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Büffelfarm bei Santa Croce

Fast zwei Tage und Nächte lang stürmte es mächtig. Dazu kamen immer wieder Regenschauer vom Himmel, so dass man kaum vor die Türe gehen konnte. Das Heulen des Windes wuchs sich echt zum Psychoterror aus. Das war nicht lustig. Was soll man an solchen Tagen machen? Da der Wetterbericht meinte, dass es heute um die Mittagszeit doch besser werden sollte, wollten wir einer Empfehlung nachgehen, die wir von Maria und Michael bekommen hatten – die Büffelfarm „Azienda Agricola Magazzé“. Wir hatten zwar schon eine Wasserbüffelfarm in Siponto, südlich der Halbinsel Gargano, besucht, aber dort wurden nur Käseerzeugnisse aus Büffelmilch angeboten.

Die Farm Magazzé befindet sich etwas nördlich von Santa Croce. Als Besucher kann man die Wasserbüffel sehen, im Hofladen Käse, Wurst und Fleisch kaufen, und im Restaurant probieren. Vom Hofladen aus kann man bei der Käseherstellung zusehen. Wir hatten leider Pech, die Tagesproduktion war gerade beendet worden.

Wasserbüffel

2005 bauten zwei Züchterbrüder, die das Geschäft schon in 4. Generation machen, die Büffelfarm hier auf Sizilien auf. Sie fanden an dieser Stelle optimale Bedingungen und wirtschaften im Rhythmus der Natur. Die Jahreszeiten und Gegebenheiten bestimmen die Zucht. Es gibt keine künstlichen Eingriffe.
Die Büffel bieten auch in dieser Farm keinen schönen Anblick. Da sie Nässe mögen, geht es eben sehr dreckig auf dem Gelände zu.

So kehrten wir zum Mittagessen in das Restaurant ein. Aus Berichten wussten wir, dass das komplette Menü für 23,-€ pro Person, welches dort angeboten wird, sehr reichhaltig und kaum zu schaffen ist. Deshalb versuchten wir, dem Kellner klarzumachen, dass wir gerne nur kleine Probierportionen hätten. Da der kein Deutsch oder Englisch verstand, holte er eine Angestellte, mit der wir uns auf deutsch verständigen konnten. Es kam heraus, dass es in diesem Restaurant nur dieses eine Menü gibt. Wir einigten uns dann dahingehend, dass einige Komponenten weggelassen werden und wir für 20,-€ pro Person verschiedene Käsesorten und zwei Fleischgerichte bekommen.
Zum Menü gehören weiterhin Hauswein, Wasser, Brot, ein Dessert und ein abschließendes Getränk wie Kaffee, Limoncello oder Grappa. Sogar die sonst übliche Serviersteuer ist enthalten.
Die Vorspeise besteht aus einem großen Mozzarella sowie zwei weiteren Käsesorten, eingelegten Tomaten und Oliven, außerdem einigen Scheiben Büffelsalami. Allein die Vorspeise hätte uns schon vollkommen gereicht. Als Hauptgericht stehen Ofenkartoffeln, Gulasch und dünne gegrillte Fleischscheiben auf dem Tisch. Das Büffelfleisch ist sehr fein im Geschmack. Man sieht nur an der Maserung, dass es Rindfleisch ist. Es war das erste Mal, dass wir Wasserbüffelfleisch probierten.

Für das Dessert, zwei Mandarinen und je zwei Cannoli, eine typisch sizilianische Süßspeise, war dann so gut wie kein Platz mehr im Magen. Die Cannoli, die wir schon in Castelmola probiert hatten, sind kleine Waffelröllchen, mit Büffel-Ricotta oder Büffel-Milchcreme gefüllt.
Als abschließendes Getränk entschieden wir uns für den Grappa als Absacker, den wir nach diesem reichhaltigen Menü mehr als nötig hatten. Wie wir mitbekamen, gehören zum normalen Menü auch noch Pizza und wer weiß was noch.

Nach dem guten „Gelage“ vertraten wir uns die Beine, indem wir ein wenig durch die Umgebung liefen. Halbhohe Kalksteinmauern umgeben die verschiedenen Grundstücke, die hauptsächlich als Weideland für die Rinder dienen. Frisches Grün und Kräuter bilden einen schönen Kontrast zu dem Weiß der Mauern und dienen gleichzeitig als bestes Viehfutter. Von mancher Stelle aus konnten wir sogar das Castello di Donnefugata sehen.

sehr schön anzusehen, aber offensichtlich nicht genießbar

Für Womo-Freunde: Die Farm bietet auch einige Stellplätze mit Strom, Wasser und WC an. Die Anfahrt sind 500m Singleway, aber machbar. Einen Preis können wir leider nicht sagen.

Scoglitti

Das traurigste Beispiel für die Überfischung des Mittelmeeres, das wir je auf unseren Reisen gesehen haben, ist der Fischmarkt in Scoglitti. Der Fischmarkt soll zwar jeden Tag stattfinden, aber fröhliche Gesichter sieht man nirgendwo. Bei unserem Besuch war es sogar so, dass es mehr Kunden als Fische und Meerestiere gab. Jeder Fischer, der mit seinem kleinen Boot wahrscheinlich nach stundenlanger Arbeit in den Hafen zurück kam, konnte nur ganz wenige Kilo Fisch oder Tintenfisch (meistens Jungtiere) zum Fischmarkt beitragen. Wenn jemand Glück hatte, der kam mit einem knapp halben Eimer Fisch oder Meerestiere zurück. Einer der Fischer hatte gerade eine Sepia und zwei sehr kleine Rochen dabei. Davon kann niemand leben. Dabei fahren inzwischen überhaupt nur noch die wenigsten Boote, die im Hafen liegen, zum Fang auf´s Meer hinaus.

Fischmarkt am Hafen

Bei früheren Fischmarktbesuchen rund um das Mittelmeer wurde uns schon jedes Mal das Herz schwer, weil mit jedem Jahr, das verging, mehr Babyfische verkauft wurden. Wie soll sich der Fischbestand denn erholen, wenn keine Fische mehr da sind, die sich fortpflanzen können? Das Ergebnis wird immer deutlicher.

Da wir keinen Fisch kaufen konnten, spazierten wir nur etwas durch Scoglitti. Ein großer Strand gehört zur Stadt. Eine sehr lange Mole und eine lange Hafeneinfahrt schützen den kleinen Hafen. Es ist zu sehen, dass die Mole einmal verlängert und verstärkt wurde. Das Wetter muss wohl hier manchmal echt schlimm werden.

Leuchtfeuer am Molenkopf

Am Südende von Scoglitti liegt eine kleine Wanderdüne. Überhaupt ist die Gegend um Scoglitti sehr sandig, fast wüstenartig. Die Bewohner an der Küste müssen ständig gegen den Sand kämpfen. Die Düne ist sehr klein, daherkommt kein großes Wüstengefühl auf, wenn man sie erklimmt.

kleine Wanderdüne bei Scoglitti

Es gibt noch eine zweite, größere Wanderdüne, die sich längs in das Landesinnere vorarbeitet. Sie ist, von Punta Braccetto kommend, vor dem archäologischen Museum Camarina zu finden.

Am Vorabend erlebten wir einen der schönen Sonnenuntergänge über den Ruinen des Torre Vigliena. Sie stehen auf dem Kap, welches unseren Strand im Norden abschließt.

Sonnenuntergang über den Ruinen des Torre Vigliena

Donnafugata

Donnafugata liegt zwischen der Küste und Ragusa auf 308m Höhe und besteht nur aus dem Castello di Donnafugata und Nebengebäuden, die für den Betrieb des Schlosses notwendig waren. Der Ursprung des Schlosses ist ungewiss. Der Ursprung des Namens ist arabisch, der über die Jahrhunderte in mehreren Schritten in das heutige Donnafugata umgewandelt wurde. Ab 1628 sind die Eigentümer des Schlosses bekannt, die manche Änderungen und Erweiterungen nach ihrem Gefallen vornahmen. Im 19. Jahrhundert bekam das Schloss die heutige Form der Renaissance mit venezianischen Zierelementen. Von 1997 bis 2002 wurde das Castello di Donnafugata renoviert und ist nun Museum. Der Eintritt kostet 6,-€, Rentner bezahlen 3,-€.

heutige Vorderfront des Castello di Donnafugata

Typisch Renaissance ist die Fassade sehr schlicht und strahlt nach der Renovierung in sehr hellem Sandstein. Betritt man das Schloss, kommt man zuerst in einen rechteckigen Innenhof. Von hier aus gelangt man in die Innenräume, die sich in vollem Gegensatz zur Fassade präsentieren. Ca. 28 von ca. 122 Räumen des Schlosses sind für die Besucher zugänglich. Die Einrichtung stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Jedes Zimmer ist anders dekoriert. Zum Teil sind die Wände und Decken mit prächtigen Tapeten und Malereien gestaltet. Der Spiegelsaal ist das schönste Zimmer und strahlt in Weiß und Gold. Man kann sehen, wie der Baron und die Gräfin im 19. Jahrhundert lebten, wie ihre Gäste untergebracht waren, wo gegessen und gearbeitet wurde. Die Räume sind u.a. mit Möbeln, Vorhängen, Leuchtern, Kleidung und Dekostücken aus der Zeit angefüllt.

