zucker, Seife usw. Bevor man kauft, darf man probieren. Es gibt 4 verschiedene Sirups, die nach ihrer Farbe bezeichnet werden: Light, Medium, Amber, Dark. Die Farbe und Geschmacksintensitäten hängen von der Erntezeit ab. Je später im Jahr geerntet wird (Frühjahr bis Herbst), umso dunkler und gehaltvoller wird der Sirup. Durch eine Glasscheibe ist es möglich, dem Produktionsprozess zu folgen, wenn denn jemand dort arbeitet. Wir hatten einen Feiertag erwischt.

Mahone Bay – Nova Scotia

Eigentlich wollten wir in Mahone Bay nicht mehr anhalten. Noch so ein Touristenort und kein Platz für unseren Zug, dachten wir. Jedoch haben uns das Piraten-Festival an diesem Wochenende und Mahone Bay so herzlich eingeladen, dass wir den ganzen Tag und sogar noch die Nacht dort verbrachten. Den wunderschönen Übernachtungsplatz direkt an der Bucht konnten wir nicht ablehnen. Zum Nachmittagskaffee in unseren Liegestühlen meinte jemand, der gerade vorbei kam, was wir doch für ein toughes Leben führen würden.

Die halbe Stadt war als Piraten verkleidet, es gab einen Piraten-Umzug und kleine Theater-Aufführungen. In den alten Häusern an der Straße befinden sich jede Menge unterschiedlicher Läden und Lokale, sehr nett, sehr bunt und sehr offen. Der kleine Ort mit der schönsten Klein-Altstadt (laut einigen Reiseführern) kann mit 5 Kirchen aufwarten. Die erste davon wurde ab 1833 gebaut und bis in die jüngste Neuzeit mit Spenden erweitert. Die halbe Welt hat sich in die ausliegenden Gästebücher eingetragen.
 Nachdem Lunenburg nach einem Jahr Besiedelung keinen Platz mehr bot, gründete man Mahone Bay und anschließend weitere Orte in Richtung Osten, wie z.B. Chester. Fünf Familien kontrollierten das Ganze wie z.B. die des Schiffsbauers Zwicker aus Lunenburg, wo man mehrere Häuser und das Werftgebäude der Zwickers bewundern kann.

Für den Abend war ein Feuerwerk angesagt, das wir an unserem Stellplatz abwarteten. Es fand aber kein herkömmliches Feuerwerk statt, sondern offensichtlich wurde ein Stück Geschichte nachgespielt. Ein paar „Rotröcke“, wie damals die englische Armee auf Grund ihrer Uniformen bezeichnet wurde, und 2 Siedlerfrauen hielten sich den Abend lang auf einem der Piere auf. Auf Grund der Dunkelheit konnten wir nichts mehr erkennen, sahen aber immer wieder „Mündungsfeuer“ an 3 Seiten aufblitzen, dann ließen sich Kanonenschläge hören. Segelschiffe waren ebenfalls im Spiel. Da haben wir wohl etwas verpasst.

Lunenburg – Nova Scotia

Über die US 10 sind wir vom Norden Nova Scotias nach Süden gefahren und durchquerten die große Siedlung “New Germany”. Dabei kamen wir durch unendliche Wälder, fuhren an vielen Seen vorbei und hatten an einer Stelle einen schönen Blick über die Wildnis Nova Scotias. Nach unserer Erfahrung mit dem Fundy National Park haben wir den Kejimkujik National Park ausgelassen. Der Park ist zu groß, um ihn an einem Tag erkunden zu wollen.
Lunenburg wurde 1753 von Bauern und Händlern aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich gegründet, die König George II., König von England, nach Neu Schottland geholt hatte. Hier hatten sie die Möglichkeit der freien Religionsausübung, die sie in der Heimat nicht hatten, so wie die Amish auch. Da König Georg II. gleichzeitig Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg war, nannten die Siedler ihre Neugründung Lunenburg. Lunenburg war und ist eine Fischer- und Schiffsbauerstadt, dazu war sie 300 Jahre lang Piraten- und Schmugglernest. Die Stadt ist heute Weltkulturerbe und auf jeden Fall einen Besuch wert. Ein Spaziergang am Hafen entlang oder durch die Straßen mit den knallbunten, alten Häusern sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Ironwork-Distillery ist eine Mikro-Destillerie, die sich in dem alten Gebäude etabliert hat, das früher als Schmiede für Schiffszubehörteile diente. Der alte Kamin steht noch, neben dem die kleine, moderne Destille aufgebaut ist. Diese wurde von einer Firma Müller aus dem Schwarzwald hergestellt. Hier entstehen aus lokalen und frischen Produkten Wodka, Rum und Liköre.

 Seit 2010 wird die „Bluenose II“ von Grund auf rekonstruiert. Die originale „Bluenose“ wurde 1921 als Fischerei-Gaffelschoner gebaut und war mit dem damals größten Großsegel ausgestattet. Auf Grund ihrer Schnelligkeit nahm sie an den Rennen des „Fisherman´s Cup“ teil, die zwischen Fischerbooten aus Nova Scotia und Massachusetts ausgetragen wurden. Die „Bluenose“ blieb 17 Jahre nacheinander unbesiegt. Als die Dampfschiffe die alten Segler verdrängten, wurde sie anderweitig genutzt, später ausgemustert. Die „Bluenose II“ wurde nach dem Original Anfang der 60er Jahre gebaut, allerdings mit einem Dieselmotor und Luxuskabinen. 2012 soll sie erneut vom Stapel laufen.
Überall, wo man erfährt, dass wir aus Deutschland sind und dass wir uns auf einer großen Rundfahrt befinden, ist man von unserem Vorhaben begeistert und heißt uns „Herzlich Willkommen“. Vor allem die Kanadier freuen sich, so weiten und individuellen Besuch zu haben.

 

 

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