Spiegelsaal

Insgesamt sind Räume und Einrichtung jedoch sehr dunkel gehalten. Leider ist zu sehen, dass vor der Renovierung in die Gemäuer einlaufendes Wasser Schaden an der wertvollen Einrichtung anrichtete. Teilweise wurden auch frühere Wandbemalungen überstrichen, die wohl nach und nach wieder freigelegt werden sollen.

Zum Castello di Donnafugata gehört auch ein großer Park. Um Langeweile vorzubeugen, sind auf dem Gelände ein Labyrinth, eine „Tropfsteinhöhle“, zwei Brunnen, ein Pavillon und eine Art Sommerschlösschen untergebracht. Uralte Gummibäume, Kasuarinen und andere Gehölze und Blumen sorgen für das Grün.

Labyrinth

Vom Park aus führt eine Treppe auf die Terrasse am Schloss, die auf beiden Seiten von kleinen Türmen begrenzt wird, von denen einer eine Glocke aus Catania trägt. Von der Terrasse aus blickt man auf die Nebengebäude, die rechts und links an der auf das Schloss zulaufenden Straße angeordnet sind. Einige davon sind verfallen, in anderen sind Souvenirgeschäfte und Pizzerien untergebracht.

Terrasse am Schloss

An dieser Stelle möchten wir eine Empfehlung weitergeben, die auch wir bekommen haben. Ein besonderes Gericht bietet die Trattoria „Il Gattopardo“, die erste Pizzeria auf der linken Seite an. Das Gericht nennt sich „Zuppa di Cozze in Crosta“ und kostet 13,-€. Auf der Tafel vor der Trattoria ist das Gericht abgebildet. Neugierig, was uns erwartet, kehrten wir ein und bestellten „Zuppa di Cozze in Crosta“ und einen halben Liter regionalen Wein. Nach kurzer Wartezeit servierte die Kellnerin eine Edelstahlplatte mit einer Haube aus gebackenem Pizzateig, sozusagen ein Überraschungspaket. Mit einem scharfen Messer schnitten wir ein Loch in die Pizzateigplatte und zum Vorschein kamen große Miesmuscheln in Tomatensoße. Es ist ein Gericht, welches mit den Fingern gegessen werden möchte. Für Nicht-Muschelesser sei gesagt, dass man mit den Schalen der ersten Muschel, die man gegessen hat, die weiteren Muscheln isst. Aus dem Pizzateig werden immer neue Stücke gebrochen, mit denen die Tomatensoße aufgetunkt wird. Es muss aber noch genug Tomatensoße übrig bleiben, wenn die Muscheln gegessen sind, denn nun kommt die zweite Hälfte des Gerichts, die Spaghetti. Die werden in die Tomatensoße gegeben und man hat ein zweites Gericht in einem. Wir fanden das eine tolle Idee und es schmeckt hervorragend. Es ist ein besonderes Esserlebnis.

Zuppa di Cozze in Crosta

Zufrieden und mit vollem Bauch steuerten wir nun ein weiteres Ziel in Donnafugata an. In nur 700 Meter Entfernung warten die Katakomben von Donnafugata auf Besucher. In einer großen Höhle, mit einer riesigen Steinplatte überdeckt, legte man im 4.-5. Jahrhundert alte Grabstellen an. Die Höhle ist ca. 17 Meter lang und in symmetrischer Form wurden 31 Grabstellen aus dem Kalkstein gehauen. Direkt im Eingangsbereich liegt eine weitere Grabstelle. Von den sieben Gräbern im Außenbereich vor der Höhle ist kaum etwas zu sehen.

Katakomben von Donnafugata

Punta Braccetto

Für ein paar Wochen werden wir auf dem Campingplatz „Baia dei Coralli“ sein, denn vor Februar brauchen wir wohl unsere Rundfahrt Richtung Westen und Norden der Insel Sizilien nicht fortzusetzen. Wir hatten gehofft, dass es nicht ganz so kalt hier im Süden sein würde, aber wir wurden eines besseren belehrt. Die Einheimischen meinten schon, dass es bisher noch nie so kalt war. In der vorletzten Nacht hatte der Wetterbericht von 3 Grad plus gesprochen, doch es fror. Wir hatten also Minustemperaturen. Am nächsten Vormittag hatte es sogar wenige Kilometer von der Küste entfernt und auf 100 Metern Höhe geschneit. Da ließen sogar die Sizilianer alles stehen und liegen und zückten ihre Fotoapparate. Die Tagestemperaturen lagen bei 6-8 Grad. Das waren jetzt wohl die Tiefstwerte. Ab jetzt geht es hoffentlich wieder bergauf und der Mittelmeer-Frühling steht vor der Türe.

Frost im Süden Siziliens. Das ist nicht normal.

Punta Braccetto ist ein Urlauberort und jetzt im Winter sehr ruhig. Der Ort ist nicht groß und liegt an einer flachen Sandsteinküste mit einigen Sandstränden dazwischen. Außer dem „Baia dei Coralli“ haben noch drei weitere direkt benachbarte Campingplätze geöffnet. Die sind aber viel kleiner. Das Besondere an all diesen Campingplätzen ist, dass jede Camperparzelle ihr eigenes Bad hat, mit Waschbecken, Toilette und Dusche. Warmes Wasser gibt es immer und unbegrenzt und ist im Preis mit enthalten. Der Preis staffelt sich wieder nach der Dauer des Aufenthaltes.

Umrahmt wird Punta Braccetto von Quadratkilometern Gewächshausfläche. In den folienüberdachten Konstruktionen wachsen Tomaten, Auberginen, Paprika und Gurken, mengenmäßig in dieser Reihenfolge. Unterbezahlte Arbeitskräfte und Schwarzarbeiter schuften dafür, dass der Rest Europas und vielleicht weiter weg, Obst und Gemüse das ganze Jahr über kaufen kann. Auf den sizilianischen Märkten kostet so ziemlich alles, was angeboten wird, 1,-€ das Kilo oder zum Teil weniger.

Einfahrt zum Ferienviertel Punta Braccetto

Punta Braccetto ist jedoch ein schöner Ausgangspunkt für Ausflüge an der Küste entlang oder ins Hinterland.

der Strand, an dem die Campingplätze liegen

Für Wanderer ist der Rundgang durch das Naturreservat Cava Randello sicher interessant. Es gibt verschiedene Wege durch das Gebiet hinter den Dünen. Wir sind den oberen Weg entlang spaziert. Es sieht aus, als würde das Waldgebiet, bestehend aus Kiefern und Eukalyptus, im Sommer als großer Zeltplatz dienen. Verschiedene Markierungen und Feuerstellen weisen darauf hin. An einer Stelle blühen sogar noch jetzt einige wenige Orchideen.

Orchideen sorgen immer wieder für Freude

Irgendwann kommt man dann am Aussichtsturm auf einem Sandhügel heraus. Der Turm selbst ist gesperrt, aber trotzdem hat man eine schöne Rundumsicht: das Meer und die Küste auf der einen Seite, Gewächshäuser auf der anderen.

Blick über das Naturreservat Cava Randello zum Meer

Den Rückweg kann man entweder durch den unteren Teil des Naturreservates oder am endlos langen Strand, der das Reservat zum Meer hin abschließt, nehmen.

Die Ausgrabungsstätte Camarina, knapp südlich von Scoglitti, ist im Moment wegen Renovierung geschlossen. Die antike Stadt wurde 566 v.Chr. hatte eine kurze, bewegte Geschichte mit Zerstörung und Wiederaufbau. Die Römer zerstörten die Stadt 258 v.Chr. das letzte Mal. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts grub man die Überreste Camarina wieder aus.

Überrest der antiken Stadt Camarina

 

 

Essen und Trinken auf sizilianisch

Kartoffelstampf mit Avocado

Das Rezept habe ich von Maria und Michael, die wir in Giardini-Naxos kennengelernt haben:

Kartoffelstampf ganz normal zubereiten. Inzwischen Zwiebel in schmale Spalten schneiden und in der Pfanne braun rösten, eine reife Avocado in kleinere Stücke schneiden. Die braune Zwiebel sowie die Avocadowürfel unter den noch heißen Kartoffelstampf geben. Wie die Beiden habe auch ich das Gericht mit einigen Wackelkleeblüten garniert.

Ob der Name Wackelklee der korrekte Name ist, weiß ich nicht, aber er ist zutreffend. Der schöne Klee blüht überall in Teppichen. Die Blütenstengel sind so lang, dass sie sich im Wind wiegen. Der Geschmack dieser herrlich gelben Blüten ist leicht säuerlich, was mit der süßen Avocado harmoniert.

Kalmar

Bei einem Fischhändler in Letojanni lagen schöne große Kalmare auf dem Ladentisch, das Kilo für 7,-€. Die Tiere hatten ein Gewicht von knapp zwei Kilo und wir ließen sie ausnehmen, weil das doch eine ziemliche Schweinerei ist. Abziehen mussten wir sie jedoch selbst. Das ist nicht weiter schwierig.

Wir schnitten die Tube und die Fangarme in relativ kleine Stücke. Zwiebel, Knoblauch und Chilli klein schneiden. Mediterrane Kräuter wie Thymian oder Rosmarin ergänzen das Gericht. Zuerst die Zwiebel in Olivenöl anschwitzen, dann den Knobi, Chilli und Kräuter in die Pfanne geben. Wenn alles gut angeschwitzt ist, die Kalmarstücke dazugeben. Sofort mit Weißwein ablöschen und zwei bis drei Minuten köcheln, auf keinen Fall länger, dann wird der Kalmar zäh.

Schwarze Spaghetti mit Tintenfisch (für 2 Personen)

1 mittelgroße Sepia (am besten küchenfertig und mit mitgelieferter Tintenblase), Olivenöl, 1 Zwiebel, etwas Chillischote, Tomatenmark, trockener Weißwein, Spaghetti

Die Spaghetti wie gewohnt kochen. Inzwischen in einer Pfanne Olivenöl erwärmen, kleingeschnittene gewürfelte Zwiebel darin anschwitzen. Dann kleingeschnittene Chillischote und Tomatenmark mitschmoren. Wenn alles soweit angeschwitzt ist, das feingeschnittene Fleisch von Kopf und Tentakeln der Sepia in die Pfanne geben. Fast sofort darauf mit Weißwein ablöschen und aufkochen. Nun die Tintenblase vorsichtig direkt in die Pfanne ausquetschen und solange rühren, bis sich alles tiefschwarz gefärbt hat. Die Pfanne vom Herd nehmen und die abgegossenen Spaghetti dazu geben und alles vermengen. Sieht exotisch aus und schmeckt hervorragend, aber Achtung: keine Spritzer auf die Kleidung oder die Tischdecke!

Pansen (Kutteln)

küchenfertiger Pansen, Zwiebel, Knoblauch, Tomaten, Rosmarin, Salz, Pfeffer, Petersilie, Öl zum anbraten

Zwiebel kleinschneiden und im Öl anschwitzen, danach Knobi, kleingeschnittene Tomaten und Rosmarin dazugeben, alles kräftig anbraten, salzen und pfeffern, Petersilie dazugeben und servieren.

Hier noch eine knusprige Variante. So könnten wir Pansen jeden Tag essen:
küchenfertiger Pansen, Gemüsebrühe, Öl, Chili, Wurzelgemüse (weniger als Pansen), Zwiebel, Knoblauch, Butter, Salz, Pfeffer, etwas Zucker

Den Pansen 30 min in Gemüsebrühe köcheln, auch wenn er vorher schon weich erscheint. Danach abtropfen, in Streifen schneiden und in Chiliöl scharf anbraten, solange, bis er schön knusprig ist und Farbe angenommen hat. Inzwischen das Gemüse, Zwiebel und Knobi putzen, kleinschneiden und in Butter schmoren. Wenn es noch bissfest ist, zu den knusprigen Pansen dazugeben, vermengen, würzen und servieren. Sehr einfach, aber lecker.

Cedro

Eine für uns neue Frucht ist die Cedro, auch Zitronatzitrone. Sie sieht wie eine Riesenzitrone aus. Schneidet man sie auf, kommt nur sehr wenig Fruchtfleisch zum Vorschein. Fast die gesamte Frucht besteht aus dicker weißer Schale und ist etwas milder als normale Zitronen. Man bekommt sie nur an wenigen Stellen zu kaufen, da sie nicht wirklich gut in der Küche brauchbar ist. Uns hat sie aber interessiert und so probierten wir ein typisch sizilianisches Rezept: Cedro-Carpaccio.

Dafür wäscht man die Cedro gründlich, denn die äußere Schale wird ebenfalls verwendet. Danach schneidet man die Frucht, am besten mit einem Gemüseschneider, in hauchdünne Scheiben. Die werden zu einem Carpaccio auf dem Teller arrangiert. Das Rezept sagt eigentlich, dass die Scheiben mit Salz, Pfeffer, Zucker und Olivenöl mariniert werden sollen. Wir haben die Gewürze und das Öl einfach dünn über den Cedroscheiben verteilt und dann eine Weile stehen lassen. Am besten isst man das Carpaccio mit Messer und Gabel, da die Schale recht fest ist. Es ist ein erfrischendes und wohlschmeckendes Dessert.

Mandarincello

In aller Munde und in allen Regalen auf Sizilien zu finden ist Limoncello. Was weniger bekannt ist, ist Mandarincello, also nicht aus Zitronen, sondern aus Mandarinen gemacht. Auf dem Markt in Santa Croce bekamen wir einen 3-Kilo-Beutel mit Mandarinen für 1,-€. Das gab uns den Anlass, uns am Mandarincello zu probieren. Das Rezept für Limoncello bekamen wir wieder von Maria und Michael. Wir brauchten es nur umzuwandeln.

1. Tag: 1,2kg Mandarinenschalen (die ganze Schale, nicht nur das Orange) in ein großes Glas geben und mit 1l 96%-Alkohol (erhältlich z.B. im ARD-Markt) auffüllen. Die Schalen müssen bedeckt sein. Nun sieben Tage dunkel stehen lassen, und täglich kräftig schütteln.
7. Tag: 1,2l Wasser mit 1kg Zucker zum Kochen bringen (7 min), abkühlen lassen. Jetzt alles miteinander vermischen, durchsieben und in saubere Glasflaschen abfüllen. Wohl Bekomm´s!

Was macht man nun mit den vielen geschälten Mandarinen? Hier ein Vorschlag:
Mandarinen-Marmelade

Übrige Mandarinen aus der Mandarincello-Herstellung in kleine Stücke schneiden, dabei sorgfältig alle Kerne entfernen. Möglichst die Schalen dreier oder mehr Mandarinen, die man so isst, ebenfalls klein schneiden, dazu 1 kleingeschnittene Zitrone mit Schale, gut gewaschen. Das hebt den Geschmack. Alles in einen Topf geben, aufkochen und 40min weiter köcheln. Das dabei verdunstete Wasser nach und nach mit frischem Wasser auffüllen. Öfters umrühren.

Nach der Kochzeit alles pürieren und durch ein Sieb streichen. Die so entstandene Flüssigkeit mit dreiviertel soviel Zucker und wenig Geliermittel (die Schalen übernehmen den Geliervorgang) nochmals aufkochen. Wer möchte kann etwas Vanillezucker und/oder eine Prise Zimt dazugeben. 5min köcheln und zuletzt in saubere Gläser abfüllen.

Limoncello

15 Zitronen, 1l 96%-Alkohol , 1,25l Wasser, 1kg Zucker
Die Herstellung des Limoncello erfolgt genauso wie die des Mandarincello. Nach dem Abfüllen in Flaschen am besten noch eine Woche ziehen lassen, bevor Ihr ihn genießt.

Was macht man nun mit den vielen geschälten Zitronen?
1. Vorschlag: Zitronen-Ingwer-Sirup
400g frischer Bio-Ingwer, 8 geschälte Zitronen, 700ml Wasser, 500g Honig
Ingwer waschen und ungeschält in kleine Stücke schneiden. Sollte noch etwas Schale an den Zitronen dran sein, dann diese restlos entfernen und zusammen mit dem Ingwer in einen Topf geben. Gut wäre es auch, noch zwei weitere Zitronen mit Schale zu verwenden und deren dünn abgeschälte Schale ebenfalls in den Topf zu geben. Das Ganze mit dem Wasser auffüllen, aufkochen und ca. 20min köcheln lassen.
Inzwischen alle Zitronen auspressen, den Saft mit dem Honig gut vermischen. Die weiße Schale wegwerfen. Wenn die Ingwer-Wasser-Mischung abgekühlt ist, mit dem Zitronensaft-Honig-Gemisch vermengen. In Glasflaschen abfüllen. Dieser Sirup ist ein Donnerwetter an Vitaminen und als Erkältungskiller im Winter oder verdünnt mit Wasser als sommerliches Erfrischungsgetränk gut.

2. Vorschlag: Zitronen-Marmelade
Geht genauso, wie die Mandarinen-Marmelade, aber mit diesem Rezept bin ich nicht zufrieden gewesen. Die Marmelade schmeckt zwar, aber in der gekauften sizilianischen Zitronen-Marmelde sind mehr feste Inhaltsstoffe enthalten. Ich werde also das nächste Mal nach einem entsprechenden Rezept suchen.

3. Vorschlag: Limonade
Das Rezept haben wir zwar aus den USA mitgebracht, aber im Land der Zitronen ist es genauso gut einsetzbar: Je nach Bedarf Zitronen auspressen, Zucker nach Geschmack darin auflösen und gut vermixen, zum Schluss mit Soda-Wasser auffüllen. Ganz einfach und im Sommer ein fantastisches Getränk.

Südfruchtsalat

Auf Sizilien gibt es nichts mehr als Orangen. In den allermeisten Fällen kostet das Kilo 1,-€. Am besten direkt auf dem Markt oder bei den fliegenden Händlern kaufen. Das gilt eigentlich für alles, was man auf dem Markt kaufen kann. Dann bleibt mehr Geld bei den Bauern hängen und es ist in jedem Fall frisch.

Also, mit Orangen lässt sich so ziemlich alles kombinieren, was Südfrucht heißt. Hier einige Beispiele:
– Orangen, Fenchel, Oliven, Kapern, Zwiebeln
– Eichblattsalat oder Rucola, Orangen, Khakis, Fenchel, mit Bananendressing (Öl, Zitronensaft, Senf, Honig, Salz, Pfeffer)
– Orangen, Khakis, Granatapfelkerne
– Orangen, Khakis, Fenchel (hierzu passen ein paar zerkleinerte Kardamomkörner)
Die Mengen könnt Ihr nach Eurem Gusto wählen. Ein gutes Dressing zu vielen Obstsalaten wird aus Limette, Honig, Rohrzucker und einer Prise Zimt gemacht.

Weiße Creme (für 2 Personen)

1/2l Mandelmilch, 50g Zucker, 100g Speisestärke, 1 Prise Zimt
Stärkemehl in der Milch auflösen, Zucker und Zimt zugeben und auf kleinster Flamme köcheln, bis die Creme dick wird. In eine mit kaltem Wasser ausgespülte Schüssel geben, abkühlen und in den Kühlschrank stellen. Zum Anrichten aus der Schüssel stürzen, mit Zitronen- oder Orangenschalen und etwas Zimt dekorieren.

Sizilianische Cassata (für eine runde Auflaufform 17cm mit schrägen Wänden)

Diese grüne Süßspeise hat mich auf der ganzen Tour auf Sizilien interessiert, aber leider hatten wir keine Gelegenheit, die Spezialität zu probieren. Daher weiß ich nicht, wie sie richtig sein muss. Aus dem Rezept, welches ich habe, wurde ich auch nicht schlau. So probierte ich es auf meine Weise. Das Ergebnis sieht zwar nicht professionell aus, aber auch nicht so schlecht. Auf jeden Fall schmeckt es.

Umhüllung: 125g Mandelmehl, 125g Puderzucker, 1 Eßl. Honig, etwas Wasser, grüne Lebensmittelfarbe (oder wenn man hat Pandan-Extrakt aus dem Asiashop)
Biskuitteig: 5 Eier, 250g Zucker, 300g Mehl
Füllung: 500g Schafs-Ricotta, 200g Zucker, Schokoladentropfen, kandierte Früchte

Mandelmehl mit Puderzucker, Honig und etwas Wasser vermengen. Das Wasser dient der leichteren Verarbeitung. Lebensmittelfarbe dazugeben und gut mit einarbeiten. Bei Raumtemperatur stehen lassen.
Für den Biskuit Eier und Zucker schaumig schlagen, dann das Mehl vorsichtig unterheben. Auf ein Backblech geben und bei 180 Grad ca. 20min backen, dann abkühlen lassen. Es ist etwas mehr Teig als benötigt wird.
Die Kruste vom Biskuitteig abschneiden. Nun kleine Rechtecke, so hoch, wie die Cassata werden soll, abzüglich ca. 1cm für den Boden, zurecht schneiden. Mit diesen Stücken die schräge Wand der Auflaufform auslegen, dann den Boden mit dem passend geschnittenen Biskuitteig belegen.
Als nächstes den Schafsricotta mit dem Zucker verrühren und in zwei Portionen teilen. Die eine Hälfte beiseite stellen, in die andere Hälfte die Schokotropfen einrühren. Die Ricottocreme mit den Schokotropfen in die ausgelegte Form füllen und mit einem Biskuitdeckel abdecken. Jetzt habe ich die Süßspeise in den Kühlschrank gestellt, um besser damit weiterarbeiten zu können.
Nach einer Weile die rohe Cassata aus der Form stürzen und mit dem grünen Marzipan oben und an den Seiten bestreichen. Als letztes die erste Ricottahälfte obendrauf verteilen und mit kandierten Früchten nach Belieben belegen.

Kandierte Orangenschale

Orangenschale mit dem Weißen in Streifen schneiden und in einen Topf geben, Wasser dazu und aufkochen. Das Wasser abgießen und den Vorgang wiederholen. So bekommt man die meisten Bitterstoffe aus den Schalen. Leicht antrocknen lassen und wiegen. Genauso viel Zucker, wie die Orangenschalen wiegen, dazugeben. Dann je 100g Zucker 50g Wasser abmessen. Alles zusammen erneut aufkochen und solange köcheln, bis das Wasser verdunstet ist. Aufpassen, dass der Zucker nicht verbrennt. Die so vorbereiteten Orangenschalen auf ein Blech zum Trocknen geben. Wenn man will, kann man die Streifen an einem Ende in flüssige Schokolade tunken. So hat man einen tollen Snack oder eine Dessertgarnitur. Am besten in einem Schraubglas trocken lagern.

Siracusa

Siracusa wurde 734 v.Chr. von den Griechen gegründet und galt bis 212 v.Chr. als der Nabel der griechischen Welt. Leider war es keine sehr lebenswerte Zeit, denn der Stadtstaat der Antike wurde von Tyrannen regiert. Als dann die Römer kamen, belagerten sie Siracusa zwei Jahre lang und nahmen sie anschließend ein. Der Sage nach soll dabei einer der römischen Soldaten den berühmten Mathematiker Archimedes erschlagen haben. Dies war der vorläufige Untergang der Stadt. Im Archäologischen Park „Neapolis“ wurde ein Großteil des Zentrums des antiken Siracusa ausgegraben. Mit einem Ticket sind das römische Amphitheater, das griechische Theater, das „Ohr des Dionysus“ (eine 60m lange Höhle mit hervorragender Akustik) und weitere Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Ein Großteil des Geländes sieht wie ein Steinbruch aus. Da wir die meiste Zeit des Tages in der Altstadt verbrachten und dann auch noch zu den Salinen wollten, ließen wir den Besuch des Archäologieparks aus. Wir versuchten noch, am oberen Ende des Geländes einen Blick auf die Theater zu erhaschen, aber das war nichts.

Höhlen im Archäologischen Park Siracusa

Um die Altstadt von Siracusa zu besuchen, parkten wir unser Auto auf dem Parkplatz direkt vor der Brücke zur Insel Ortigia. Die Insel ist durch zwei Brücken mit dem Festland verbunden, zwischen denen kleine Fischerboote einen Hafen gefunden haben. Von hier starten Rundfahrten per Boot an der felsigen, mit Höhlen durchsetzten Küste entlang.

zwischen Festland und Insel Ortigia

Wir lenkten unsere Schritte zuerst über die Promenade, die unterhalb der Altstadt verläuft. Sie wird durch einen kleinen Park am Ende begrenzt, in dem vier uralte Gummibäume mit vielen Luftwurzeln stehen. Gleich nebenan befindet sich ein winziger Strand.

Strand von Ortigia

Nur ein paar Meter weiter gelangt man zur Fonte Arethusa. Dies ist eine große Süßwasserquelle direkt am Meer. Eine Insel aus Papyrusstauden nimmt fast die gesamte Wasserfläche ein, in der sich Karpfen tummeln. Das Quellwasser fließt durch eine Öffnung in der Mauer ins Meer ab. Arethusa war eine schöne Waldnymphe, die sich der Sage nach an dieser Stelle ins Meer stürzte, um dem griechischen Flussgott Alpheios zu entkommen, der ihr nachstellte.

Fonte Arethusa mit Papyrusinsel

Ganz ohne Autoverkehr geht es bis zum Castello Maniace weiter, welches die Insel Ortigia zum Meer hin abschließt. Das Fort kann nur mit einem Eintrittsgeld von 4,-€ besichtigt werden, aber auf dem großen freien Platz davor kann man schön die Seele baumeln lassen, bevor man sich in die Gassen und ins Gewimmel der Altstadt begibt.

Castello Maniace

Die meisten der Gassen gleichen denen aller italienischen Städte, nur das sie in Siracusa mit vielen Barockelementen durchsetzt sind. Die Touristen finden hier alles, was sie „brauchen“. Der Domplatz ist auch in Siracusa ein sehenswertes Zentrum, fast alles im Barockstil gebaut. Die Fassade des Doms dominiert die Szenerie, aber auch das Rathaus und verschiedene andere Palazzi lassen die Besucher staunen. Ich komme mir wie in meiner Heimatstadt Dresden vor.

Domplatz auf Ortigia

Geht man nun wieder in Richtung der Brücken zum Festland, kommt man am Apollo-Tempel heraus. Viel ist nicht mehr übrig von ihm, aber die Ausmaße der Ruinen lassen erahnen, wie riesig der Tempel war.

Gleich nebenan steht die alte Markthalle aus dem Jahre 1900. Es gab schon in der Antike an dieser Stelle einen Markt, aber im Rahmen der Neuorganisation nach der spanischen Besatzung baute man die Markthalle, damit die frischen Waren wie Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse beim Verkauf nicht mehr so der Witterung ausgesetzt sind. Es entstand ein quadratisches Gebäude mit Bogenfenstern und einem Innenhof mit umlaufendem Arkadengang. Die meisten Verkaufsstände bieten ihre Waren jedoch außerhalb, rund um die Markthalle an.

im Atrium der alten Markthalle

Nach dem Stadtbummel in Siracusa fuhren wir noch zur Saline von Siracusa, im Westen des Porto Grande, wie die Bucht südlich von Siracusa heißt. Der Weg ist ausgeschildert, aber das letzte Stück des Weges muss man zu Fuß gehen, denn die Saline ist ein Naturpark. Auf der rechten Seite kann man über die Bucht hinweg die lange Skyline von Siracusa sehen. Links liegen die Wasserbecken der Saline, die heutzutage sich selbst überlassen werden. Wir hatten sogar Glück und sahen in der Ferne Flamingos. Die meisten von ihnen schliefen gerade, nur wenige stakten auf Nahrungssuche durch das flache Wasser.

Flamingos in der Saline von Siracusa

Auf dem Rückweg nach Avola nahmen wir die kleine Straße durch das Marschland und kamen dabei nach Ognina. Dieser kleine Ort liegt fast verlassen da. Es gibt eigentlich nichts, nur felsige Küste und einen hübschen kleinen Hafen. Im Sunset-Café Amyra kehrten wir zu einem Kaffee ein und genossen die winterliche Ruhe im Sonnenschein.

Eigentlich wollten wir uns noch in Fontane Bianche umsehen, aber das ist ein reiner Urlauberort. Zudem fanden wir nicht einen Zugang zum Strand. Der ist anscheinend nur für Hotelgäste oder über die öffentlichen Strandbäder im Sommer zugänglich.

Noto

Das heutige Noto stammt erst aus der Zeit nach dem großen Erdbeben 1693. Damals verließen die Einwohner des antiken Noto ihre zerstörte Stadt und bauten sie 10km in Richtung Küste neu auf. Innerhalb weniger Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts entstand dann die schicke Altstadt im schönen Barockstil. Sie wurde auf dem Reißbrett geplant und mit gelbem Sandstein aus der Nähe verwirklicht. Inzwischen ist Noto Welterbe-Barockstadt und das zurecht. Entlang des Corso Vitt. Emanuele spielt sich die Hauptsache in Noto ab. An dieser Fußgängerzone, im Osten steht das Stadttor Porta Ferdinandea, sind die Kathedrale San Nicoló und das Theater zu finden.
Eine breite Freitreppe führt zum Eingang der Kathedrale nach oben. Gleich gegenüber steht der Palazzo Ducezio, das Rathaus. Für die meisten Sehenswürdigkeiten wird ein Eintrittsgeld von ca. 3,-€ verlangt.

Kathedrale San Nicoló in Noto

Für uns ist die schönste Kirche San Domenico an der Piazza XVI Maggio, gleich gegenüber des Theaters. Von außen ist sie ein echtes Juwel des Barock. Innen eher schlicht beherbergt sie ein wunderschönes Stück Handwerkskunst. Die Front der Kirche wurde bis ins kleinste Detail aus Bast nachgestaltet. Da hat sich jemand echt Mühe gemacht.

Portal der Kirche San Domenico

Wer die gelbe Stadt, was uns an die englische Stadt Bath erinnert, von oben sehen möchte, der steigt die enge Wendeltreppe der Campanile di San Marco nach oben. Die 2,-€ Eintritt dafür sind sehr gut angelegt. Es lohnt sich wirklich. Man kann nicht nur über fast das gesamte Noto sehen, sondern auch bis zum Meer.

über den Dächern von Noto

Es wäre aber schade, wenn man sich nur auf dem Corso Vitt. Emanuele aufhalten würde. Man sollte unbedingt auch abseits durch die Straßen und Gassen spazieren. Noto hat sehr viel mehr zu bieten.

Nun hatten wir das neue Noto gesehen und waren auf das alte Noto, Noto Antica, neugierig. Während die von uns ausgewählte Straße auf der Karte gelb gekennzeichnet ist, ist sie in Wirklichkeit eher eine Straße für Geländewagen, inklusive zwei Furten. An vielen Ecken dachten wir, es geht nicht mehr weiter, aber auch hier haben sich Leute mit ihren Wohnhäusern versteckt. Es sieht alles etwas verwildert aus. An der ersten Furt stehen Apfelsinen- und Zitronenbäume so frei, dass wir uns gerne daran bedienten.

Durchfahrt einer Furt auf dem Weg nach Noto Antico

Von hier ab führt die Straße wieder aufwärts, die Befestigung der Straße verschwand bald ganz. Zum Teil kommt der uralte Steinbelag zum Vorschein, manchmal ist aber nur noch loser Kalkstein-Schotter da. Uns kam sogar eine Schafherde entgegen, ohne Schäfer. Anscheinend kennen die Tiere ihren Weg. Die einsame Bergwelt und Karstlandschaft ist wunderschön. Es wachsen allerorten Salbei, Thymian und Rosmarin, aber im Winter haben sie wohl ihr Aroma verloren. Die Kräuter schmecken nach gar nichts.

Begegnung mitten in den Bergen Notos

Hin und wieder sind Grabhöhlen der Ureinwohner Siziliens, der Sikuler, in den Kalksteinfelsen zu sehen. Sie wurden noch vor der Ankunft der griechischen Kolonisatoren angelegt.

Kurz vor der Bergkuppe beginnt ein Ruinenfeld. Zumeist sind nur noch die niedrigen Bruchsteinmauern aus Kalkstein übrig, die die Grundstücke begrenzten. Dazwischen ragen ab und zu Ruinen der ehemaligen Häuser des antiken Noto heraus. Das antike Noto wurde durch das verheerende Erdbeben im Januar 1693, auf dessen Spuren wir nun schon unterwegs sind, seit wir auf Sizilien ankamen, ausgelöscht. Immer weiter fuhren wir durch eine Ruinenlandschaft, bis wir zu einem Platz kamen, an dem mehrere Wegweiser stehen. Dies war einmal der zentrale Platz des antiken Noto, die Piazza Maggiore. Hier befanden sich die repräsentativen Gebäude wie die Kirche. Ob die große Ruine, die den Platz bestimmt, die Kirche war, wissen wir nicht.

größte Ruine in Noto Antico

Wir folgten dem Schild „Cava del Carosello“. Auch hier wieder Mauern, Ruinen und sogar ein Brunnen. Dann kamen wir an einen eingezäunten Bereich. Der Eingang ist aber offen. Dieser Bereich liegt am Rande einer tiefen Schlucht. Ein abenteuerlicher Weg führt in das Tal hinunter. Wir folgten dem Weg nur ein kurzes Stück und kamen an eine kleine, künstlich geschaffene Höhle mit Nischen und einem Abzug. War sie Teil einer Wohnhöhle oder eine Grabhöhle? Es steht nichts dazu geschrieben. Wir gehen davon aus, dass am Weg nach unten weitere Höhlen zu finden sind.

abenteuerlicher Weg zu den Cava del Carosello

Wir fuhren die Straße, die eigentlich ein Weg ist, nach Norden weiter und kamen an mehreren ehemaligen Palästen vorbei. Tafeln erklären, was vor dem Betrachter liegt. Irgendwann steht man vor dem Castello Reale aus dem 11. Jahrhundert. Es wurde mehrfach erweitert und renoviert, bis das Erdbeben auch dem Fort den Garaus machte. Das Castello reicht bis an das Stadttor heran. Dort erkennt man, dass das Fort direkt auf andere Höhlen gebaut wurde.

uralte Höhle unter dem Castello Reale

Das war ein ausgesprochen interessanter Ausflug. Das antike Noto war riesig. Wie es ausgesehen hat, zeigt eine Tafel am Stadttor.

Nun setzten wir unseren Weg fort, um zum Cavagrande del Cassibile zu kommen. Gleich hinter der ersten Serpentine werden weitere Grabhöhlen der Sikuler sichtbar, die in mehreren Etagen vor dem Forteingang im Fels liegen.

Grabhöhlen der Sikuler

Ein paar Kilometer weiter passiert man das beeindruckende Kloster Convento della Scala, bevor man durch den Ort Villa Vela kommt. Danach biegt man rechts nach Avola ab, um nach etwa 7km zum Aussichtspunkt über dem Cavagrande del Cassibile einzubiegen. Dies ist einer der größten Canyons in Europa. Die steilen Wände des Canyons fallen über 500 Meter in die Tiefe ab, wo sich der gleichnamige Fluss schlängelt. Das Besondere sind jedoch die natürlichen Pools, in denen man im Sommer baden kann. Für dieses Vergnügen muss man allerdings erst einmal den mühevollen Fußweg nach unten nehmen. Der ist jetzt im Winter geschlossen, aber trotzdem waren Leute dort unten unterwegs. Wie kamen die wohl dort hin? Die Aussicht über den Cavagrande ist jedenfalls grandios. In der Ferne erhebt sich der immer noch rauchende Ätna aus der Landschaft, der mehr als 100km entfernt ist.

Pools des Cavagrande del Cassibile

An der Serpentinenstraße hinunter nach Avola passiert man immer wieder Höhlen oder Reste davon, die dem Straßenbau zum Opfer fielen.

Avola

Nach 46 Nächten auf dem Aurora-Parking in Giardini-Naxos verließen wir den Ätna und seine sehr interessante Umgebung. Wir hatten eine schöne Zeit dort, aber im Süden Siziliens ist es zumindest nachts doch ein paar Grad wärmer. Der sizilianische Winter hat Einzug gehalten. Tagsüber bewegen sich die Temperaturen „nur“ noch zwischen 12 und 15°C, nachts sind es gerade einmal 8-9°C. Außerdem müssen wir irgendwann weiter, wenn wir rund um die Insel fahren wollen.
Den Ätna fast immer im Blick, bis hinter Siracusa, kamen wir in Avola an. Die weiße Rauchfahne des Ätna steigt erst steil auf, bis sie der schwache Wind dann waagerecht in den Süden Siziliens trägt, bis weit über das südlichste Ende bei Pachino auf das Meer hinaus. Das ist so genau zu sehen, weil sonst kein Wölkchen am Himmel auszumachen ist. Das wir jetzt wirklich im Süden sind beweisen die vielen Palmen und Agaven in der Küstenregion.

Abschied vom Ätna

Avola ist auch ein sommerlicher Touristenort. Jetzt im Winter ist es ruhig. Von dem Parkplatz am Lido di Avola aus, wo wir übernachten, starten wir unsere Entdeckungstouren in die Umgebung. Zuerst war Avola dran. Die Wurzeln der Stadt liegen Ende des 17. Jahrhunderts, nachdem das antike Avola, auf einer Bergkuppe landeinwärts gelegen, durch das große Erdbeben 1693 zerstört wurde. Man legte zuerst ein sechseckiges Fort an, dessen Konturen bis heute erhalten blieben. Das Fort existiert nicht mehr. Eine Straße hat inzwischen die Fortmauern ersetzt. Innerhalb der sechseckigen Altstadt führen zwei rechtwinklig zueinander verlaufende Hauptstraßen zu jeweils einem Platz am Rande der Altstadt. Wo sich die beiden Straßen kreuzen, befindet sich die zentrale Piazza Umberto I. Die meisten Sehenswürdigkeiten konzentrieren sich in diesem Bereich, wie unzählige Kirchen und das Theater „Garibaldi“. Außerhalb der ehemaligen Stadtmauer sind z.B. Marktplätze, die alte Markthalle (heute Bibliothek und Treffpunkt) und das Mandelmuseum zu finden.

Piazza Umberto I. in Avola

Am Strand, in der Nähe unseres Parkplatzes, stehen spärlich ausgegrabene Reste einer römischen Villa und ein Dolmen. Diese monolithischen Grabanlagen kennen wir eigentlich nur aus dem Norden Europas, deshalb überraschte uns dieser hier. Allerdings wurde er wohl durch die vielen Erdbeben und Erosion beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen.

Dolmen in Avola

Ein schönes Erlebnis hatten wir auf dem Marktplatz Piazza San Sebastiano im Norden Avolas. Es war an diesem Tag kein Markttag, aber ein Gemüsehändler hatte seinen Laden geöffnet. Davor röstete ein Mann leckere rote Paprika, die er verkaufte. Wir bekamen Appetit und kauften zwei Stück zum Probieren. Als wir die 50 Cent dafür bezahlt hatten, legte der Verkäufer noch eine weitere geröstete Paprika dazu. Da sie warm am besten schmecken, aßen wir sie gleich auf einer Bank in der Nähe. Das beeindruckte den Verkäufer so sehr, dass er uns etwas Papier für die fettigen Finger gab. Die Paprika waren so lecker, dass wir noch ein paar holen wollten, aber da war der Verkäufer schon damit beschäftigt, uns eine besondere Pfanne zuzubereiten. Er zog die Paprika selbst ab und träufelte etwas Olivenöl sowie Zitronensaft darüber. Inzwischen hatte sich ein deutschsprechender Freund eingefunden, der übersetzte. Als ich bezahlen wollte, meinte er, das ist ein Geschenk und wir sollen uns die Spezialität schmecken lassen. Wir bedankten uns vielmals und machten uns über die Leckerei her. Mehrmals beteuerten wir, dass es uns sehr geschmeckt hat, was den Verkäufer sehr freute. Nach einer kleinen Unterhaltung traten wir den Rückweg an.

Paprikaverkäufer

Geradezu beschaulich geht es in der Marina di Avola zu. Eine große Ruine dominiert den Hafen. Es war wohl einmal eine Fischfabrik. Mehrere Pizzerien und Cafés laden zur Einkehr ein, im Fischladen bekommt man frischen Fisch und Meeresfrüchte. Das ist nicht selbstverständlich, denn das Angebot in vielen kleinen Fischläden stammt meistens aus mehreren Vortagen.

Marina di Avola

Weitere Ausflüge von Avola:
Noto, Noto Antica, Cavagrande del Cassibile
Siracusa

Ätna Eruptionen

Der Ätna ist nach dem Kilauea auf Hawaii der zweitaktivste Vulkan der Erde. Das Vulkanmassiv misst ungefähr 40km im Durchmesser und zählt um die 300 Krater und Nebenkrater. Die meisten von Ihnen befinden sich in Richtung Catania, was der Stadt schon oft ziemlich geschadet hat. Die Ringstraße am Fuße des Ätna, der komplett Naturpark ist, ist ca. 185km lang. Die Höhe des höchsten Kraters liegt auf über 3300m über dem Meer. Das sind schon interessante Zahlen.

der Ätna in seiner ganzen Pracht

Als wir am 12. November in Giardini-Naxos ankamen, schlief der Vulkan, nichts passierte. Ein paar Tage später fuhren wir zur Südseite des Ätna, wo uns der Lift auf 2500m Höhe brachte, immer noch nichts. Bald fing der Vulkan jedoch an, dünne Dampfwolken auszustoßen, vollkommen harmlos. Zu dieser Zeit erkundeten wir die Nordflanke des Ätna. Damals vernahmen wir schon ein leises Fauchen aus dem Gebiet des Gipfels.

Nach zweieinhalb Wochen etwa, Ende November, konnten wir abends leichte Ausbrüche am Nordostkrater beobachten, verbunden mit ebenso leichten Lavaströmen. Das war aufregend. Jeden Abend, wenn die Wolken es zuließen, beobachteten wir nun den Vulkan und machten Fotos von den Eruptionen. Seitdem nahm die Intensität stetig zu. An jedem Abend, an dem Aufnahmen gelangen, freuten wir uns mehr. Ab und zu hörte man es kurz grollen und krachen, was aber keine Auswirkungen hatte.

Ätna Eruptionen

Seit ungefähr drei Wochen kommen zudem ununterbrochen Dampf- und Rauchwolken aus einem der vier Hauptkrater. Sie ziehen in Richtung Küste in dem Gebiet zwischen Catania und Giarre. Welche Unmengen an Staub und Gasen mögen das wohl im Laufe der Zeit sein, die aus dem Ätna kommen?

Gipfel des Ätna mit Dampfwolken

Seit ein paar Tagen sind die Ausbrüche am Nordostkrater schon ziemlich spektakulär, wenn man das aus 26km Luftlinie Entfernung so bezeichnen darf. Die Fotos der Eruptionen machen inzwischen schon ganz schön was her.

in der Dämmerung

Um die Mittagszeit des Heiligen Abends dann drang eine große dicke Rauchwolke aus dem Vulkan, erst zaghaft, dann aber immer mächtiger. Schnell wurde das Schauspiel so interessant, dass selbst die Sizilianer aufmerksam wurden. Inzwischen grollte es ununterbrochen, was sich wie ein entferntes Gewitter anhörte. Die Rauchwolken verstärkten sich immer mehr, das Grollen auch. Fast zwei Stunden dauerte das Schauspiel, bevor es wieder abebbte. Statt „Leise rieselt der Schnee“ konnten wir nun singen: „Leise rieselt die Asche“, das etwas andere Weihnachten. Da wird die Geschichte von Pompeii lebendig. Die Einwohner am Fuße des Vesuv sahen damals sicher auch so zum Vulkan wie wir, bis die Katastrophe geschah.

Aschewolke zum Heiligen Abend

die dicken Rauchwolken formen immer wieder tolle Figuren

Als es abends dunkel wurde, sahen wir, dass sich eine lange Spalte an der Ostflanke des Ätna aufgetan hatte, in Höhe von Giarre. Die austretende Lava leuchtete weithin. Leider wurde das Schauspiel immer wieder von Rauchwolken verdeckt, so dass uns kaum ein Foto gelang.

neue Spalte nach dem Ausbruch

Vorgestern, am 22.12.2018 brach in Indonesien der Krakatau aus, was einen Tsunami auslöste. Dabei waren Tote und Verletzte zu beklagen. Das war wohl der Startschuss für viele Vulkane rund um die Welt, denn der Ätna wie auch der Stromboli verstärkten ihre Tätigkeit nur ein bis zwei Tage später.

Am frühen Morgen des 2. Weihnachtsfeiertages ereignete sich ein schweres Erdbeben am Südhang des Ätna und verursachte Schäden von Acireale bis in den Norden Catanias. Es war nur in etwa 10km Umkreis zu spüren und hatte eine Stärke von 4,8 bis 5,1, je nach Quelle. Der Herd befand sich ca. 1km unter der Erdoberfläche. Eigentlich wollen wir morgen in den Süden weiterfahren, aber die Autobahn ist nach dem Erdbeben zwischen Giarre und Acireale teilweise gesperrt. Mal sehen, wie sich die Lage entwickelt, ansonsten müssen wir doch noch ein paar Tage in Naxos bleiben. Seit dem Ausbruch Heilig Abend wurden hunderte kleine Erdbeben aufgezeichnet. Manchmal, wenn wir im Womo sitzen und keiner von uns sich bewegt, schaukelt es kaum merklich. Es ist kaum wahrnehmbar, aber diese Bewegungen sagen uns, dass es wieder eines der winzigen Beben war.

Inzwischen haben wir im Internet Bilder gefunden, die den Ausbruch des Ätna aus dem Süden zeigen. Dort sah man die mächtige Lavasäule, die der Vulkan beim Ausbruch Heilig Abend in die Höhe blies. Wir konnten ja nur die Rauchwolke sehen.

Umgebung von Naxos

Während in Giardini-Naxos jede Menge los ist, geht es in Letojanni gemächlich zu. Man kann in Ruhe die Straße hinter dem Strand entlang spazieren und dabei in die Gassen schauen, die in den Ort führen. Gleich dahinter erheben sich die Berghänge des Küstengebirgszuges. Den Rückweg sollte man durch die Parallelstraße zur Strandstraße nehmen. Nette Vorgärten, Eingänge und Balkone schmücken die eng stehenden Häuser.
Die Kirche San Giuseppe am Francesco Durante-Platz erstrahlt nach mehreren Renovierungen in jüngster Zeit in tollem Glanz. Die in mehrere große Rechtecke geteilte Decke ist mit schönen feinen, mosaikartigen Ornamenten geschmückt. Links vom Eingang erfreut eine kleine Besonderheit die Besucher, ein niedliches Modelldorf, in dem das Leben fast explodiert. Wenn man auf einen Knopf drückt, dann bewegen sich viele Teile davon und eine liebliche Musik erklingt dabei. Es macht viel Spaß, die vielen Details zu entdecken.

Straßentunnel in Letojanni

Ein weiteres Ziel ist das Calatabiano-Castle, dass heißt die Ruinen desselben. Es liegt auf einem 220m hohen Lößhügel hinter der Stadt, in der Nähe des Alcantara-Flusses. Der Alcantara bezeichnet die Grenze zwischen den Regionen Messina und Catania. Der heutige Ort Calatabiano existiert erst seit 1693, nachdem ein verheerendes Erdbeben im Noto-Tal die alte Siedlung zerstört hatte. Die Festung selbst ist römisch-griechischen Ursprungs und wurde später von den Normannen und Arabern genutzt. Die Araber erwähnten die Festung erstmals schriftlich. Sie bauten auch das kleine Schloss unterhalb der Festung.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Festung zu besuchen. Einmal die Nutzung des Liftes, oder zu Fuß per kurzer Wanderung den Berg hinauf, wobei man an mehreren Ruinen alter Wohnhäuser und später am arabischen Schloss vorbeikommt. Von dort oben hat man eine herrliche Aussicht auf Calatabiano, die Küste sowie Taormina. Das Eintrittsgeld in die Burg beträgt 5,-€, für den Lift bezahlt man noch einmal 2,-€.
Ist man wieder im Ort, sollte man einen kleinen Spaziergang durch die verwinkelten Gassen unternehmen.

Castello Calatabiano

Der schönste Ort, den wir auf dieser Reise gesehen haben, ist Castelmola. Wir finden, es ist ein „Muss“, diesen Ort zu besuchen. Schon allein die Fahrt nach dort oben ist ein Abenteuer, erst durch Taormina und dann in engen Serpentinen die Berghänge hinauf, bis auf 529 Meter.

auf dem Weg nach Castelmola

Castelmola wurde im Laufe seiner 2800-jährigen Geschichte mehrmals zerstört, nicht durch Naturkatastrophen, sondern durch die verschiedenen Eroberer. Das heutige Gesicht des Ortes stammt wohl aus dem Mittelalter. Es macht Spaß, durch die engen Gassen zu spazieren, die zum Teil aus Treppen bestehen, um die großen Höhenunterschiede zu überwinden. Wunderschöne Aussichten auf die Küste, die unterhalb liegende Stadt Taormina und den Ätna bieten sich von vielen Stellen Castelmolas. Vor allem von den Ruinen der mittelalterlichen Festung aus, die über Castelmola thronen. Dort bietet sich eine 360°-Rundumsicht. Die Anfänge der Burg liegen wohl in der griechisch-byzantinischen oder römischen Zeit.

Blick vom Castell Castelmolas auf den Hauptplatz des Ortes

Achtung! Dieser Abschnitt ist nicht Jugendfrei. Der Hauptgrund, warum die meisten Touristen Castelmola besuchen, ist die Bar Turrisi. Sie hat von 9-2 Uhr nachts geöffnet und befindet sich an der Piazza del Duomo. In mehreren Etagen, liebevoll und stilecht eingerichtet, werden die Gäste vom sehr netten, mehrsprachigen Barbesitzer mit Essen und Trinken vom Feinsten verwöhnt. Das Thema der Bar? Alles rund um den Penis. Tischbemalungen, Wand- und Bodenfliesen, Lampen, Flaschen, Gläser, als Plastiken, was auch immer, überall sieht man Penisse, vollkommen verrückt.

Eingang zur Bar Turrisi

Und bitte, auf keinen Fall versäumen, die Toiletten aufzusuchen. Dort zieren die Wände schwarz-goldene Bilderfliesen mit Sexstellungen aus dem alten Griechenland, die dem Kamasutra alle Ehre machen.

Fliesendarstellung in der Toilette der Bar Turrisi

Auf dem Rückweg nach unten sollte man noch einmal zum Castello di Taormina fahren. Die Festung selbst kann nicht besucht werden, aber vom Aussichtsbalkon an deren Fuß kann man noch einmal toll über Taormina blicken. Sogar der Blick in das griechische Theater, Teatro Antico, ist frei.

Taormina mit Tetro Greco

Sehenswert hier ist auch die Kapelle „Madonna della Rocca“, der Patronin Taorminas. Die im 14. Jahrhundert halb in den Fels gebaut wurde. Der Innenraum mit der rohen Felsdecke ist mit zarten, gemalten Ornamenten geschmückt. Die zwei kleinen Altäre sind liebevoll gestaltet. Fast kommt man sich wie in einer Puppenstube vor, sehr schön.

Kapelle „Madonna della Rocca“

Zu einem der schönsten Orte Italiens zählt auch das kleine Bergdorf Savoca bei Santa Teresa. Es ist gleichzeitig ein Ort der Kunst. Gleich am Ortseingang hat sich ein Atelier niedergelassen, in dem Edelstahl zu Kunstwerken verarbeitet wird. In der näheren Umgebung sind einige dieser Kunstwerke ausgestellt, die man bewundern kann. Irgendwo in Savoca muss auch ein Keramik- und Tonkünstler zu Hause sein, denn allerorten sind kleine und große Reliefs in die Häuserwände eingelassen, sehr schön gearbeitet. Fast alle zeigen kirchliche Darstellungen.

Kunstwerk aus Edelstahl in Savoca

Während wir eigentlich eine bedrückende Enge in den Bergdörfern gewohnt sind, hat man in Savoca genug Luft zum Atmen. Wie Krakenarme gruppieren sich schmale Häuserzeilen entlang der Berggrate, die um den Zentralplatz herum liegen. Dort befindet sich einer der Parkplätze, ein Aussichtspunkt und die Bar Vitelli.
Die Bar Vitelli ist berühmt, weil dort 1972 einige Szenen des Meisterstücks von Francis Ford Coppola „Der Pate“ gedreht wurden. Marlon Brando und Al Pacino spielten in den Hauptrollen. Einige Fotos von den Arbeiten damals hängen in einem Raum der Bar, in dem sich sogar der hauseigene Brunnen befindet. Wahrscheinlich der Berühmtheit der Bar Vitelli ist es geschuldet, dass der Kaffee ganze 4,-€ kostet, inkl. zeitgenössischer Musikbeschallung.

Bar Vitelli

Wer Savoca besucht, sollte sich auf den Rundweg um die Burg Castello Pentefur machen, die über dem Ort thront. Drei schwere Erdbeben haben seit 1693 nicht mehr viel von dem Bauwerk übriggelassen. Die Burg wurde wohl zu römisch-byzantinischer Zeit errichtet, später von den Arabern übernommen und ausgebaut. Um 1070 zogen die Normannen ein, die daraus eine Sommerresidenz machten. Seitdem bewohnten weitere Eigentümer die Burg, bis zu den großen Erdbeben. Heutzutage sind Bemühungen im Gange, die Reste der Burg der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Von jeder Ecke des Rundweges bietet sich ein herrlicher Ausblick auf die umliegende Landschaft. Mehrere Kirchen säumen zudem den Weg.

Teilansicht von Savoca

Eine weitere Sehenswürdigkeit soll die Krypta des Convento del Cappuccini sein, in der Mumien aus dem 18. Jahrhundert aufbewahrt werden. Es waren reiche und mächtige Aristokraten, die durch natürliche Austrocknung in der Gruft der Kirche mumifizierten. Seit 1876 werden sie in ihrer zeitgenössischen Kleidung der Öffentlichkeit präsentiert. Eigentlich soll die Krypta von Donnerstag bis Sonntag geöffnet sein, aber bei unserem sonntäglichen Besuch war geschlossen. Wer will, kann per Telefon sein Interesse bekunden, dann wird wahrscheinlich geöffnet werden.

Seit fünf Wochen stehen wir nun schon in Naxos. Zeit genug, endlich einmal eine Wanderung in Angriff zu nehmen. Unsere Stellplatznachbarn Sarah und Jason, Kiwis, die seit vier Jahren in Wales ihre Wahlheimat gefunden haben, gaben uns den Tipp. Sie waren zu Fuß in Taormina, eine 12km-Wanderung. Sie berichteten von einem Ziegenpfad den Berg hinauf. Das machte mich neugierig. Auf einer Wanderung lernt man doch viel mehr von der schönen Landschaft kennen. Von Naxos aus sieht man den gesamten Gebirgszug vom Kap Taormina, über Taormina selbst, Castelmola bis hin zum Monte Veneretta (Veneri). Dort hinauf zog es mich. Die Tour bis zum ersten Aussichtspunkt am Monte Veneretta ist 8,8km lang, wobei auf 5,6km rund 800 Höhenmeter bewältigt werden müssen. Das bedeutete, dass ich, ich machte die Wanderung alleine, ganze drei Stunden ausschließlich steil bergan steigen musste, teilweise über Treppen. Es war eine echte Herausforderung, aber die Tour selbst und die Aussichten waren die Anstrengung wert. Der Weg führt durch Taormina, an Castelmola vorbei und dann den Hang des Monte Veneretta hinauf.

auf dem Weg zum Monte Veneretta ist schon Frühling

Kurz vor dem Aussichtspunkt traf ich auf eine große schwarze Schlange. Ich hörte zuerst nur ein Geräusch. Als ich dem mit den Augen nachging, verschwand die Schlange gerade mit dem Kopf voran in einer Bruchsteinmauer. Der Umfang der tiefschwarzen Schlange maß ungefähr ein Dreiviertel meines Handgelenkumfanges, die Länge gut über einen Meter. Es war eine Prachtschlange. Sarah und Jason trafen bei ihrer Wanderung ebenfalls auf solch eine schwarze Schlange, die jedoch lange nicht so groß war. Meine Nachforschung ergab, dass es sich bei dieser schwarzen Schlange um eine Zornnatter handelt. Die normale Färbung ist gelbgrün, aber in Italien/Sizilien lebt eine schwarze Variante dieser Zornnatter. Sie ist nicht giftig und nicht aggressiv, aber bei Bedrohung beißt sie schnell zu und führt dann auch noch Kaubewegungen aus, was zu schweren Verletzungen führt.

am Hang des Monte Veneretta

Endlich war ich oben und genoss die Aussichten hoch über allem in Richtung Küste. Der Ätna hatte sich an diesem Tag dick in Wolken gehüllt, sonst schien die Sonne. Nachdem ich mich erholt hatte, nahm ich den Abstieg in Angriff, bis Castelmola den gleichen Weg, den ich gekommen war, dann wand ich mich in Richtung Giardini. Taormina passierte ich dabei fast ausschließlich über Treppen, Treppen ohne Ende, Wahnsinn. Irgendwann kam ich am namenlosen Fluss heraus, der in Giardini ins Meer fließt. Am Ende war ich gut fünf Stunden plus Pause auf den 17,6 Kilometern unterwegs.

hoch über der Küste und Giardini-Naxos

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